Es war einmal – ein Gänsehirt

Nein - auch keine alte Rasse - aber es ging ja auch um den Hirten ;-)
Nein – auch keine alte Rasse – aber es ging ja auch um den Hirten 😉
Einige der Rassen kann man einfach nicht in einer bestimmten Region fixieren… andere tragen die Region bereits im Namen – wie zum Beispiel die Diepholzer Gans.

Jetzt müsst ihr aber nicht glauben, dass das die Sache irgendwie einfacher macht. Auch in der Region Diepholz ist nur bedingt etwas über sie in Erfahrung zu bringen. So was frustriert ungemein.

Ein Lichtblick kommt da aus Obermeiser.
Wie – ihr wisst nicht wo das liegt?

Keine Angst – natürlich musste auch ich erst die Landkarte (bzw. heutzutage natürlich Google) bemühen:
Nordhessen im Landkreis Kassel.

Und wisst ihr wenigstens was es in Obermeiser gibt?
Einen Gänsehirten.
Super, oder?!

Darauf gebracht hat mich ein toller Artikel des Arbeitskreises Dorfgeschichte Obermeister, den ihr hier findet.

Natürlich hatte ich sofort das Bild eines Gänsehirten mit Diepholzer Gänsen vor Augen.
Ich wäre sogar bereit, noch mal die Pferde/Gänse zu wechseln und mich mit einer anderen alten Rasse anzufreunden. Schließlich steht noch nicht viel über sie in meinem Manuskript.

Warum sollten Menschen in Obermeiser auch nicht darauf geachtet haben, eine alte Gänserasse zu nehmen…
Ja – warum?

Wahrscheinlich weil sie nicht wie ich nur noch an alte Rassen denken.
Auf jeden Fall sind die Menschen in Obermeiser total hilfsbereit und schnell:

Nach Rücksprache mit unserem Lieferanten können wir Ihnen mitteilen, das unsere Gänse aus einer dänisch-deutschen Landgänse-Kreuzung stammen.
Unsere Enten sind eine Kreuzung zwischen Flug- und Hausente, die sogenannte Mularde.

Sooooooo schade. Das hätte wirklich gut gepasst.

Jetzt geht also meine Suche rund um die Diepholzer Gans weiter.
Und ihr dürft mir natürlich vertrauen – auch da werde ich schließlich noch die richtige, wundervolle Geschichte dahinter finden… auch ohne Gänsehirten!

Rhabarber, Rhabarber

Um so schönen Rhabarber zu sehen, bin ich ein wenig spät im Jahr. Danke für alles Roland und Marlies
Um so schönen Rhabarber zu sehen, bin ich ein wenig spät im Jahr. Danke für alles Roland und Marlies
Alle die denken: „Warum fährt sie für Rhabarber in die Schweiz?“ kann ich beruhigen: ich spinne nicht!

Ich besuche Roland Fasnacht, der ein exzellenter Kenner dieses seltsamen Gemüses ist, von dem auch ich dachte, dass man es nur in Norddeutschland findet.
Stimmt nur bedingt – denn das erste was ich lerne ist: Rhabarber braucht Kälte.
Natürlich nicht nur, aber unbedingt 😉
Sonst bekommen die Pflanzen keinen Wachstumsbefehl und rot will sie auch nicht werden.

Was mir natürlich nicht klar war: ich befinde mich in dem ersten französischen Ort der Schweiz.
Und ihr wisst ja, wovon ich gar keine Ahnung habe – von der französischen Sprache!

Doch zum Glück sprechen Roland und seine zauberhafte Frau Marlies hervorragend Deutsch und haben ein wunderschönes Haus, dass genau dort steht, wo seine Oma früher Rhabarber angebaut hat – ich habe das Beweisfoto gesehen.
Super Geschichte.

