Sommelierschwemme

Vom Wein über Wasser immer weiter - braucht jeder Geschmack einen Fachmann?!
Vom Wein über Wasser immer weiter - braucht jeder Geschmack einen Fachmann?!
Die Bewunderung und Anerkennung für Menschen, die wissen was sie tun, ist in meinen Augen absolut begründet.
Doch wissen was man tut und wissen was man schmeckt sind zwei paar Schuh. Oder auch nicht?!

Die Zahl der Menschen mit Sommelier-Titel steigt. Und das nicht, weil plötzlich so viele etwas von Wein verstehen. Nein. Die Betätigungsbereiche der Sommeliers weiten sich aus.
Weg vom Wein, ja sogar weg von den Getränken, hin zu allen Bereichen, die zur Nahrung gehören.

Dabei ist ein Sommelier ja eigentlich ein Mundschenk. Jedenfalls so die Übersetzung aus dem Französischen. Sommeliére ist das weibliche Pendant (auch so ein schönes französisches Fremdwort 🙂 )

An Wasser-Sommeliers habe ich mich schnell gewöhnt – sicherlich auch, weil die Wein-Sommeliers (im Deutschen eigentlich Weinkellner – aber wie klingt das denn?) die Bedeutung des Wein begleitenden Wassers schon lange im Auge haben und meine Vorliebe für Sprudel mit Achselzucken dulden. Da bin ich einfach beratungsresistent.

Als gut trainierte Wasserkonsumentin, ist mir natürlich auch schon immer wieder die geschmackliche Vielfalt der unterschiedlichen Wässerchen aufgefallen. Daher finde ich diesen Bereich für einen Mundschenk sehr nachvollziehbar…

Und was dem einen sein Wasser, ist dem anderen sein Saft!

Klar, dass es auch da gravierende Unterschied gibt, die in der höheren Gastronomie einen Berater fordern. Seit diesem Jahr bleibt diese Forderung nicht mehr ungehört… und bei der Bierauswahl gibt es bereits seit 2005 ausgebildete Fachleute.

Über Brände, Schnäpse, Cognac (da gibt es ja sogar eigene Sommeliergläser zu) brauchen wir gar nicht mehr nachdenken. Alles schon fest im Griff der Mundschenke.

Und kaum zu glauben, aber Kaffee-Sommeliers gibt es bereits seit 2001 (ich beziehe mich hier immer auf Deutschland – in anderen Ländern treibt das Ganze sicher noch ganz andere Blüten) und der Tee zieht seit 2007 nach. Wie es so seine Art ist.

In Frankreich gab es ja auch schon zu meiner Jugend (und sicherlich noch länger) Fachleute für den Käse – „Maitre Fromage“…die haben kompetent – und zugegebenermaßen manchmal auch etwas von oben herab – uns unwissende Touristen in die Geheimnisse der französischen Käsevielfalt eingeweiht.
Aber jetzt gibt es auch hier – na klar: Käse-Sommeliers.

Da Sommeliere eine Berufsbezeichnung ist und als solche nicht geschützt werden kann, wird die Reise sicherlich noch weiter gehen.

Als nächstes kommen wahrscheinlich Cola, Pralinen, Zigarren oder Gummibärchen-Sommeliers … und wer sagt eigentlich, dass man nicht auch in anderen Lebenslagen die Beratung eines Geschmacks-Couches braucht?!

Was haltet ihr von Handtaschen-Sommeliers, Stiefel-Sommeliers oder auch Schmuck-Sommeliers?

Vielleicht mache ich dann auch noch eine Zusatzausbildung…

4 Antworten auf „Sommelierschwemme“

  1. Na ja, Lifestyle- und Typberater gibt es ja mittlerweile auch an jeder Ecke („Handtaschen-Sommelieres“…..), die verdienen wohl auch ganz gut Geld damit, dass viele Leute nicht in der Lage sind herauszufinden, was ihnen gefällt und zu ihnen paßt. Und dann muss es ja auch noch „in“ sein, denn sonst sind sie „out“. Das ist traurig, aber es paßt in unsere „Plastikwelt“.

