Eine Übertreibung ist eine Wahrheit, die ihre Ruhe verloren hat.“
Khalil Gibran
Lieber lieber oder lieber lieber nicht?
Es gibt Fragen, die man einfach stellen muss. Auch wenn es nicht leicht ist. Diese gehört für mich dazu.
Mir ist aufgefallen, dass nicht nur die Bussi-Bussi-Fraktion inflationär weiter wächst (trotz Wirtschaftskrise) – sondern auch der Gebrauch der schriftlichen Anrede „lieber“.
So mancher gibt in Foren, Blogs und Chats keine Antwort mehr, in der einfach mal nur geantwortet wird. Nein. Mindestens in jedem zweiten Satz taucht bei ihm noch mal dieses unsägliche „lieber“ auf. Nicht zu Beginn, sondern überwiegend nach dem Satz – manchmal vor dem Vornamen, manchmal auch noch mit einem vertraulichen „mein“… ganz grauenhaft!
Und je häufiger es benutzt und damit auch von mir geortet wird, desto schaler klingt es. Aus einem wertschätzenden Adjektiv (das ich auch bei Mails oder Briefen weiterhin einsetze) wird so eine Verhöhnung, ja nach einiger Zeit gar eine Beleidigung.
Damit kann man diese Nutzung wohl schon einer Hyperbel zuordnen – also einer Übertreibung die die Glaubwürdigkeit der Aussage untergräbt.
Aber ich bezweifel, dass das willentlich und wissentlich geschieht. Eher glaubt jemand, er würde menschliche Nähe, Vertrautheit und Harmonie mit diesem Wörtchen erzeugen… die ja leider bei soviel Oberflächlichkeit gar nicht vorhanden ist.
Doch es nervt einfach nur. Genau wie das fünfmalige posten desselben Beitrags. Höre einfach auf damit!
Denn es bringt die ersehnte Ruhe nicht zurück.