Es ist Zeit, dieses Thema noch mal nach vorne zu holen und ich nutze die „Oldies but Goldies Advents-Blogparade“ von Heide Liebmann dazu, und freue mich sehr über diese nachhaltige Idee: bereits bestehenden Texten noch mal einen Schups zu geben 😉
Denn viele Menschen begreifen nicht, dass Zeit ein Geschenk ist und keine Bürde:
Die Zeitdiebe sind unter uns
Es ist ein Grausen.
Was nimmt man sich nicht alles vor, wenn man ein Kind bekommt. Vieles wird man besser machen – schließlich ist das Kind ja erwünscht und wir so gut darauf vorbereitet.
Das, das eine Illusion ist, lernt man dann sehr schnell (und schmerzhaft) – aber das Wohl des Kindes und die Harmonie in der Familie stehen an erster Stelle. Und Eltern lernen zum Glück dazu. Kinder wissen von alleine, wie es läuft 🙂
Es kommt der Kindergarten und damit erstmals ein erhöhter Einfluss von außen auf das junge Familienpflänzchen… aber das schweißt zusammen und man hat das Gefühl, das Probleme nicht unlösbar sind. Die Pflanze wächst.
Doch dann der Schritt in die Schule. Nicht irgendeine – nein: eine Bayerische. Und uns Zugereisten wird klar – es ist was faul im Staate…
Ab der ersten Klasse gibt es Förderunterricht und spätestens in der zweiten haben einige Schüler NACHHILFE!
Auch werden die Grundschüler – die ja ab der dritten Klasse Englischunterricht erhalten – in Pfingst- und/oder Sommerferien vorsorglich schon mal in englische Trainingslager gesteckt.
Dabei kommen sie teils doch schon aus der frühkindlichen Sprachförderungsklasse… deren Sinn und Zweck ja zum Glück mittlerweile nicht mehr unumstritten ist.
Viele Kinder und Familien haben extrem straffe Zeitplanungen. Das Kind soll gefördert werden, mindestens ein Instrument erlernen, etwas Sport ausüben – vielleicht hat es ja auch noch kreative Note, die man nicht verkümmern lassen sollte… das Einzige was Kinder heutzutage nicht haben, ist Zeit.
Zeit sich zu langweilen, Zeit sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen, Zeit sich zu zusammenzuraufen.
Denn ab der 2. Klasse beginnt in Bayern dann auch noch der Run aufs Gymnasium. Grundschulabitur – ein bösere Ausdruck der das Problem auf den Punkt bringt:
Grünen-Schulexperte Thomas Gehring nannte die frühe Trennung nach der vierjährigen Grundschule die «größte Schwachstelle im bayerischen Schulsystem». Ein System, das Kinder «auf drei Schubladen sortiert», werde den Schülern nicht gerecht. Eine längere Zeit des gemeinsamen Lernens sei daher international die Regel. Auch die Reform des Übertrittsverfahrens durch CSU und FDP sei «keine Verbesserung», kritisierte Gehring.
BLLV-Präsident Klaus Wenzel bezeichnete das «alljährliche Ritual», zehnjährigen Kindern ein Übertrittszeugnis auszuhändigen, als «pädagogisch fragwürdig, kinderfeindlich und in vielen Fällen demotivierend». Er wies darauf hin, dass Lehrer ihre Schüler «fördern und unterstützen» und nicht länger «sortieren und ständig nach Ziffernnoten bewerten» wollten. Wichtig sei es, Kindern genügend Zeit zu geben.
Quelle: newsXL
Ja, da ist er wieder der verlorene Faktor Zeit.
Aber leider hört der Wahnsinn ja nach der vierten Klasse nicht auf.
Weiter geht die Rennerei: G8 und Bachelor (wer ihn nicht kennt, sollte hier den Artikel „Macht Studieren dumm“ der ZEIT lesen) und auch in anderen Schulformen und bei der Ausbildung heißt es immer nur „schnell, schnell, schnell“ – und dann mit 40 zu alt … was soll die Rennerei?!
Kann es sein, dass die grauen Herren in Bayern umgehen?
Uns dazu bringen unsere Lebenszeit für später zu sparen – schneller und schneller zu sein und dabei – ist das ja alles Betrug. Zeit kann man nicht sparen!
Habt ihr das etwa vergessen?
STOPP!
Dann müsst ihr unbedingt und in Ruhe mal wieder MOMO lesen.
Bei Michael Ende gibt es ein Happy-End… ich hoffe, wir und vor allem unsere Kinder schaffen das auch!
Diesen Artikel reiche doch bitte weiter an unseren bayerischen Kultusminister, Herrn Spaenle. Wunderbar!
Danke Nadia.
Versuche ich glatt…
Aber ich befürchte, er hat keine Zeit, es zu lesen.
Liebe Anne,
danke für den Link – Du sprichst mir aus der Seele. Es geht allerdings nicht nur um Zeit. Viel schlimmer: es geht um den Verlust von Phantasie, von sozialer Kompetenz, von „Miteinander“. Ich habe mich neulich mit einer 16-jährigen Schülerin über alles mögliche unterhalten. Ein Mädchen mit Wahnsinns-Schulnoten. Schulnoten, die einen neidischen machen könnten, wenn man, so wie ich, eher ein drittklassiges Abi gebaut hat. Mir ist allerdings der Neid recht schnell abhanden gekommen als sie Folgendes sagte:
„Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was ich später mal meinen Kindern mitgebe. Facebook?“
Lieber Christoph, Zeit ist die Grundvoraussetzung für alle anderen Aktivitäten im Leben…
Alles Liebe
Anne