Heide – ein Name, viele Gesichter

Heide ist so viel mehr als lila blühende Heidebüsche. Es ist unbebautes Land und Kulturlandschaft zugleich. Auf kargem Boden kultivieren Menschen seit 5000 Jahren die offene, meist baumlose Landschaft. Das traditionelle Abbrennen der Heidepflanzen, die konsequente Pflege durch Weidetiere und eine extensive landwirtschaftliche Nutzung der kargen Böden erschuf ein sensibles Ökosystem mit ganz eigenem Charme.

Heideflächen finden sich in Norwegen, Irland, Schottland und auf einigen atlantischen Inseln. Zentrale Regionen liegen zudem in Schweden, Deutschland, Dänemark, den Beneluxländern, England, Frankreich und Portugal.

Heide

Besenheide (Heidekraut) und Glockenheide (Erika)

Für „atlantische Heideflächen“ (im Gegensatz zu den „nicht-atlantischen“ in Süddeutschland z.B. zwischen Augsburg und Lech ) sind Heidekraut und Glockenheide, Flechten und Farne, unterschiedlichste Gräser, Wacholder, Kiefern und Birken typisch. 

Besenheide
Besenheide

Die Besenheide „caluna vulgaris“ ist das vorherrschende Heidekraut und Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten, so wie früher – man ahnt es schon wegen des Namens – Grundlage für die Besenherstellung. Die Sträucher verholzen und sind recht sperrig und wiederstandsfähig. Auch gern genommen als First-Abschluß auf Reeddächern. Da ziehen die Vögel kein Zweigchen raus 😉

Die seltenere Glockenheide „erica tetralix“ bevorzugt eine feuchtere Umgebung und ist daher in Mooren und an Bachufern zu finden. 

Glockenheide
Glockenheide

Beide gehören zu den Heidekrautgewächsen „Ericaceae“ mit weltweit über 100 Gattungen und rund 3850 Arten. Wobei Caluna „monotypisch“ ist, also die einzige ihrer Art. Erica hat etwa 640 verschiedene Arten. In der Lüneburger Heide sind davon aber nur Glockenheide und Grauheide zu finden.

Wer wissen will, wann und wo er die blühende Heide erleben kann, sei auf das „Heideblüh-Barometer*“ verwiesen. Coole Sache!

Lüneburger Heide

Deutschland hat verschiedene Heideflächen, die Lüneburger Heide in Niedersachsen ist die wohl bekannteste. In Brandenburg findet man die größte, die Schorfheide, direkt vor den Toren Berlins. 

Zusätzlich sind die Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt, so wie die Senne und die Ohligser Heide in Nordrhein-Westfalen.

Südheide
Misselhorner Heide

Das Herzstück in Niedersachsen bildet das 23.440 Hektar große und fast autofreie „Naturschutzgebiet Lüneburger Heide“. Hier gibt es die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas, aber auch auch eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Niedersachsens sowie ausgedehnte Moore, Wiesen und Felder. 

Nord- und Südteil wird durch eine natürlich Wasserscheide getrennt.

Naturpark Südheide

Die Lutter
Die Lutter

Von der Örtze im Westen bis zur Ostgrenze des Landkreises Celle und bis fast vor die Tore der Stadt. Der Naturpark Südheide entstand 1964 in der Absicht, Natur und Landschaft zu schützen und sie dennoch den Menschen zugänglich zu machen. Über 2.600 ha des Naturparks sind inzwischen sogar Naturschutzgebiet. Mehr als 160 gefährdete Pflanzen- und Tierarten sind allein an der Lutter und ihren Quellgebieten beheimatet. Darunter die letzten intakten Flussperlmuschelbestände Mitteleuropas.

Durchströmungsmoor Ahrbeck
Durchströmungsmoor Ahrbeck

Wasser und Grün geben hier den Ton an. Blühende Heidesträucher finden sich seltener. Aber der Schönheit tut dies keinen Abbruch. Eher im Gegenteil. Unendliche Farbvarianten kann es auch in der Farbmischung grün, gelb, braun geben 😉 – das ist nicht nur im trockenen Sommer 2018 Genuss für Augen und Sinne.

