Es ist die Liebe. Die Liebe zur Sprache, zu den Menschen und ihren Geschichten, zu Porträts mit Ecken und Kanten, die dieses Sachbuch zu einem guten Buch macht.
Ein Porträt ist die persönliche Beschreibung eines Menschen. Und doch so viel mehr. Denn wir beschreiben diesen Menschen ja nicht nur in diesem Augenblick, den wir gemeinsam erleben. Wir schauen in sein Leben, seine Träume, seine Sorgen. Jedenfalls, wenn wir uns Mühe geben und nicht nur seinen Lebenslauf in einen Fließtext umwandeln – was Birte Vogel ganz sicher erschauern liesse 😉
Sie lokalisiert die größten Feinde eines Porträts (und eigentlich der meisten Textformen) – Phrasen und Klischees, Füllwörter und überzählige Adjektive, Passiv statt Aktiv und natürlich die Langeweile. Nichts ist öder, als eine eintönige Subjekt-Prädikat-Objekt-Schreibweise. Birte kämpft für Abwechslung, konkrete Begriffe und ingesamt einen „erzählerischen Stil, der positiv und locker klingt.“
Wenn man den 80 Tipps folgt, scheint nichts schief gehen zu können. Es gelingt ihr (jedenfalls bei mir) sogar eine gewisse Vorfreude für diese Aufgabe zu wecken.
Der Aufbau
- Vorbereitung
- Ideen und Material sammeln
- Materialien sichten und sortieren
- Schreiben
- Einstieg, Aufbau, Inhalt
- Sprache und Grammatik
- Überarbeitung
Das Buch ist einfach und klar gegliedert, leicht verständlich und an manchen Stellen so persönlich, als ob eine gute Freundin dir ein wenig auf die Sprünge hilft.
Natürlich ist nicht alles ganz neu was wir da lesen/lernen, wie:
„je gründlicher die Vorarbeit, desto besser das Ergebnis“.
Doch Birte zeigt auch, warum das so ist. Warum es kein Rumgeschwafel gibt, wenn wir die Person, die wir porträtieren wollen, ein wenig kennengelernt haben und die Vorbereitung zum Schreiben des Porträts wirklich ernst nehmen.
Mein persönliches Highlight – die Überarbeitungsphase 🙂 Da stutzt man zunächst, weil ihr Ansatz radikal ist:
„Streichen Sie den ersten Satz oder sogar den gesamten ersten Absatz des Porträts“
Aber – sie hat so recht. Mit ein wenig zeitlichem Abstand merkt man erst, dass es dieses Einleitungs-Geplänkel (oft) gar nicht braucht. Auch die Adjektive gehen bei Birte gnadenlos über die Kante.
Quod erat demonstrandum
Damit es nicht bei der blanken Theorie bleibt, zeigt Birte Vogel anhand von zwei Porträts, wie sich ihre Ratschläge konkret in die Tat umsetzen lassen. Erst gibt es den lahmen Text und dann den guten in Birte-Stil. Damit schlägt sie ganz nebenbei den Bogen zurück zur Vorbereitung – denn spätestens hier erkennt man nun, wie wichtig korrekte Aufzeichnungen, tiefer gehende Fragen und der persönliche Stil in einem Porträt sind.
Mein Fazit
Ein kleines, feines Buch, das mir geholfen hat mich auf die Abläufe zu fokussieren und neuen Spaß am Schreiben von Porträts zu haben.
Man merkt, dass Birte (die auch andere Textformen einzusetzen vermag 😉 ) ihr Herz dem Porträt verschrieben hat.
Einer meiner Lieblingstipps:
35. Schreiben Sie die Wahrheit. Immer.
WERBUNG
Ich danke Birte Vogel für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Nach dem Telemediengesetz § 2 Nr. 5 TMG sind alle Links auf Verlage und Autoren inzwischen als Werbung zu kennzeichnen. Ich erhalte kein Geld für meine Rezensionen, ich beurteile die Bücher nach meinen eigenen Kriterien, auf die niemand Einfluß nimmt.