Blütenpracht – Gemüse kann mehr als Geschmack

Gemüse ist abwechslungsreich und vielseitig. Und zwar nicht nur geschmacklich. Viele Gemüsearten bieten Insekten und uns deutlich mehr, als auf den ersten Blick erkennbar. Wenn sie ihre Blüten auspacken!

Ich habe Beispiele, die sich in „Nach der Ernte“, „Vor der Ernte“ und „Irgendwann“ ganz gut unterteilen lassen und zeigen, wie zauberhaft blühendes Gemüse sein kann.

Nach der Ernte

Dies sind wahrscheinlich die unbekanntesten Blüten, echte Entdeckungen. Da mit der Ernte auch die Gemüsepflanze aus dem Beet verschwindet, sieht man sie selten. Nur wer selbst Gemüsesamen gewinnen will oder es einfach mal laufen und die Pflanzen stehen lässt, sieht, was sich dann im Garten aus Salat, Kohl und Co so entwickeln kann. Denn eigentlich wollen sich alle Pflanzen ja vermehren – die meisten über Bestäubung und Samen.

Daher ist es nur logisch, dass sie blühen. Wie schön, seht ihr hier.

Salat „Lactuca“ und allerlei Genossen

„Baquieu“, ein samenfester Wintersalat

Wir sind keine großen Salatesser und so schießen diese nicht nur regelmäßig in unseren Beeten, sondern dürfen auch mal zeigen, wo sie als Pflanze eigentlich hin wollen. Der „normale Salat“ –  „Lactuca sativa“ (in diesem Fall „Baquieu“, ein Wintersalat, der bei uns im frühen Frühjahr am Start ist.) Er bildet kleine rote Köpfe – wenn man ihn rechtzeitig erntet. Und blüht in zahlreichen kleinen gelben Blütenkörbchen. Nach der Bestäubung werden sie zu kleinen Pusteblumen. Mit deren Stängeln man bei samenfesten Sorten dann die nächste Runde pflanzen kann.

Oder ihn einfach stehen lassen – dann gibt es einen wilden Salatmix im Garten. So mache ich das gern.

Ruccola oder Rauke – ich weiß nicht mehr, wer hier wo stand. Beide sehen sich in Blatt und Blüte sehr ähnlich.

Eigentlich gehören Ruccola und Rauke (und Asiasalate) nicht zu den Salatpflanzen, sondern zu den Kreuzblütlern, also Kohlgewächsen. Die beiden unterscheiden sich ein wenig in der Intensität des Geschmacks (Rauke ist schärfer) und der Wuchsgeschwindigkeit (da ist der Ruccola schneller). Ich säe beides beieinander und lasse auch hier danach die Pflanzen machen, was sie meinen. 

Chicorée

Ja – da habe ich nicht schlecht gestaunt, als der Chicorée blau blühte. So kann er die Verwandtschaft mit der Wegwarte natürlich nicht mehr leugnen. Und gehört damit zu den Wurzelzichorien, Korbblütlern. 

Wer Chicorée anbaut, muss Geduld haben. Denn er ist zweijährig. Erst nach dem „grünen Salat“ (der ein wenig an Löwenzahn erinnert) im Frühjahr/Sommer, erntet man die Pflanze mit Wurzel im Spätherbst.  Über Winter lagert sie in einer Erdkiste kühl und dunkel und im zweiten Frühjahr wächst aus dieser Wurzel eine Knospe – der Chicorée. Ihr ahnt es schon – bei uns gibt es Löwenzahnsalat und Blüten 🙂

Salat und Chicorée zeigen, wie hübsch sie harmonieren

Die Kohlfamilie

Alle Kohlsorten „Brassica“ sind zweijährig und bilden dann zuerst üppige Stränge von gelben Blüten – und im Anschluss daran Kapseln mit Samen. Wer den Kreuzblüter sortenrein weitervermehren möchte, muss sehr sorgfältig arbeiten. Reinhard Lühring, der einen Teil seines Herzens dem Grünkohl verschrieben hat, hat es erklärt.  

Und ihr habt recht, wenn euch die Blüten an Raps erinnern, ein Kreuzblüter der hierzulande wirklich überall blüht und es daher schwer macht, ihn aus dem eigenen Garten fern zu halten. Ein Kilometer sollte zwischen zwei Pflanzen liegen, damit sie sich nicht heimlich vereinen. 

