Ein Tag für die Höri


Die Höri Bülle hat ihren Namen von der Halbinsel am Bodensee, auf der sie wächst.
Und diese Halbinsel ist vom Ammersee natürlich so weit weg, wie irgendwie möglich zwischen hier und dem Bodensee…
Also nutze ich den bayerischen Feiertag „Maria Himmelfahrt“ und mache mich auf den Weg.

Die Idee in Wangen abzufahren und über Ravensburg nach Moos zu gondeln, entpuppt sich als eine meiner besseren Ideen.
Nicht, dass die Strecke dadurch kürzer wird. Aber 3 Stunden sind eine durchaus erstrebenswerte Fahrzeit.
Im Hochsommer eh.

Um 14 Uhr ist mein Termin und ich bin anne-like gegen 13:30 dort. Ein Abstecher ins Strandbad (nein, Schwimmzeug habe ich natürlich daheim gelassen) zeigt mir gleich, worum es hier und heute geht: Zwiebeln.
Die liegen nämlich gleich mal in einem Säckchen im Ortsschwimmbad zum Verkauf 😉
So was habe ich ehrlich gesagt noch nie in einem Strandbad gesehen….

Aber die dortigen Zwiebeln sind natürlich nichts im Vergleich zu den Bülle bei den Duventäster-Maiers.
Mutter und Tochter leiten den Betrieb und setzen damit die weibliche Familientradition fort.
Der Vater ist ein Ausnahmetalent – als einer der wenigen Männer auf der Höri, bindet er die Zwiebelzöpfe… er hätte die ruhigere Hand, meint seine Frau 😉

Sie hingegen ist das „Gesicht“ der Höri, die Sprecherin der Produzenten und leidenschaftliche Höri Bülle Frau.
Wenn sie erst mal in Schwung ist, kann sie gar nicht mehr aufhören zu schwärmen.
Und ihre Tochter ist nicht nur ein echtes Bülle-Kind (Geboren am Büllefest – das Mama dadurch verpasst hat), hat die Oma sie auch standesgemäß mit Bülle-Schnitzen versorgt. So wie andere Kinder ein Stückchen Apfel bekommen…
Denn die Bülle ist zart, saftig und einfach lecker.

Wer mag, kann es ausprobieren.
Unser Slow Food Convivum fährt heuer zum Büllefest am ersten Sonntag im Oktober – das ist der 7.10.

Und schon geht es mit dem Apfelthema weiter….

Kennt ihr Lemgo?
Ich ehrlich gesagt bisher auch nicht.

Doch unter Pomologen ist es wahrscheinlich der Nabel der Welt.
Der BUND-Lemgo leistet wahrlich Unglaubliches.

Die haben eine riesige Obstsortendatenbank ins Netz gestellt und verbringen wahrscheinlich ihre gesamte Freizeit mit der Erforschung und Erhaltung der alten Sorten.

Meine Anfrage förderte gleich mehrere tolle Kandidaten für´s Buch zu Tage:
Setürners Renette, Janßen von Welten, Doodapfel, Korbiniansapfel oder doch liebe die Geschichte um Bödickers Goldrenette 😉

Wer mag, kann sich hier mal die Seite von Lemgo mit den alten pomologischen Werken anschauen.
Ich bin sicher, dass das nicht mein letzter Hinweis auf die Apfelliebhaber sein wird….

Sein oder nicht

Ich will diesen Schädel nicht halten....
Ich will diesen Schädel nicht halten….

Das ist heute die Frage.
Denn der Verlag möchte eine erste Liste, wer und was ins Buch kommt und wer nicht.
Das ist gar nicht so leicht, denn die Auswahl ist riesig.
Da können sich nur die Besten und Spannendsten – und natürlich auch wieder mal die Schönsten – durchsetzen…es ist halt ein wenig wie im richtigen Leben!