    Aber….Sommeliereschwemme in seinen Facetten hin und her, ich glaube, dass wir uns als „bewußte Geniesser“ keine Gedanken machen müssen und mit einem guten Bauchgefühl und hervorragendem Geschmack, gepaart mit Interesse an den „Hintergrundthemen“ (das muss doch jetzt auch mal gesagt werden!!) sehr gut die Spreu vom Weizen trennen können. In manchen Bereichen bin ich genauso beratungsresistent wie du (bzgl. Sprudelwasser z.B. geht es mir ganz genauso und ich mochte schon vor zwanzig Jahren manche Rotweine gerne gekühlt trinken, was man doch einfach nicht macht!…aber da ist es mir dann auch wurscht, was die „Geschmackspolizei“ sagt.

    Aber ab und zu genieße ich es auch sehr, mich von kompetenten „Mundschenken“ in neue Gefilde führen zu lassen…hin zu besonderen Produkten, etwas über ihren Herstellungsweg zu erfahren und die Geschichte drumherum zu hören.

    Deinen „Verschreiber“ finde ich nett: die ganzen Cola-, Gummibärchen- und sonstigen Plastikwelt-Sommelieres setzen wir einfach auf die „Geschmacks-Couch“….da können sie dann sitzen und auf bessere Zeiten warten…..:-)

    Und….das muss auch noch sein…wenn schon denn schon: bei dem Akzent deiner „Sommelière“ ist die Richtung anders herum….

    Guten Genuß und herzliche Grüße von Andrea

  2. Tja – französisches Essen ja – französische Sprache eher nein. Ich gestehe, dass ich keine Ahnung habe, wann welches Strichlein stimmt.

    Das bewußte Geniessen und das Wissen um Hintergründe finde ich auch spannend und wichtig. Deshalb ja auch das Engagement in unserer Slow Food Fünfseenland Gruppe.
    Und „meine“ Weinakademikerin (ohne Akzent 🙂 )) hat mich da auch schon sehr viel weiter in der Auswahl und der Beachtung der Weine gebracht. Es ist immer wieder ein Traum mit Susanne ein Glas oder mehrere zu trinken.

    Mir tut es sogar ein wenig leid, dass der Begriff jetzt so inflationär benutzt wird. Vielleicht werde ich ja alt – aber für mich hat ein Sommelier eben was mit Wein zu tun, maximal lasse ich mich auf andere kalte! Getränkebereiche ein – aber z.B. bei Käse hätte man ja wirklich beim Maitre Fromage bleiben können… und jetzt sag bitte nicht, dass ich das auch wieder falsch geschrieben habe.

  3. Zum Begriff Sommelier, Sommeliere könnt man eine Menge sagen.
    Vor allem die fachliche Qualifikation im Wein- und Genusssektor ist schon beeindruckend.
    Allerdings kann auch ein Quereinsteiger seine Chancen wahrnehmen, die Nischen sind allerdings schmal. Und wer in einem abgegrenztenBereich als Quereinsteiger sein Glück versucht, bekommt meistensein Bein gestellt oder milder ausgedrückt, der Fremdling sieht sichrasch seiner Chancen beraubt.

    Deswegen mag ich Naturweine. Es gibt in dieser Szene nicht
    weinige Quereinsteiger. Auch nach dem Orange Wein Hype wird
    weiter experimentiert. Weinberge in naturbelassenen Zustand sind
    eine wahre Herausforderung mit teils immensen Arbeitsaufwand.
    Und geschmacklich, sprich sensorisch sind Naturweine jenseits
    uniformer Verkostungsschema ein Erlebnis besonderer Qualität.

    Weg von der glatten Oberfläche der Weinwelt, gibt es wahre
    Perlen unter den Winzern und ihren Weinen. Und dies ist
    immer eine Entdeckung wehrt. Ich brauche mich fachlich nicht vom Weinpublikum abzusetzen, sehe auch keine Laien sondern Menschen, die herzerfrischend Weine entdecken, auf eine Art und Weise, die einem(r) Sensoriker/-in die Haare zu Berge stehen lassen.
    In diesem Sinne: Auf ein gutes Glas Wein, mit Herz und Freude !

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