Alle Wege führen nach Rom – 3

… egal wie das Wetter ist.

Heute nun regnet es.
Das ist nicht ganz so schlimm, denn wenn die Sonne so richtig runterknallt ist ein Tour wie wir sie heute planen schon leicht selbstmörderisch.

Von unserem Hotel sehen wir den Bahnhof aus der Vogelperspektive

Wir haben für den frühen Nachmittag eine deutschsprachige Führung gebucht – der Veranstalter verspricht schnellen Eintritt ohne Anstehen und will das „Alte Rom“ in sagenhaften 3 Stunden bewältigen.

Da sind wir mal gespannt.

Und weil wir von gestern noch ein wenig Fußkrank sind (aber jeder heute mit den Schuhen seines Vertrauens ausgestattet), traben wir zunächst mal zum Bahnhof und hoffen dabei erstens auf Erkenntnisse für die morgen geplante Zugfahrt zum Flughafen und zweitens auf einen Transfer in die Stadt.

BINGO

Hier funktioniert die Metro.
Sehr süß – es gibt genau zwei Metrolinien – A und B.
C hatten wir gestern schon bei mehreren Baustellen als Projekt erspäht.

Mein Sohn ist richtig begeistert von der automatischen Schranke.
Fahrkarte rein – schwupp ist sie weg – und taucht am anderen Ende des Gerätes wieder auf. Dafür öffnen sich die Plastiktüren und man kann passieren.

Nicht ganz so Hightech-mäßig ist dann der Bahnsteig.
Alles leicht marode.
Und die Anzeige besagt auch nicht viel – „Nicht rauchen“ – das ist vielleicht wichtiger, als wir ollen Nichtraucher vermuten.

Ich verstehe ja nicht, warum es immer an der anderen Kasse schneller geht und natürlich in diesem Fall der Zug auf der anderen Seite und in die andere Richtung schneller kommt.
Sogar zwei davon.

Die uns einen ersten Eindruck der hiesigen Metro-Füllstände geben.
„Voll“ ist da leicht untertrieben.
„Überfüllt“ trifft es eher.

Aber die Busse die wir gestern sahen, waren sogar noch voller.
Weswegen wir nicht im Traum daran dachten, sie zu nutzen.

Und dank Metro kommen wir pünktlich (na ja – also natürlich rund 20 Minuten zu früh – dieser Webertsche Puffer dient unserem unmittelbaren Wohlbefinden) am Treffpunkt vor dem Colosseum – also eigentlich hinter dem Kiosk der Metrostation B an.

Um uns herum gesellen sich recht schnell weitere deutschsprachige Touristen.
Zum Schluß naht auch der Veranstalter.
Er hat gleich drei Führer im Schlepptau.

Aber nicht, dass ihr glaubt da dürfen wir aussuchen… wir werden zugeteilt.

Von Aussen ist das Colosseum imposant, von Innen der Hammer

Francesco ist nett, aber sehr studiert. Leider. Er hat ganz bestimmt in den vier Stunden, die die Führung eigentlich dauert, keinen einzigen inhaltlichen Fehler gemacht – mir fehlt es aber an kleinen, feinen, humoristischen Einlagen, wie wir sie bei anderen Guides um uns herum erspähen…

Anschauliche Schilderungen mit ein wenig „Ave, Caesar, morituri te salutant!“ – das ist doch, was so ein Asterix-begeistertes Jungenherz (mit Lateinunterricht) erreicht… oder auch die Demonstration einer Engländerin für ihre Gruppe, wie man an den öffentlichen Wasserspendern gekonnt seinen Durst löscht und das Wasser dabei den Hauptweg zum Mund machen lässt – spritzt halt ein wenig 😉

Doch die Bauwerke sprechen natürlich für sich und es ist auf jeden Fall angenehm an den langen Schlangen vorbei zu gehen und nur wenig Zeit in Rumsteherei zu investieren.

Das Colosseum ist ja von außen wirklich imposant – nachts wird es zudem sehr gelungen illuminiert.

Nur Bauwerke, die sozusagen konvertiert sind, haben überlebt – erklärt Francesco

Aber wenn man sich dann innen bewegt, erkennt man erst wie meisterlich die alten Römer hier gebaut haben.
Francesco wiegelt unsere Begeisterung ein wenig ab – schließlich sei gar nicht mehr so viel zu sehen…

Doch uns beeindruckt die erkennbare Architektur, die Ideenvielfalt und vor allem die zahlreichen Gänge unterhalb der eigentlichen Arena.
Und wir schnappen bei anderen Touris Informationen zu Flutungsgeschichten und Verbindungsgängen auf.