Von 70 möglichen Kandidaten sind nun 20 Tiere und 19 Pflanzen fix.
5 Rinder, 2 Schafe, 2 Ziegen, 2 Hühner, 4 Schweine, je eine Ente, Gans und Pute.
Dann kommen 11 Gemüsesorten und 8 Obstsorten.
Dahinter tummelt sich ein großes Feld und ich habe immer noch Schwierigkeiten einige Bereiche nach meinen Vorstellungen abzudecken.

Könnt ihr euch etwa ein solches Buch ohne Gurke vorstellen?
Also ich nicht.
Ich finde Gurken wahnsinnig deutsch und wichtig.
Aber bislang verlief meine Suche im Sand…
Und jetzt kommt mir bitte nicht mit dem Spreewald.

Die sind – wahrscheinlich erst nach und durch meinen Anruf – ganz traurig, dass sie keine alten Gurken mehr haben.
Aber gerade dort wird natürlich auf Wirtschaftlichkeit geachtet und daher haben die auf industrielle Massenproduktion umgestellt.
Warum man deswegen gleich alles andere wegwerfen muss, weiß ich auch nicht – ist aber so.

Tomate ist natürlich auch noch nicht entschieden und wenn ich ehrlich bin, kommen auch immer wieder so hübsche Dinge wie Beeren in meinen Blickwinkel. Und auch die Walnuss hat in meinen Augen ihre Berechtigung in meiner Liste.
Oder Kürbis, Topinambur, Portulak…
Man merkt schon – bei den Tieren ist es leichter. Da hat man ganz schnell seine Lieblinge und deckt dann auch recht zügig alle Bereiche ab.
Bei Obst geht es eigentlich auch – weil man dem fünften Apfel einfach nicht mehr viel abgewinnen kann.
Doch lasst euch nicht täuschen – Äpfel sind derzeit vier im Plan… mal schauen, ob das auch so bleibt.

Kleiner Feig-ling

Ich liebe Feigen.
Und bin entsprechende traurig, wenn ich in der Toscana so schöne große Bäume sehe und wir hier ohne leben müssen…
Doch Sekunde mal.

Heute habe ich einen Bericht zu einem Feigenhain in der Nähe von Potsdam gelesen.
Da bin ich natürlich sofort wach und schaue, ob ich die kleine Früchtchen – wenn schon nicht in den Garten – so doch in mein Buch nehmen kann….
Die Geschichte ist super nett.
Albrecht Herrmann zieht in alter Familientradition in Potsdam am Schwielowsee Feigenbäume.
Ich habe sie hier gefunden: Von der Hand in den Mund
Und in der Zeitschrift Liebes Land war auch ein toller Artikel – 25 Seiten vor einem über… Scherkohl. Und wer grinst mich da aus dem Heft an: Jochen aus Willstedt;-)
So klein ist die Welt.
Als ich ihn darauf anspreche verrät er mir, dass der fotografierte Kohl aber gar keine Scherkohl ist: „Nun ist in der Zeitschrift Diepholzer Blaustrunk, aber der ist auch hübsch…lach“

So schnell passieren Fehler.
Um wieder auf die Feigen zu kommen.
Ich bin zu feige. Das wird nichts und ist ja eigentlich auch nicht wirklich eine alte heimische Sorte. Leider.

Eine Rippe mehr


Gerade frage ich mich, ob ich wirklich alles verstehe, was ich da so lese?!

Wusstet ihr, dass die heutigen Schweine mehr Rippen habe als alte Rassen?

Da ich ja selbst keine habe, war mir das ehrlich gesagt nicht bewusst – und wenn ich Schweine hätte wahrscheinlich auch nicht – denn auch bei meinen Katzen zähle ich ja nicht die Rippen nach.

Wobei unsere Miezen natürlich auch nicht für den Kochtopf bestimmt sind. Schweine vielleicht eher. Obwohl

Na ja. Jedenfalls hat mich die Sache mit den Rippen natürlich beschäftigt.
Den Sinn dahinter verstehe ich – mehr Rippen, mehr Koteletts. Mehr „wertvolle“ Fleischbereiche für den Handel. Denn darum geht es schließlich immer…

Mittlerweile weiß ich, dass die Rippenzahl bei Tier und Mensch schwankt. In der Regel sind es 15 Rippenpaare (wobei das Wildschwein mit seinen läppischen 12 Pärchen schon mal in einer ganz anderen Rippenklasse unterwegs ist). Zusätzlich dazu kommen ein paar „unechte Rippen“ die mit dem Brustbein verwachsen sind.

Ein Pferd hat übrigens 18.
Wiederkäuer (Kühe & Co) und Fleischfresser (in dieser Gruppe vermute ich mal unsere Katzen) 13.

Eine züchterische Selektion zu mehr Rippen scheint es auch nicht gegeben zu haben. Es ist wohl eher eine Modefrage, denn wenn die Bauern früher runde, kurze Schweine mit dicken Koteletts mochten (weil sie die besser vermarkten konnten), geht der Trend nun schon länger eher zum langen Schwein. Das soll aber nicht an „mehr Länge = gleich mehr Rippen“ sondern am magereren Fleisch liegen. Das dann dabei ein zusätzliches Rippenpaar sozusagen zur Stütze von der Natur mit eingebaut wurde, haben die Züchter gerne in Kauf genommen.

Doch hier scheint die Rippensteigerung nun auch ihr natürliches Ende gefunden zu haben.
Als Quelle habe ich einen „STIMMT´S“ Artikel der Zeit von 2005 gefunden. Ist zwar schon ein wenig älter, aber ich muss sagen, dass ich ihn sehr schlüssig finde…

Und natürlich spukt in meinem Hinterkopf das Bild von Adam und Eva rum und ich frage mich, ob Männer vielleicht doch eine Rippe weniger haben. Denn auch da habe ich doch noch nie genauer nachgezählt 😉

Und was ist mit Tee?

Manchmal braucht man einfach Glück.
Und ich habe es…

Auf der Suche nach Bremer Scherkohl (von dem ihr später sicherlich noch das ein oder andere erfahren werdet, heute aber nicht!- doch ich bin ziemlich sicher, das er ins Buch kommt), bin ich an einen Gärtner in Norddeutschland gekommen, der anscheinend alle und alles kennt, die Hälfte davon selbst auf den Feldern hat und wahnsinnig schnell und hilfsbereit ist: Jochen Krentzel.

Wenn ich sehe, wie mühsam manche Nachfrage ist…
Obwohl – wenn wir mal ehrlich sind, ist der August auch nicht wirklich die optimale Zeit mit so einem Projekt zu starten!

Jedenfalls tut es richtig gut, gleich und umfassend Antwort zu bekommen und darüber hinaus noch auf 10 andere Sorten hingewiesen zu werden 😉 Schließlich muss ich mich in dieses Thema beziehungsweise etwa 50 verschiedene Themen erstmal wirklich einarbeiten.

Ich baue neben „Bremer Scherkohl“ auch noch „Diepholzer Blaustrunk“, „Helgoländer Wildkohl“, „Nero di Toscana“, „Strandkohl“, „Russischen Roten“ , „Ostfriesische Palme“, „Filderspitzkraut“ und noch ein paar andere Kohle an. Weiterhin noch einige alte Wurzelgemüse und Kräuter….

soweit Jochens erste Auflistung, etwa 2 Stunden nach meiner ersten Mail

Und so habe ich nun, neben einer charmanten Einladung zum Wilstetder Kohlmarkt Ende September, einen Fachmann im Norden sozusagen direkt an meiner Seite.

Um den Markt in Wilstedt herum plane ich eine Nordtour – denn auch hier darf ich mal ehrlich sein: wenn ich als wildfremde, neugierige Frau aus dem Süden Deutschlands bei den Züchtern, Bauern und Gärtnern im Norden anrufe, bin ich schon sehr froh über ein freundliches „Moin“.

Aber so richtig locker sind die Zungen dann meist doch nicht – da braucht es so den ein oder anderen Kaffee, Tee oder auch mal was anderes 😉