Im ersten Jahr arbeitet sich Kohl (je nach Sorte) ganz unterschiedlich vorwärts. Pak Choi blüht gleich (und ziemlich flott) in gelber Pracht, Blumenkohl weitet die Frucht aus und bildet daraus blütenähnliche Gebilde. 

Da Blumenkohl viel Platz braucht, habe ich den nicht über den Winter stehen lassen

Bei Brokkoli konnte ich es noch nicht beobachten, erinnere mich aber an einen Marktfund, der mich kulinarisch herausforderte. 

Cima di Rapa, Stängelkohl, Wilder Brokkoli
Cima di Rapa oder Wilder Brokkoli – da kann man die Blüten mitessen

Mangold

Ein wirklich wunderbares Gartenanfänger-Gemüse ist Mangold. Es gibt ihn in den unterschiedlichsten Farben und es reicht zumeist, wenn man einige Lücken im Garten damit auffüllt – er kommt zuverlässig und ist ziemlich anspruchslos.

Blühender Mangold

Mangold ist mit Zuckerrüben verwandt, hat viel mit roter/bunter Bete gemein, gehört wie sie zu den Gänsefußgewächsen und kann ähnlich wie Spinat verwendet werden. Ganz jung sind die Blätter auch als Salatbeigabe prima. Da braucht es dann keine Blüten – die Blätter und Stiele bringen auch so farblichen Pep in den Salat. 

Wer mag, kann die Blüten – dann sind wir aber in einer anderen Lebensphase – aber ebenfalls essen. Sind halt sehr klein.

Um beim Mangold tatsächlich Samen zu erhalten, ist ein zweites Jahr nötig, in dem die Samen heranreifen – auch da bin ich raus. 

Blüte Mangold

Doch wer mag: bei den Lernfilmen zur Samengärtnerei wird es genau erklärt. Freue mich auf eure Erfahrungen.

Spargel

Spargel haben wahrscheinlich nur wenige im Garten – auch ich hatte ihn noch nie blühen sehen. Dieses Fotos sind auf einem Spargelfeld in Niedersachsen entstanden und zeigen deutlich, dass die Pflanzen in ihrer Ruhephase ab Johanni (24. Juni) üppig wächst und das Spargelkraut mit kleinen gelben Blüten übersät ist. 

Bis zu zwei Meter hoch werden die Pflanzen und versorgen die Wurzel mit Nährstoffen.

Spargelblüte

Da die männlichen Spargelpflanzen mehr Ertrag bringen, sind es vor allem sie, die auf den Feldern gezogen werden und hier auch blühen. Anders als die weiblichen Pflanzen bilden sie aber keine roten Früchte (die habe ich tatsächlich auch noch nie gesehen). 

Spargel ist eine Dauerkultur, und erst im dritten Jahr beginnt die Erntezeit. Immer noch ausschließlich per Hand. Obwohl die Spargelbauern da gern mehr Maschinen einsetzen würden. Nach 10 Jahren ist dann aber auch schon wieder Schluss mit dem Spargelgenuss. Ein Ortswechsel ist nötig, damit der Spargel weiter gedeiht. 

Zwiebeln, Lauch und Co

Winterheckzwiebeln
Bei Winterheckzwiebeln ist die Blüte im Gartenjahr mitgedacht

Zwiebeln, Lauch und Co haben eine ganz besondere Faszination, wenn sie blühen. Die größeren und kleineren Blütenkugeln entstehen wahlweise im Herbst oder auch im nächsten Frühling, wenn man sie über den Winter stehen lässt.

Wir haben es ausprobiert – bis auf den Stiel (der ja auch beim Schnittlauch hart wird), sind die Lauchblätter und das Zwiebelgrün wirklich noch gut essbar. Auch die Einzelblüten oder die noch nicht erblühten Knospen können verzehrt werden. 

Und die Insekten sind mega Fans dieser attraktiven (je nach Sorte) blauen, grünen, weißen Blütenpracht.

Treffpunkt Lauchblüte

Vor der Ernte

Das sind die bekanntesten Blüten, die auch von vielen Köchen inzwischen gern als kleine Farbtupfer beim Dekorieren der Teller genutzt werden. Denn diese Blüten sind häufig essbar.

Vorsicht – bitte schaut wegen der Essbarkeit in ein Bestimmungsbuch und traut dem Internet nicht – da steht viel Mist. 