Im Anschluß marschieren wir hinter seinem – also irgendwie ja unserem – roten Regenschirm (ohne Regen!) her in Richtung Forum Romanum.

Dies liegt zwischen den drei Stadthügeln Kapitol, Paladin und Esquilin, die zu den sieben römischen Hügeln gehören und zu den ältesten besiedelten Stellen der Stadt.
Auf dieser historischen Fläche hat die Sonne kein Erbarmen und wir wären jetzt doch froh über ein wenig Regen.
Oder auch eine Wolke.

Um uns herum kauern andere Touristen und drängen sich in den wenigen Schattenplätzen.
Francesco erklärt die einzelnen Ruinen und Tempel und wir erfahren, dass gerade im Mittelalter viel zerstört wurde, da das Baumaterial für neue Gebäude herhalten musste.

Nur diejenigen alten Tempel, die ihre alten Götter aufgaben und sich dem christlichen Gott oder doch wenigstens einem Heiligen zuweisen liessen, blieben verschont und haben damit überlebt.

Im Netz habe ich eine gute Übersicht zum Forum Romanum gefunden… also für den, der es genauer wissen will.

Rund 1700 Jahre lange, war dies der größte Kuppelbau der Welt

Das Pantheon ist – gerade bei Regen – ein Traum.

Nicht weil es so schön voll ist, sondern weil durch das neun Meter große Loch in der Decke der Regen herabfällt – weswegen es natürlich noch voller hier ist.

Die einen suchen Schutz, die anderen einen neuen Blick auf den Regen.

In der Mitte des Mosaikbodens sperrt ein Seil den Boden direkt unter der Öffnung.

Die Archäologen sind sich übrigens nicht wirklich einig, warum die Erbauer ein Loch in der Kuppel liessen – natürlich kommt Licht rein und man spart sich tagsüber die zusätzliche Beleuchtung, aber manche vermuten hier eine riesige Sonnenuhr.

Egal – mein Sohn erklärt mir begeistert, wie hervorragend man dies Gebäude und auch einige der anderen in Minecraft nachbauen könnte… na, die haben heutzutage Probleme, die Kids 😉

Die Antike ist für uns von oben her abgenagt. Das haben Barbaren, Banausen und vor allem der Zahn der Zeit besorgt. … Das einzige antike Gebäude, das seine Bedachung nicht verloren hat, ist das Pantheon, dessen Kuppel, ein Weltwunder, die Zeiten überstanden hat. …
Ich bin sicher, dass viele die da hineingehen, sich gar nicht vergegenwärtigen, dass sie in einer Kirche sind.
Pantheon: das Allgötterhaus. … S. Maria Rotonda heißt das Pantheon, aber es hat diesen Namen nie eigentlich angenommen.

Herbert Rosendorfer

Weiter geht die Tour und wir erreichen den Trevi-Brunnen.
Hier ist es jetzt wirklich so voll, dass man jegliche Lust verlieren kann.

Francesco meint, man hätte vielleicht morgens gegen 4 mal die Chance den Brunnen mit weniger Menschen zu sehen.
Doch das ist er uns garantiert nicht wert.
Wir werfen dezent ein Münzchen rein – schließlich muss man ja nicht wieder hierher sondern kann sich andere Stellen Roms anschauen.

Unsere Führung endet auf dem Piazza Navona.
Hat natürlich so gar nichts mehr mit dem von Julius Cäsar errichteten Leichatletik-Stadion zu tun.
Auch hier wimmelt es von Touristen und fliegenden Händlern, überall werden Minuten-Portraits gezeichnet und ich entkomme dem Ansinnen meines Sohnes ein derartiges Werk als Andenken erschaffen zu lassen nur mit Mühe.

Ich glaube das Obst hat ihn immer abgeschreckt

Aber es gelingt mir.
Und mir gelingt erstmals (wahrscheinlich durch die Vorarbeit seines Lateinlehrers, der so sehr schwärmte), dass er ein Eis ißt.

Und ihr werdet es nicht glauben: es schmeckt meinem Sohn nicht nur, sondern lässt ihn genussvoll erschauern.
Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet.
Zu bunt, zu fremd, zu wenig portioniert.
Und häufig ja auch noch mit frischem Obst geschmückt.
Da wollte er partout nicht ran.

Und jetzt kann er kaum das nächste erwarten.

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