Wer sich ein wenig auskennt und aufgepasst hat, ahnt schon dass ich keine Fotos von Rhabarber mitbringen kann. Auch da helfen mir Roland und Marlies aus der Patsche… neben umfassenden Informationen rund um Rhabarber, verschiedene Arten und Verwendungsformen, die Besonderheiten des Schweizer Gemüsemarkts und die Region, erhalte ich auch noch zwei Kürbisse und eine Brotzeit. Wahnsinn!
DANKE!!!
Der Tag bei den beiden gastfreundlichen Schweizern und am Mont Vully in Sugiez ist traumhaft. So ein richtig schöner Spätsommertag.
So darf Arbeiten ruhig häufiger sein 😉

Bis zu 2 Meter hoch soll er werden. Dieser ist gerade mal einen...
Bis zu 2 Meter hoch soll er werden. Dieser ist gerade mal einen…

Zum Schluß entdecke ich auch noch eine Pflanze des altmärkischen Braunkohls im Hausgarten. Den hatte ich hier natürlich gar nicht vermutet. Aber wer seltene Pflanzen liebt, ist halt auch für Überraschungen gut und für allerlei Experimente zu haben.
Roland erzählt, dass er sich gerne „neue“ alte Saaten schicken lässt.

Also mache ich wenigstens hiervon noch ein Foto – falls ich keine anderen bekomme, bin ich so schon mal versorgt. Denn die Geschichte des Braunkohls, aus dessen Strünken die Bauern früher Zaunpfosten und Dachsparren gemacht haben, finde ich sehr spannend.

Rolands weiterführende Literaturempfehlungen zu Rhabarber:
Heeger E.F., Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaus (muss ich aus der Bücherei holen – ist nämlich nicht gerade günstig)

„Rhabarber, Rhabarber!“ von Torkild Hinrichsen – das hat natürlich einen deutlich nordischen Fokus… ist bestellt, mal schauen wie es ist.

Eine stachelige Angelegenheit

Vielleicht doch lieber Artischocke??
Vielleicht doch lieber Artischocke??

Eine Distel zum Essen.
Manchmal wundert man sich schon wo unsere Vorfahren ihre kulinarischen Köstlichkeiten gesucht und gefunden haben.

Aber da ich bekennender Artischocken-Süchtling bin, hat mir die Idee einer alten und wilden Variante natürlich sogleich gefallen.
Es war nicht so einfach das Lektorat von der Notwendigkeit einer Beschreibung zu Cardy zu überzeugen.
Kennt heutzutage ja wirklich kaum jemand.
Auch ich musste ein Weilchen suchen…

Die Genfer haben schließlich wirklich geholfen.
Dort gehört ein Cardylauflauf ganz traditionell zu einem guten Weihnachtsessen.

Die Hugenotten sollen das stachelige Wintergemüse Ende des 17. Jahrhunderts bei der Flucht aus Frankreich sozusagen „im Gepäck“ gehabt haben. Und scheinen die ansässigen Schweizer ja durchaus von seiner Schmackhaftigkeit überzeugt zu haben 😉

Und mein Nord-Joker Jochen möchte auch nicht mehr darauf verzichten. Auch wenn es bei der Ernte nach seiner Schilderung böse pickst:

Auch wenn die Ernte nur unter größten Qualen möglich ist…smile…da helfen sogar die dicksten Oelhandschuhe wenig, die Stacheln gehen dir trotzdem in die Hand….und liegen seine Blätter auch schon total vergilbt im Gras, pieksen sie dich noch durch die Birkenstocklatschen.

Als Kardone findet man die Distel übrigens auch in alten deutschen Kochbüchern. Es war also früher gar nicht so unüblich.
Vom Bleichen, wie es die Genfer machen um die Bitterstoffe zu mildern, will Jochen nichts wissen – er mag sich nicht mehrfach in Gefahr begeben und meint, dass seine biologisch schonenden Anbaumethode gar nicht viel Bitterkeit aufkommen lässt.