Lüßwald – der Urwald der Südheide

Lüß

Alt ist er, der Lüßwald im Naturpark der Südheide. Und groß – mit 7.500 Hektar ist es eines der größten zusammenhängenden Waldstücke Deutschlands. Eigentlich war es früher größer – reichte von Celle über den Klosterforst Miele, Eschede bis nach Uelzen und vor die Tore Lüneburgs – aber das kennen wir ja schon. Große, zusammenhängende Waldstücke wurden und werden durch Besiedlung, Land- und Forstwirtschaft geteilt und umgestaltet.  

Doch ein Teil des jetzigen Lüßwaldes wird seit den 1970er Jahren als „Naturwaldreservat“ ganz sich selbst überlassen. Hier zeigt der Wald mit uralten (also 100 Jahre plus) Douglasien, Buchen, Eichen und Fichten, das er den Menschen und dessen Bewirtschaftung nicht braucht. Junge Bäume wachsen aus den Samen der alten und die Mischung der Bäume und Generationen richtet sich nach Boden, Licht und Umgebungsbäumen. 

Zunderschwamm

Zunderschwamm
Zunderschwamm

An absterbenden Buchen und Birken wächst der „echte Zunderschwamm“. Er ist Pilz des Jahres 1995 – nicht, weil er vom Aussterben bedroht ist, sondern weil er auf das Pilzsterben als Folge des Waldsterbens hinweist. Der Zunderschwamm war früher eine wichtige Einnahmequelle der Heidebewohner:

„Bestimmte Teile seines Fruchtkörpers dienten zur Herstellung von Zunder, einem Produkt zur Feuerentfachung, das seit der Erfindung der Zündhölzer 1848 seinen Zweck eingebüßt hat. Die Tatsache, daß bei der unter dem Namen „Ötzi“ bekanntgewordenen Gletscherleiche ein Stück dieses Pilzes gefunden wurde, zeigt, wie lange sein Nutzen dem Menschen schon bekannt war.
Darüber hinaus war der Zunder auch Rohstoff für viele andere Produkte des täglichen Lebens: Kleidungsstücke (Mützen, Hüte, Westen, Handschuhe, Hosen), Taschen, Bucheinbände, Bilderrahmen und Fensterleder wurden daraus hergestellt.“ Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.

Lüß

Und so wie es aussieht, ist der Zunderschwamm inzwischen wieder auf Erfolgskurs. Es gibt unterschiedliche neue Produkte (Nahrungsergänzung, Kosmetik), die ihn in unser Leben zurück bringen. Ob es das nun wirklich braucht, bleibt jedem selbst überlassen… ich kann darauf verzichten.

Aber ich finde, es ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung der Biodiversität, die mir am Herzen liegt. Wir können und dürfen heute nicht entscheiden, was kommenden Generationen zur Verfügung steht und was sie brauchen. Aus diesem Grund dürfen wir die Artenvielfalt nicht zugunsten wirtschaftlicher Überlegungen weiter verringern….

Weitere Geschichten aus der Heide:

Mit freundlicher Unterstützung von TourismusMarketing Niedersachsen GmbH*die mich zu einer Pressereise in die Südheide eingeladen hat.

Mein besonderer Dank geht an Renate Rebmann, die uns sicher und charmant durch die Heide kutschiert hat.

Kutschfahrt

Gleich dreimal wurden wir durch die Heide geführt: mit der Natur- und Landschaftsführerin Petra Kloß*  durch die Misselhorner Heide, mit Jürgen und Christine Reimer vom TraumzeitHof* ging es in der Luft gefederten, offenen Wagonette durch die Südheide (und zwar nicht nur auf den guten, breiten Wegen sondern richtig mitten durch). Und der Natur- und Landschaftsführer Heinrich Scheidler-Lütjen* hat uns seine Liebe zum Lüßwald näher gebracht. Ich möchte mich bei allen herzlich bedanken.

*Werbung

Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür zwar weder bezahlt noch beauftragt worden, doch da ich Produkte nenne, muss ich dies als Werbung kennzeichnen.

 

4 Antworten auf „Heide – ein Name, viele Gesichter“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert