Kleine Lesestunde

Ohne Brille geht gar nichts...
Ohne Brille geht gar nichts…


Heute war wohl mein vorgezogener Geburtstag: einige ahnen es schon – die bestellten Bücher sind angekommen.
Natürlich nur ein erster Schwung, aber immerhin.

Da ist keine Zeit für den Computer, da sitze ich draußen und lese, notiere, vergleiche – und ganz nebenbei läuft der PC natürlich doch mit, um schnell mal bei der Recherche zu helfen.
Viele schöne Anregungen sind zu finden, nur wozu gibt es noch mehr?

Die meisten Bücher sind fundiert und hervorragend recherchiert – aber ich will mehr, will die Stories dahinter…
Wo finde ich die richtigen Ansprechpartner?
Und hat vielleicht jemand die passenden Fotos?
Denn das ist auch klar – bei dem straffen Zeitplan muss ich gleich beachten wie wir es bebildern können.

Natürlich ist es nur ein erstes Kennenlernen und erst im Verlauf der weiteren Recherche und beim Texten wird sich herausstellen, was ich wirklich brauchen kann, wo ich die richtigen Informationen finde und welche Bücher wieder frei gegeben werden.

Auf den ersten Blick überzeugend ist die „Gefährdeten Nutztierrassen“ von Hans Hinrich Sambraus.
Auch wenn Pferde bei mir nicht vorkommen werden.
Aber Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine sind wirklich hervorragend beschrieben.
Natürlich wissenschaftlich – aber für mich ist es immer wichtig die Dinge vollständig zu verstehen, Zusammenhänge zu hinterfragen, bevor ich dann entscheide, was davon ich ausweite und selbst erzählen will.

Vergleichbar gut „Große- und Wassergeflügel“ von Horst Schmidt. Leider habe ich übersehen, dass darin keine Hühner vorgesehen sind, weswegen ich noch mal schauen muss, womit ich diesen Bereich abdecken kann.
Es ist ja nicht so, dass ich jetzt alles habe, was ich brauche… 😉
Ich glaube ich sagte schon mal: ich liebe es.

Super auch: „Osterfee und Amazone“ von Barbara Bartha-Pichler, Martin Frei, Bernd Kajtna und Markus Zuber.
Ein Buch über vergessene Beerensorten, dass Lust auf das Wiederentdecken macht.
Die Autoren haben mit ProSpeciaRara und der Arche Noah zusammengearbeitet und ein wirklich hervorragend recherchiertes Buch erstellt.
Respekt. Da werde ich doch gleich noch „Haferwurzel und Feuerbohne“ nachbestellen und hoffe, dass es genauso informativ ist.

„Reichtum ernten“ von Ute Klaphake, Karin Lüdemann und Dierk Jensen beleuchtet mehr die Menschen hinter den alten Sorten. Hier sind VEN und Dreschflegel, aber auch IG Saatgut, ProSpeciaRara und Arche Noah berücksichtigt.

Nicht wirklich überzeugt haben auf den ersten Blick Marianna Buser und Antonia Koch mit „Von fast vergessenen Gemüsen, Kräutern und Beeren“. Da stehen die Rezepte im Vordergrund, was mich zwar privat interessiert, aber in diesem Fall nicht unbedingt anmacht.
Auch die „Pflanzengeheimnisse aus alter Zeit“ von Gertrud Scherf hat sicherlich viel zu bieten, aber passt derzeit nicht in mein Beuteschema.

Rote Murmel oder Goldene Königin

Tja - auch meine Tomatenidee muss schließlich erst noch wachsen....
Tja – auch meine Tomatenidee muss schließlich erst noch wachsen….


Da denke ich naiver Mensch – zu Tomaten findet sich ganz leicht was, da habe ich in den vergangenen Jahren sooo viele alte Sorten gesehen und getestet.
Aber denkste…

Es ist schon so wie mit dem Wald und den Bäumen.
Die Züchter alter Sorten haben mittlerweile viel zu viele wieder gefunden. Da zeichnet sich für mich einfach keine Geschichte ab.
Zumal die meisten sich auch hier schon wieder über Masse profilieren.
Masse diesmal im Sinn von „viele, viele verschiedene Sorten“.

Möglichst anders, exotisch, bunt, wahrscheinlich als nächstes eckig.

Da ist die einzelne kleine Tomate anscheinend gar nicht der Rede wert.
Aber genau darum geht es mir ja…

Und jetzt weiß ich natürlich so gar nicht, was ich machen soll:

– die rote Murmel: eine kleine Wilde ist das, diese Murmel. Was die Wissenschaftler natürlich immer ein wenig in Verzweiflung stürzt… aber mein Mitleid hält sich da sehr in Grenzen. Jedenfalls fällt sie vor allem durch ihre erstaunlich guten Bewertungen im Vergleich zu den Kulturtomanten auf. Sie und „golden Currant“ – auch so ein Kandidat für die Tomantengeschichte.

– die goldene Königin: früher waren Tomaten eher gelb. Dadurch erklärt sich auch der wohlklingende italienische Name „pomodoro“ – also „Goldapfel“. Sind schon ein wenig romantisch die Italiener, oder?! Aber ich mag ehrlich gesagt gelbe Tomaten schon gern…

– die Berner Rose: ist aufgrund ihrer Dünnhäutigkeit im Handel nicht bliebt und entsprechend natürlich auch nicht vertreten. Dabei soll sie sehr süß und aromatisch sein. Nur bei Margrit Meier auf dem Münsterplatz, da soll es in der Saison am Samstag welche geben. Ach ja – Münsterplatz in Freiburg – nicht, dass ihr jetzt nach Bern stürmt 😉

 

Wie ihr hier schon seht, ist es gar nicht so leicht sich zu entscheiden. Natürlich habe ich auch ganz doll nach Österreich geschaut – immerhin gibt es ja da den „Paradeiser-Kaiser“. Aber auch da ist es schon wieder eher die Vielfalt, durch die er sich diesen Namen verdient hat.

Vielleicht sollte ich eine Münze werfen?!

 

 

Das Augsburger Huhn

Augsburger Huhn
Das Foto hat mir Monika Reitmeier vom Förderverein Augsburger Huhn netterweise zur Verfügung gestellt. Danke.


Was für ein Huhn!
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, dass mich die Geschichte des Augsburger Huhns – eines Arche Passagiers von Slow Food – gleich in den Bann gezogen hat.
An seinem Beispiel hat mir Marianne (die seinerzeit dem Vorstand von Slow Food Deutschland angehörte und sich um die neuen Convivien und solche Verrückten wie mich kümmerte) damals die Idee der Arche erklärt: aufzuessen um zu bewahren.
Ist auch wirklich nur auf den ersten Blick seltsam 😉

Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass man die Dinge die man bewahren will, nicht in Glasvitrinen stellt sondern im Leben behält.
Wie dieses bayerische Huhn.

Es war zu seiner Zeit perfekt. Hat Eier gelegt, sich selbst versorgt und am Ende seines Lebens eine gute Mahlzeit gegeben.
Aus diesem Grund war es auch eine ganze Weile sehr begehrt. Überall gab es Augsburger (Hühner).
Bis die Unterscheidung zwischen Legehennen und Brathähnchen kam und der Freiheitsdrang des Augsburger Huhns diesem fast zum Verhängnis wurde.
Denn im Käfig wollte es nicht sein. Lieber kurzerhand Aussterben.
Und das ist ihm auch beinah gelungen…

Doch das Huhn ist so prächtig und schön, dass die Hühner-Schönheits-Fans es schließlich doch bewahrt haben.
Der schöne rote „Becherkamm“ – der sich aber leider nicht immer vererbt (- da gab es dann natürlich gleich wieder Zwist von anderer Seite, schließlich war es genau der, den die Züchter sehen wollten), das glänzende schwarze Gefieder – damit eroberte das Augsburger Huhn so manches Siegertreppchen der regionalen und nationalen Geflügelschauen.

Das Slow Food Convivium in Augsburg hat es nun mit Hilfe von weitsichtigen Bauern wieder auf einige Höfe der näheren Umgebung gebracht.
Gerettet ist es so noch nicht – und gegessen habe ich auch noch keins (plane aber einen Ausflug mit unserem Convivium, um es mal persönlich unter die Lupe zu nehmen)…

Natürlich muss dieses Huhn ins Buch 😉
Und wer sich vorher informieren will, der sei auf den Blog der Augsburger Kollegen verwiesen – supernetter Artikel!

Buch und Bücher

Beim heutigen Slow Food Stammtisch in der Kaiserin Elisabeth (mehr dazu später) habe ich Sekundärliteratur erhalten und im Gegenzug vorgezeigt, was im Winter von mir ausgeliehen werden kann/darf…
Denn bis dahin gebe ich natürlich nichts her.

