Die Alpen beginnen eigentlich am Ammersee. Bei Föhn liegt ihnen Dießen jedenfalls direkt zu Füßen. Leider nicht täglich. Doch dafür immer wieder.
Ateliers und Werkstätten von Künstlern und Kunsthandwerkern sind charakteristisch für den Ort und seine Geschichte. Weithin bekannt für seine Keramiker oder „Hafner“ und den alljährlichen Töpfermarkt am See.
Carl Orff, bayerisches Urgestein und weltberühmter Komponist, lebte rund vierzig Jahre hier. Mit Blick auf Andechs – wo er auf eigenen Wunsch begraben wurde. Dießen hat das einzige Orff-Museumweltweit. Und in der hiesigen Grundschule erklingt ganz selbstverständlich das Orff´sche Schulwerk.
Marienmünster
Weithin sichtbar thront das Marienmünster über See und Stadt. Das Münster wurde 1739 als Klosterkirche und Mittelpunkt des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts von Baumeister Johann Michael Fischer vollendet. Nicht nur christliche Messen locken die Menschen in diese prachtvolle Barockkirche. Münster-Konzerte und Orgel-Matinées geben den Besuchern Zeit, die Pracht in musikalischer Begleitung zu genießen.
Da die Bewohner des Marktes Dießen – im Gegensatz zum Kloster, das die Grafen von Andechs-Meranienals Stifter großzügig ausstatteten – kaum über Grund verfügten, mussten sie sich andere Erwerbsmöglichkeiten suchen. Als Bierbrauer und Wirtsleute, Kugel- und Hammerschmiede, Schreiner und Zimmerleute, Gerber und Färber, Glaser und Papierschöpfer, Schuster und Schneider und natürlich als Fischer.
Kunsthandwerk in Dießen
Außergewöhnlich viele Dießener werden „Hafner“, also Töpfer. Mindestens seit dem 13. Jahrhundert ist hier ein Zentrum der Keramikproduktion.
Die Lage zwischen Wessobrunn und Andechs treibt weitere Blüten: zwei Zinngießereienliefern seit über 200 Jahren ihre von Hand gearbeiteten Miniatur-Kunstwerke in alle Welt.
Die Grenze zwischen dem Markt und dem Hoheitsgebiet des Klosters verläuft mitten durch den Ort. Und zwar genau dort, wo die Herrenstraße noch heute einen Knick macht, um sich im weiteren Verlauf „Hofmark“ zu nennen.
Die Sehenswürdigkeiten
Architektur und Ausstattung des Marienmünstersergänzen sich zu einem der wohl gelungensten kirchlichen Bauwerke Bayerns im 18. Jahrhundert.
Links daneben steht die schlichte St.-Stephans-Kirche. Ursprünglich als Pferdestall des Klosters vor etwa 350 Jahren erbaut, und fast zur Ruine verkommen, wird das Gebäude 1978 von Josef Wiedemann zu einer romanisch anmutenden Winterkirche umgebaut. Die darüber liegende ehemalige Kornkammer dient heute als Pfarr- und Veranstaltungsraum „Traidtcasten“.
Im Ortsteil St. Georgen erhebt sich die ehemalige Dießener Pfarrkirche (1132-1804) mit Deckenfresken von Franz Josef Zitter. Der Hochaltar stammt von Thomas Schaidhauf aus Raisting, die Seitenaltäre und die Kanzel von dem Wessobrunner Stukkateur Tassilo Zöpf. Der ummauerte Höhenfriedhof ist die älteste Grablege von Dießen und eine der ältesten christlichen Begräbnisstätten Bayerns. Eindrucksvoll ist auch das Beinhaus neben dem Kirchenportal.
Einen romantisch verwunschenen Landschaftspark am südlichen Ortsrand legte um 1900 der in München lebende Ministerialrat Ludwig Freiherr von Schacky auf Schönfeld an. Der „Schacky-Park“, viele Jahre als „schönste Kuhweide Oberbayerns“ bespottet, wird seit 2005 von engagierten Bürgern ehrenamtlich saniert und durch die monatlichen Führungen sowie unterschiedlichste Veranstaltungen (Kräuterwanderungen, Sonnenwendfeiern, Imkervorführungen, Matinées) für die Menschen erlebbar.
