Als bekennender Nick Hornby-Fan, muss ich doch gestehen, dass ich mich der einzelnen Bücher nur langsam und nach und nach annehme.
Eigentlich völlig untypisch (Stieg Larssons Trilogie habe ich auf einen Schlag gekauft und direkt verschlungen).
Aber bei Hornby taste ich mich langsam vor.
Ich habe mit Slam begonnen und dann A long way down genommen.
Zwei sehr unterschiedliche Bücher, von denen aber jedes seinen speziellen Reiz hat:
In „Slam“ beschreibt Hornby einen Teenager, der sich mit dem Poster seines Idols Tony Hawk austauscht.
Über Skaten.
Über Mädels.
Und wie man mit seiner schwangeren Freundin klar kommt…
Über alles, was einen Jugendlichen heutzutage beschäftigt. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, etwas mehr von der inneren Welt der Teenies zu verstehen.
Schon erstaunlich, Hornby ist ja noch älter als ich… wer weiß, vielleicht kennt er nur meine Welt und wir glauben jetzt beide, mehr über Teenager zu wissen.
„A long way down“ ist vielleicht eine Fortsetzung der Bremer Stadtmusikanten: „Etwas besseres als den Tod finden wir überall“.
Dabei haben diese vier Menschen, die sich in der Silvesternacht auf dem Dach eines Hochhauses treffen, den Tod gesucht.
Und stehen sich jetzt gegenseitig im Weg. Wer mag sich schon vor den Augen der anderen hinabstürzen.
Also beschließen sie, bis Valentinstag zu warten.
In der Zwischenzeit lernen sie sich kennen und jeder ist erstaunt, wie viel schwerer die Last der anderen ist.
Da kommt einem das eigene Unglück kleinlich vor.
Ein Buch, dass Mut macht und sich wieder mal durch Ironie, Tiefgründigkeit (- ja ist mir aufgefallen 🙂 ) und Menschlichkeit auszeichnet.
Dann folgte „High Fidelity“…
Eigentlich einer seiner Klassiker.
Und ganz sicher eines seiner Bücher, die sich am leichtesten Lesen lassen.
Rob sortiert sein Leben in Listen: die besten 5 Lieder für eine Beerdigung, die Top Five der unvergesslichsten Trennungen, die fünf Lieblingsfilme seiner Mum…
Als seine Freundin ihn verlässt, sortiert er zunächst seine Plattensammlung um und macht sich dann daran, die 5 Frauen aufzusuchen, die ihm das Herz gebrochen haben.
Definitiv eines der fünf besten Bücher, die jemals über das seltsame Paarungsverhalten von Männern geschrieben wurden: Witzig, ironisch, aber auch ergreifend erzählt Nick Hornby in High Fidelity vom ganz normalen Chaos der Liebe und wie ein 35-jähriger Musikfreak von seiner Freundin verlassen wird, in sich geht, leidet und sie am Ende zurückgewinnt.
Quelle: amazon.de
Ich musst dies zitieren, weil es die Sache perfekt auf den Punkt bringt 😉
Und hier eine der Stellen, für die ich es liebe.
Sie schildert seine Erlebnisse und Empfingdungen als Dreizehn-/Vierzehnjähriger, der seine zweite Freundin hatte. Ganz harmlos übrigens:
Lies ein beliebiges Frauenmagazin, und du wirst immer wieder auf dieselbe Klage stoßen: Männer – die kleinen Jungs von heute in zehn oder zwanzig oder dreißig Jahren – sind im Bett nicht zu gebrauchen.
Sie haben kein Interesse am „Vorspiel“, sie verspüren kein Verlangen, die erogenen Zonen des anderen Geschlechts zu stimulieren, sie sind selbstsüchtig, gierig, ungeschickt, unkultiviert.Ich muss schon sagen, dass diese Klagen nicht ohne Ironie sind.
Damals war Vorspiel alles, was wir wollten, und die Mädchen hatten kein Interesse. Sie wollten nicht berührt, liebkost, stimuliert werden: Im Gegenteil, wenn wir es versuchten, knallten sie uns eine.
