Ihr ahnt ja nicht, wie viele und vor allem gänzlich unterschiedliche Gedichte es mit Bachstelzen gibt.
Dabei ist ein Reim auf Bachstelze nicht unbedingt naheliegend….Pelze und Schmelze – ach ne.
Doch es gibt durchaus gelungene Versuche.
Mein Herz schlägt gleich mal zwei Takte höher, wenn ich die Plattsnackers lese.
„Wippsteert“ – allein im Namen ist doch wirklich schon alles drin, was diese kleinen hüpfenden Vögel auf ihren dünnen Beinen so ausmacht.
Auf Föhr versteht man das politisch-satirische Gedicht De güülbük („Die Bachstelze“) bestimmt.
Ich dachte immer, nur die türkische Sprache verbraucht beim Scrabbel alle Üs 😉
Das Gedicht De güülbük habe ich übrigens nirgends finden können… nur immer Hinweise, dass es das bekannteste des Germanisten Otto Bremer sein soll.
Hätte mich ja schon interessiert…
Bei Heinrich Seidl geht es um Untreue.
Der hüpfende Vogel selbst ist Zeuge und Überbringer schlechter Nachricht.
Finde ich ziemlich traurig:
Die Bachstelze
Die kleine flinke Müllerin,
Zum Bache ging sie morgens hin,
Zum Bache.Da lief ein schlankes Vögelein
So flink wie sie, so nett und fein
Am Bache.„Du kleines Vöglein sage mir:
War heute schon mein Liebster hier
Am Bache?“„Dein Liebster ging schon früh vorbei,
Des Nachbars Grete war dabei
Am Bache.“Die kleine flinke Müllerin,
Wie schlich sie zu der Mühle hin
Vom Bache!Vergissmeinnicht und Männertreu!
Die Lieb’ die Lieb’ ist immer neu
Am Bache!Quelle: Heinrich Seidel
… aber gut!
Im Münchner Wochenblatt, in dem Bürger selber ihre Artikel schreiben können, wird die Bachstelze von Reinhard Pekruhl als Preuße enttarnt.
Berlin Mitte soll Ausgangspunkt und Heimat des kleinen schwarz-weißen Gesellen seiner Meinung nach sein.
Von Johann Wilhelm Ludwig Gleim habe ich ja wirklich noch nie vorher gehört, aber sein Gespräch zwischen Krähe und Bachstelze ist amüsant:
Die Krähe und die Bachstelze
Bachstelze, geh doch nicht so wacklich, sprach die Krähe,
Die Weisen gehen festen Gang!Ich, liebe Krähe, sprach das Vögelchen, ich gehe
Nach Weisheit nicht, ich würde krank;
Ich gehe meinem Hang
Zu kleinen Freuden nach, und sehe
Zugleich mich um nach gutem Schnabel-Fang.Wollüstlerin, erwiderte die Krähe,
Die Weisen gehen festen Gang!
Und ging an einen Ort, von welchem ein Gestank
Das Vögelchen vertrieb, das spottend, in der Nähe,
Bis an den späten Abend sang:
Die Weisen gehen festen Gang!Quelle: Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Ausgewählte Werke, Leipzig 1885
Also wenn ich nächstes Mal einen dieser anmutigen Tänzer sehe, denke ich bestimmt an die arme Müllerin.
Und dann fällt mir aber vielleicht auch die Krähe wieder ein…
Dein text weckt Erinnerungen an meine Oma, die uns immer dann, wenn wir als Jugendliche ständig unterwegs waren , sagte: „du wippsteert“….ich wußte nicht, welcher Vogel dahintersteckte 🙂
Da sieht man mal – Omas sind schon nett 😉
Vielleicht kannst du das ja später auch mal zu deinen Enkelinnen sagen und sie ahnen nicht mal, wie lieb du es meinst.