Der sogenannte Malerwinkel in St. Alban bietet ein romantisches Gesamtkunstwerk mit Fischerhütten, dem See und der charakteristischen Benediktenwand im Hintergrund. Die Katholische Wallfahrtskirche St. Alban ist ein spätgotischer Bau. Die benediktinischen „Schutzengel-Schwestern“ betreiben in den umliegenden Gebäuden seit 1923 ein Kinderheim.
Das Ortszentrum schmückt das Rathaus, um 1680 errichtet. Die Stuckdecke im Innern stammt von Tassilo Zöpf. Die lateinische Inschrift an der Ost-Fassade erinnert an das Jahr 1326, als Dießen durch Ludwig den Bayern zum Bannmarkt erhoben wurde.
Kunst & Kultur
Direkt am Ufer des Sees findet immer an vier Tagen um Himmelfahrt der Dießener Töpfermarkt statt.
Rund 150 renommierte Werkstätten aus aller Welt bieten einen Einblick in hochwertige, zeitgenössische Keramikkunst. Ein Keramikweg führt durch den Ort und seine Sehenswürdigkeiten bis hin zu einigen offenen Werkstätten und dem Keramikmuseum von Ernst Lösche am Kirchsteig. Es präsentiert die Geschichte der Dießener Hafnerei – auch anhand von Ausgrabungsfunden – und ihre Bedeutung als Zentrum der Dießener Fayence-Herstellung, der „Blau-Weiß-Ware“.
Der „ADK“-Pavillon ist Mittelpunkt der Seeanlagen am Dampfersteg. Er wird seit 1930 von der „Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst“ als Ausstellungs- und Verkaufsraum genutzt und ermöglicht einen schnellen Überblick über das weite Spektrum des Dießener Kunsthandwerks.
Die Zinngießer-Familien Schweizer arbeiten zum Teil mit alten Original-Modellen und bemalen noch von Hand. Wer sich vorher anmeldet, kann auch in der Werkstatt zuschauen. Ein Besuch in den beiden Läden lohnt sich immer, wenn man in eine biedermeierliche Miniaturwelt eintauchen will und Freude an kleinen, handgefertigten Dingen hat. Die Firma Babette Schweizer lockt zusätzlich mit einem gemütlichen Zinn-Café.
Das Carl-Orff-Museum, 1991 eröffnet, zeigt eine Dokumentation zu Leben und Werk des großen Komponisten, der von 1955 bis zu seinem Tod im Jahr 1982 in Dießen lebt.
Im Arbeitsraum des Malers Fritz Winter das 1961 vom Architekten Gustav Hassen in schlichter Funktionalität erbaut wird, findet sich nun das „Fritz-Winter-Atelier“. Michael Gausling organisiert hier wechselnde Ausstellungen namhafter Künstler der Moderne. Den parkähnlichen Garten um das Haus schmücken zahlreiche Skulpturen.
Die Ausstellungen im Taubenturm des Heimatvereins ermöglichen nicht alltägliche Blicke auf das aktuelle Kunstgeschehen der Region.
Freizeit
In heißen Sommern gut besucht ist das große Strandbad in St. Alban – 18.000 Quadratmeter gepflegte Rasenfläche, zwei Holzstege, Kinderspielplatz, Sandkasten, Beachvolleyball-Feld sowie zahlreiche große, schattenspendende Eichen, Buchen und Weiden. Ein im See fixiertes Floss diente bis 2018 als Rast- und Sprungstelle, durch die neuen Haftungsvorschriften hat sich die Gemeinde – ähnlich wie andere rund um den See, davon getrennt. Umkleidekabinen, Toiletten, Duschen und einen Kiosk mit Imbiss, so wie eine großzügige sonnige Terrasse, sind geblieben.
Die Dießener Wasserwacht lagert ihre Boote hier und behütet die Planschenden und Badenden an den Sommerwochenenden – Ehrenamtlich.
Durch die neue Bahnhaltestelle am Dießener Gymnasium ist das Bad nun auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen.
Nördlich des Campingplatzes findet sich am Ufer eine Wiese mit Uferbäumen. Hier sind auch Hunde willkommen. Und es wird ganz ohne Badeordnung geschwommen.
Der Aussichtsturm im Ammermoos bietet aus fünf Metern Höhe Überblick über die schützenswerte Vogelwelt. Über einen Holzsteg vom Parkplatz am „MTV“–Gelände führt der Weg hinein ins Vogel- und Naturschutzgebiet am See.