Da kann es kaum verwundern, dass wir in solchen Sachen nicht besonders gut sind. In zwei bis drei langen und extrem prägenden Jahren wurde uns eingehämmert, an so etwas nicht einmal zu denken.
In der Zeitspanne zwischen dem vierzehnten und vierundzwanzigsten Lebensjahr verwandelt sich das Vorspiel von etwas, das Jungs tun wollen und Mädchen nicht, in etwas, das Frauen wollen und Männer überflüssig finden.Quelle: High Fidelity, Nick Hornby
Das Buch ist ganz Hornby: lockerer Plauder-Ton, mit tief schürfender Analyse von Motivation, Mensch und Alltag.
Und einem Ende, das keines ist. Alles ist möglich, vieles deutet darauf hin, dass es wieder gut wird – aber man weiß nichts Genaues.
Ich bin echt mal gespannt, wann er darauf kommt, dass er eigentlich einen zweiten Teil schreiben könnte – also ich würde ihn lesen.
Doch zunächst habe ich „About a boy“ – das einzige Buch, von dem ich schon vorher den Film kannte – gelesen. Und „Juliet, nacket“ und „Fever Pitch“.
Jedes hat eine ganz eigenen Art – das ist es sicherlich, was ich an den Büchern so mag.
Wobei mich Fever Pitch – das Ballfieber und erste Buch von ihm – am wenigsten berührt hat.
Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass ich alles andere als ein Fußballfan bin.
Mein momentaner Liebling aber ist „How to be good“.
Die Geschichte einer Ehe aus der Sicht der Frau. Kate will sich von David trennen. Doch er verwandelt sich vom Zyniker zu einem Gutmenschen – worunter sie noch mehr leidet – was ich absolut nachvollziehen kann.
David will die Nachbarn dazu bewegen, obdachlose Kinder aufzunehmen – was ihm sogar bei einige gelingt.
Er gibt einem Bettler den Inhalt ihrer Geldbörse – woraufhin sie sich kein Taxi leisten können – was ja eh dekadent gewesen wäre.
Er „überzeugt“ die Kinder sich von einem Teil ihres Spielzeugs zu trennen. Aber nicht nur von dem, mit dem sich nicht mehr spielen – jeder muss auch ein Lieblingsspielzeug verschenken. Daraufhin wird sein Sohn in der Schule beim Klauen erwischt…
Und Kate kämpft – mehr noch mit sich selbst als mit ihm.
Denn ihm kann sie ja eigentlich nichts vorwerfen – er ist der Gute.
Und ihr Mann.
Ich habe Parkbuchten für seinen Ellbogen, sein Knie und seinen Hintern entwickelt, und niemand sonst ist so gut an mich angepasst wie er…gestern Nacht gab es Momente, in denen ich mich düster fragte, ob David wohl der einzige Mensch ist, neben dem ich es je bequem finden werde, ob unsere Ehe und vielleicht zahllose andere Ehen nur überlebt haben, weil irgendein Gewicht/Größen-Verhältnis existiert, das niemals richtig erforscht wurde, und wenn einer der Partner auch nur den Bruchteil eines Millimeters davon abweicht, hat die die Beziehung keine Chance.
Quelle: How to be good – Nick Hornby
Wenn Ihr euch ein wenig im Netz umschaut, werdet ihr feststellen, dass es sein wohl umstrittenstes Buch ist.
Kann schon sein, das es Längen hat und das Ende einen ein wenig im Regen stehen lässt.
Aber gerade das macht auch den besonderen Reiz aus. Selber weiter zu gehen und nicht bis zum Ende an der Hand geführt.
Denn das wäre eine Illussion.
Das Buch gibt es übrigens auch als gekürzte Lesung von Esther Schweins (kein Problem in diesem Fall – die Story kommt dennoch gut rüber).
Aber ich finde es einfach Klasse und melde mich, wenn ich die übrigen gelesen habe – die jetzt alle artig auf einem Stapel vor mir liegen und warten, bis sie dran sind.
Eine Antwort auf „Eine andere Sicht der Dinge“