Kartoffel

Kartoffelblüte
Kartoffelblüten und Früchte sind giftig – aber sehr dekorativ

Wenn die Kartoffeln weiß, lila, rosa blühen, ist auch dies ein Zeichen, dass sie sich fortpflanzen wollen. Nach der Befruchtung der Blüte bildet die Pflanze kleine grüne Früchte, die giftig sind. Was die Kartoffeln nicht macht, wenn sie blüht – Kartoffeln. Oder nur sehr zurückhaltend.

Wir haben dieses Jahr die Blüte gelassen …

Topinambur

Im Gegensatz zur Sonnenblume, die große ölhaltige Samenstände bildet, blüht Topinambur mit kleineren Blüten und sammelt Nährstoffe und Kraft in den Knollen.

Topinambur
Die Blüten von Topinambur sollte man den Insekten überlassen und sich um die Knollen kümmern

Ich gestehe, sie ist als Ableger einer Nachbarin und ausschließlich wegen der schönen Blüten in unseren Garten gekommen. Dass ihr eigentlicher Wert im Boden liegt und die Knollen gesund und wirklich schmackhaft sind, haben wir erst bemerkt, als sie sich immer weiter ausbreitete und wir im Herbst mal nachgegraben haben. Sie zählt eigentlich auch zu den alten Gemüsesorten, die inzwischen wieder in unseren Küchen zu finden sind.

Bohnen – Busch oder Stange oder Feuer

Blüte einer „Feuerbohne“ – sie blühen bis in den Herbst

Bohnen wachsen schnell und blühen ausdauernd. In wunderbaren Farben. Rohe Bohnen sind giftig, die Blüten würde ich daher niemals essen – da traue ich dem Internet mal wieder kein Stück! Es reicht mir, wenn ich mich an ihrer Schönheit erfreue. Außerdem muss man bei diesen Pflanzen, deren Blüten vor der Ernte entstehen, schließlich entscheiden: Blüte oder Frucht. 

Das mag bei Zucchinis (deren Blüten ich hier nicht aufführe – dazu gibt es schließlich eigene Rezepte) nicht so ins Gewicht fallen, weil die meist produktionstechnisch eskalieren. Bei Bohnen (und Erbsen) ist es für mich aber auf jeden Fall einen zweiten Gedanken wert. 

Buschbohnenblüte „Purple Teepee“ – dunkelblaue Bohnen, die sich beim Kochen grün verfärben

Zuckererbsen und Erbsen

Hübsch und essbar – Erbsen und Zuckererbsenblüten, Blätter und Sprossen

Eines der ersten Gemüse im zeitigen Frühjahr – wenn man die überwinterten Sorten einfach mal nicht beachtet – sind neben Radieschen die Zuckererbsen. Also bei uns jedenfalls. Und auch wenn ich sie noch nie für eine Vase gepflückt habe, auf dem Teller sind sie mir samt kleinen Blättern und Stielen als Sprossen durchaus schon begegnet. 

Zuckererbsen können auch bunt

Irgendwann

Haferwurzel

Haferwurzel

Irgendwann ist bei der Haferwurzel im zweiten Lebensjahr. Denn wenn sie im ersten Jahr blüht, verholzt die Wurzel – und die wollen Menschen anbauen und essen. Im zweiten Jahr ist es dann mit der Blüte im Juni/Juli in Ordnung. Geerntet wird die Wurzel frühestens im Oktober – sie kann sogar im Winterboden bleiben. Die Blüte ist auch essbar – aber eigentlich viel zu schön dafür. 

Erdbeerspinat

Erdbeerspinat

Na ja – beim Erdbeerspinat sind es keine Blüten, sondern die Früchte, die ihn optisch adeln. Und er gehört zu den Alten Sorten, die mich ja immer begeistern. Er gehört wie Amaranth zu den Gänsefussgewächsen und wurde vom echten Spinat verdrängt, da dieser größere Blätter hat und leichter zu ernten ist. Aber hübscher ist der Erdbeerspinat schon 😉

Amaranth

Hier sieht man, was ich meine: der Amaranth ist ein Rispenfuchsschwanz und gehört ins Blumenbeet. Obwohl er heutzutage als Pseudogetreide durchaus eine ernährungsspezifische Bedeutung hat: die Samen sind sehr eiweißreich. Sie enthalten verschiedene ungesättigte Fettsäuren und einen bunten Mix aus Vitaminen (7 x B; E und C) sowie Zink, Calcium und Magnesium. Gerbstoffe machen die Samen leicht bitter und nicht immer leicht verträglich. 

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