Holt den BigBrother Award nach Bayern

800px-big_brother_awardsde_logosvg„Big brother is watching you“ – sei dir bewusst, dass du nie alleine bist.
George Orwell hat Big Brother (den „großen Bruder“) in seinem Roman „1984“ zu dem Begriff gemacht, den wir heute damit verbinden: einer allmächtigen, alles überwachende Staatsgewalt.

Als das Buch 1949 erschien war es für viele reine Science Fiction. Düstere Zukunftsalpträume. Dabei brachte es die sozialen und politischen Gefahren einer globalisierten und totalitären Welt wirkungsvoll zum Ausdruck.

In den Achziger Jahren des letzten Jahrhunderts, ahnten dann schon einige, wie nah Orwell der Realität gekommen war. Das Jahr 1984 kam und ging.
Die Menschen schienen auf der Hut und so wurde zum Beispiel die Volkszählung in Deutschland (die seit 1981 geplant, auf 1983 verschoben und dann erst 1987 durchgeführt wurde) zu einer Kraftprobe zwischen Bürgern und Staat.

Die 1983 gegen den Widerstand breiter Bevölkerungskreise durchgesetzte Stationierung von Mittelstreckenraketen, die Atompolitik sowie Großprojekte wie die „Startbahn West“ des Frankfurter Flughafens oder der Rhein-Main-Donau-Kanal trugen mit dazu bei, dass sich innerhalb weniger Wochen nach Bekanntgabe der Fragebögen bereits hunderte von Bürgerinitiativen gebildet hatten, die zum Boykott der Volkszählung aufriefen.
Auch Prominente wie Günter Grass, der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Helmut Simon sowie Manfred Güllner, Gründer des Forsa-Instituts, unterstützten die Kritik, die weit über die Fragen des Datenschutzes hinausging. Der zentrale Punkt der Kritiker war die Absicht, die in der Volkszählung erhobenen Daten für eine Korrektur der Meldedaten zu verwenden.

Ein besonders brisanter Punkt war die vorgesehene zusätzliche Aufwandsentschädigung für das Erfassen nicht im Melderegister geführter Personen. Für jeden auf diese Weise gefundenen Deutschen sollte es 2,50 DM, für jeden Ausländer 5,- DM Entschädigung geben.
Quelle: Wikipedia

Auf weitere Volkszählungen wurde seither verzichtet. Manchmal denken die regierenden vielleicht doch mit… oder verlassen sie sich einfach auf die Naivität ihrer Bürger?

In den Neunziger Jahren gab es für die digitale und sich zunehmend vernetzende Welt kaum Regeln. Alles war erlaubt, was technisch machbar war.
Über Datenschutz und Privatsphäre, über Langzeitwirkungen und nachhaltiges Datenmanagement machte man sich keine Gedanken.

Erst in jüngster Zeit erwacht das Bewußtsein über die eigenen Daten.
Doch in einigen Bereichen ist das einmal getippte, veröffentlichte kaum rückgängig zu machen.

Das lange Gedächtnis des Internets hat schon so manchen in die Verzweiflung getrieben und der Umgang mit persönlichen Daten war und ist fahrlässig.

Verbraucherschützer und Computerhacker stehen nun Schulter an Schulter. Endlich. Mit den Betreiber des BigBrother Awards.
Vor rund 10 Jahren – kurz nachdem das Fernsehen (oder eher Endemol) den großen Bruder für sich entdeckte – haben sich diese „Oskars für Datenkraken“ in 19 Ländern etabliert.

Sie setzen dort an, wo andere wegschauen:

Sie machten die Datenschutzprobleme bei Kundenkarten bekannt und zeigten die Risiken von RFID-Chips.
Schon lange vor den Skandalen bei Lidl, Telekom, Bahn und Co. wurden die BigBrotherAwards an diese Konzerne verliehen, für die Überwachung von Mitarbeitern und Kunden.

Klar, dass auch Otto Schily und Brigitte Zypries für die Einschränkung der Bürgerrechte mit diesem Preis bedacht wurden.
Quelle: http://www.bigbrotherawards.de

2009 gingen die Preise an

Sport: Berliner Organisationskomitee der Leichtathletik-WM
Arbeitswelt: überwachende Unternehmen, in Stellvertretung: Claas GmbH
Politik: Ursula von der Leyen
Wirtschaft: deutsche Firmen, die Überwachungstechnik für Internet und Telefon anbieten
Lebenswerk: Wolfgang Schäuble

Und bei Wolfgang Schäuble, der ja sozusagen den Ehrenpreis hat, finde ich die Zusammenfassung der Begründung sehr gelungen:

Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble erhält den BigBrotherAward 2009 in der Kategorie „Lifetime“ für den Umbau des BKA in ein zentrales deutsches FBI mit geheimpolizeilichen Befugnissen zur präventiven Vorfeldausforschung, für die Legalisierung der heimlichen Online-Durchsuchung von Computern, für die Errichtung einer gemeinsamen Antiterrordatei sowie einer neuen Abhörzentrale für alle Sicherheitsbehörden.

Besonders „preiswürdig“ sind Schäubles obsessive Bestrebungen, den demokratischen Rechtsstaat in einen präventiv-autoritären Sicherheitsstaat umzubauen.
Dies führte zu einer gefährlichen Entgrenzung von Polizei, Geheimdiensten und Militär und damit zu einer Gefährdung von Bürgerrechten, Datenschutz und Demokratie.
Quelle: http://www.bigbrotherawards.de/2009

Warum ich das alles jetzt hier und heute thematisiere?

Weil ich beim Moosblogger auf einen aussichtsreichen Kandidaten für einen BigBrother Award gestoßen bin…. die staatliche Schüler-, Eltern- und Lehrerdatenbank im Freistaat.

Da schlägt mein eingewandertes Herz doch gleich höher – ein bayerischer Bewerber!

Also ich habe ihn schon gleich mal vorgeschlagen und hoffe auf eure Unterstützung 😉

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