„Das ganze Emsland ist auf Entwässerung ausgelegt,“ Uwe Carli erklärt auch gleich, warum: Das Emsland galt nach dem Zweiten Weltkrieg als Armenhaus Deutschlands. Moore, Heidelandschaften, fehlende Infrastruktur und keinerlei erwähnenswerte Industrie, hielten den Landstrich fest im Hungergriff. Das Wasser war gefühlt überall und nicht zu beherrschen. Der „Emslandplan“ stieß in den 1950er Jahren einen unvergleichlichen Aufschwung an. Moore wurden trocken- und Felder angelegt, Infrastruktur aufgebaut und Menschen angesiedelt.
2 Milliarden Deutsche Mark flossen im Rahmen des Marshallplans vom Bund ins Land und kultivierten rund 128.000 ha Boden. 17.000 ha wurden durch Drainagen entwässert, zusätzlich mehr als 6.800 km Vorfluter und Gräben ausgebaut. Ems, Vechte, Hase und Dinkel verliefen ursprünglich mit zahlreichen Schleifen und die Ufer waren nicht befestigt. Auf 700 Kilometer wurden diese Flüsse begradigt und stabilisiert. Zusätzlich entstanden 800 km Straßen und 3.300 km Wirtschaftswege
Moorabbau und -aufbau

Die meisten größeren Torfabbau-Genehmigungen des Emslands sind abgelaufen oder laufen bis zum Jahresende 2025 aus.
In den großen Abbaugebieten im Bereich Twist-Geeste sowie im Bereich Esterwegen findet daher kein nennenswerter Torfabbau mehr statt. Es erfolgen Rekultivierungsarbeiten für die anschließenden Kompensationsmaßnahmen (größtenteils Wiedervernässung). In einigen Bereichen werden noch Mieten von gewonnenem Torf abtransportiert.
Im Nordkreis sind noch 2 kleinere Torfabbauten (Esterwegen, 4,5 ha sowie Surwold 10,2 ha) genehmigt. Diese laufen bis 2032 beziehungsweise 2030.
Die Wiedervernässung des Moors funktioniert nicht immer. Denn dazu darf die „Ortssteinschicht“ nicht verletzt sein – sie ist die Abdichtung, die das Wasser im Moor hält, wo es ist: Regenwasser oben und Grundwasser unten.
Genau diese wurde früher bewusst zerstört. Schließlich wollte man aus dem „unnützen Land“ Felder machen, um diese landwirtschaftlich nutzen zu können. Im Emsland Moormuseum* in Geeste kann man eine der wichtigsten Gerätschaften dazu sehen: den Tiefpflug „Mammut“ der Firma Ottomeyer im Emsland. Der damals größte Pflug der Welt. Ein Zeugnis deutscher Erfindungs- und Ingenieurskunst.

Bundesarchiv, Bild 183-R74645 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons
Emslandplan 2.0
75 Jahre nach dem Emslandplan haben sich die Probleme diametral geändert. War das Emsland immer zu nass und man setzte alles daran, das Wasser möglichst schnell und umfassend abzuleiten, so wachsen durch den Klimawandel auch hier die Zeiten der Trockenheit (und der Starkregen) und man wäre froh, wenn das Wasser länger bliebe (oder die Mengen beherrschbar wären.)

2020 startete der „Emslandplan 2.0“ mit der Bestandsaufnahme zu „naturraumbezogenen, hydro(geo)logischen und wasserwirtschaftlichen Daten“ (Quelle: Emslandplan.2.0). Begleitet von einer Analyse zu realistischen Maßnahmen des Wasserrückhalts auf regionaler Ebene. Eine breite Einbindung der Beteiligten war von Anfang an Teil des Projektes: Behörden, Gemeinden, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Naturschutz und Bevölkerung.
Es wurden drei Modelle für Wasserrückhaltemaßnahmen am Drainagesystem und den Gewässern aufgesetzt, die unterschiedliche Ergebnisse erzielten.
Aufgrund der Erkenntnisse werden Maßnahmen, die mehrere Vorteile verbinden (z.B. gleichzeitiger Schutz vor Trockenheit und Verbesserung der Wasserqualität) bevorzugt. Die Modelle machen realistische Maßnahmen für alle Beteiligten anschaubar und erleichtern die Kommunikation zum Thema Wasserrückhalt in der Öffentlichkeit enorm. Denn Ideen haben viele, aber Wissen muss erst wachsen – auch durch Erfahrungen, die gemacht sein wollen.
Der im Rahmen dieses Projektes entwickelte Leitfaden zur „Herangehensweise an lokale Wassermengenmanagementkonzepte“ soll betroffene Personen und Institutionen bei der Erarbeitung und Weiterentwicklung künftiger Konzepte zur Umsetzung lokalen Wassermengenmanagements helfen. Wichtig bleibt dabei immer die enge Zusammenarbeit zwischen regionalen Akteurinnen und Akteuren.
Mit freundlicher Unterstützung von TourismusMarketing Niedersachsen GmbH*, die mich zu einer Pressereise zur Wollgrasblüte im Moorland eingeladen hat.
Mein besonderer Dank geht an Renate Rebmann, der es immer wieder gelingt, die besonderen Seiten Niedersachsens erlebbar zu machen.
Ich danke Uwe Carli*, Geschäftsführer der Emsland Tourismus* GmbH und des Internationalen Naturparks Bourtanger Moor-Veenland* e.V. der mit viel Liebe zum Emsland und seiner Entwicklung, Menschen und Natur in Einklang zu bringen sucht. Und seinem Team, das auch die hundertste Nachfrage schnell und kompetent beantwortet.
Und wer mag, kann natürlich selbst nachlesen, wie es mit dem Emslandplan 2.0 weitergeht.
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Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich werde dafür nicht bezahlt und niemand nimmt Einfluss auf meine Texte und Tipps. Doch zur höchstmöglichen Transparenz lege ich diese Verbindung hiermit offen.
Eine Antwort auf „Wassermanagement früher und heute – im Emsland“