Na, mal schauen, ob ich davon etwas merke, wenn ich in den Norden fahre um es mir vor Ort anzuschauen.
Eine ordentliche Rüstung habe ich vorsorglich schon mal geordert!
Wie ich sie transportiere, steht aber noch in den Sternen.

Seitenlaufliste

Erklärt sich doch eigentlich schon aus dem Begriff selbst…
Aber natürlich steckt da noch ein wenig mehr hinter.

Jedenfalls war ich heute im Verlag und habe mit dem Lektorat am Buch gearbeitet.
Wir haben dabei besprochen wie es aufgebaut werden soll – also wie wir die Tiere und Pflanzen sortieren, wie lang die einzelnen Texte sein sollen, wer nun wirklich rein kommt und wo noch Spielraum bleibt.

Von der anfänglichen Überlegung es biologisch aufzubauen sind wir schon länger abgekommen.
Es scheint uns viel interessanter wenn sich alles ein wenig mischt – also ein Huhn, ein Apfel, ein Radieschen, eine Ziege aufeinander folgen.
Wenn alle Rinder hintereinander beschrieben werden, mag das wahrscheinlich eher keiner lesen.
Auch bildlich ist so eine wilde Mischung bestimmt netter.

Dann kommt die Frage auf, wie wir es innerhalb der vier Regionen-Oberkapitel (für die wir uns entschieden haben, denn ein wenig Ordnung braucht es ja schon) sortieren.
Alphabetisch.
Prima.

Weiter geht´s mit den Entscheidungen, wer wie viele Seiten bekommt.
Es gibt Themen die wirklich vier Seiten füllen – zum Beispiel die weiße, gehörnte Heidschnucke. Vor allem wenn man da auch noch die anderen Schnucken mit einbezieht. Oder auch die abenteuerliche Geschichte zur Alblinse…

Andere kommen gut auf 2 Seiten zurecht und bei manchen braucht es nur eine.
Dadurch bleibt es für die Leser abwechslungsreich und spannend.
Außerdem planen wir zweiseitige Reportagen, denn die Menschen die sich für diese alten Rassen und Sorten stark machen, sind es häufig selbst 😉
Doch stop.

Wenn wir alphabetisch sortieren, haben wir später kaum die Möglichkeit zu schieben. Und bei 1, 2 oder 4 seitigen Texten muss natürlich schon darauf geachtet werden, wer an wen anschließt. Sonst muss man bei 2 Seiten plötzlich umblättern.
Also lieber doch nicht alphabetisch 😉
Wir machen es ganz frei.
Und fühlen uns mit dieser Entscheidung wohl.

Und so verteilen wir die 160 zu füllenden Buchseiten.
Vergessen auch Title, Inhalt, Einführung, Register, Bildnachweis, Impressum und Adressen nicht.
Und vielleicht noch ein Grußwort?!

Jetzt steht alles auf einem Blatt und scheint eine lösbare Aufgabe zu sein…
Doch viel Zeit habe ich nicht mehr.

Und die Reportagen brauchen unbedingt den persönlichen Kontakt, genau wie manche Pflänzchen, die dann nur eine Seite füllen werden.
Denn die Bauern und Züchter kämpfen eher auf dem Feld, als am Telefon.
Was man dann auch merkt.

Es fällt nicht jedem leicht mir zu erklären, wie und warum es sich lohnt gerade diesen Kohl zu bewahren.
Da muss ich dann hin und Kaffee trinken oder auch mal ein Bier.
Damit ich die Geschichte dahinter hören kann… und euch erzählen.

Ach ja – wir haben natürlich auch noch mal wegen des Coverfotos gesprochen.
Es ist nicht so, dass dem Verlag die Bilder nicht gefallen.
Doch die haben ein Buch über Minischweine im Programm – das sieht meinem Ferkel sehr ähnlich… und das geht natürlich nicht.
Schade.