Mein Mann kennt das schon von anderen Projekten. Wenn heutzutage viele Autoren ihre Recherche aufs Internet und Gespräche konzentrieren, brauche ich immer noch zusätzlich Bücher zum Thema, in die ich mich vergrabe.
Da wird in der nächsten Zeit wieder einiges ins Haus flattern.
Denn bislang habe ich nur meinen alten Nutztier Franke (noch aus dem Studium), „Das neue Küchenlexikon“ von Erhard Gorys (das gar nicht mehr so neu ist), das „Etymologische Wörterbuch“ – das eh immer in Griffweite steht, Slow Food Hefte (da fehlen natürlich jetzt prompt die relevanten und ich habe eine Hilfe-Mail im Convivium rumgeschickt… 1 Stunde später lag schon das Hühnerheft im Briefkasten – Danke Susanne!) und dann noch einige Bücher von Meuth/Neuner-Duttenhofer – „Auf der Suche nach dem verlorenen Geschmack“, „Wo die glücklichen Hühner wohnen“ und verschiedene Kochbücher der beiden.

Doch weder meine umfangreiche Kochbuchsammlung noch meine Sekundärliteratur zum Ammersee und den Ammerseemalern hilft mir jetzt tatsächlich weiter.
Doch nicht, dass ihr mich falsch versteht – ich liebe es!
Und lauere jeden Morgen auf den Briefträger, der mir hoffentlich neue Hintergrundinformation bringt.

Ach ja – die Kaiserin Elisabeth.
Dieser Stammtisch war so gar nicht Stammtischig. Alles sehr nobel.
Unser Tisch war auf der Terrasse reserviert, für 10 Personen. Exakt 10. Das hat mich am Anfang schon ein wenig gestresst, denn die Anmeldementalität unserer Genießer ist nicht immer sehr ausgeprägt.
Doch es hat exakt gepaßt (mein Mann kam verspätet als 10. Gast) und war ein echter Genuss!
Das Essen war toll, der Blick ein Traum und als es anfing zu gewittern, fühlten wir uns wie in Abrahams Schoß 😉
Uns allen ist klar: so perfekt kann es dort nie wieder sein.
Ein Erlebnis.

Es wird ein Buch!

Hoffe ich.
Und bin natürlich stolz.

Anscheinend ist der Verlag über meine Homepage „gestolpert“ und hat mich gefragt, ob ich es schreiben möchte.
Ein Buch über alte Nutztierrassen, Obst und Gemüsesorten.
Klar will ich. Ist ein tolles Thema und ich habe die Möglichkeit meine neugierige Nase noch tiefer in diese Thematik zu vergraben 😉

Natürlich tue ich das schon in meiner Freizeit und für Slow Food. Aber so ist´s natürlich doch noch mal was anderes.
Einzig der Zeitplan macht mir etwas zu schaffen: bis zum Herbst soll es fertig sein, damit es im Frühjahr erscheinen kann…

Also geht´s gleich mit der Auswahl los: 70 verschiedene Arten sollen dabei sein.
Ich darf/soll auch nach Österreich und in die Schweiz schauen.
Bin aber eigentlich jetzt schon sicher, dass es kein Problem geben wird, dort was zu finden.

Auswahlkriterien:
Die Geschichte dahinter muss stimmen. Es darf ruhig auch erhältlich sein (also muss nicht aussterben) und wir haben im Vorgespräch Pferde, Hunde und Getreide rausgeworfen… es ist auch so schon eine Menge möglich und nötig um ein abwechslungsreiches und spannendes Buch entstehen zu lassen.

Jetzt geht´s los…

Heute (13.12.2012) kam das Okay aus dem Verlag und ich kann euch nun jeden Morgen und Abend Einblick in mein Leben/Buch (diese beiden Dinge sind eigentlich mittlerweile untrennbar verbunden) gewähren. Die Beiträge haben mir in einigen Zeiten sehr geholfen, weil ich Freude und Frust darin formulieren und rauslassen konnte ;-))

Es ist zwar schade, dass ihr das jetzt erst lesen könnt (vor allem für diejenigen, die mich im Alltag erlebt haben und manchmal sicherlich gar nicht wußten was nun schon wieder los ist…) – aber immerhin.

Viel Spaß
Anne