Libellenpfad zum Dalum-Wietmarscher Moor

Vielleicht ist der Weg nicht immer das Ziel – aber wenn er sich so wunderbar gestaltet wie hier, ist es perfekt. Libellen umschwirren die Besucher, die zur Aussichtsplattform im Dalum-Wietmarscher Moor wollen und führen zu zahlreichen Zwischenstopps.

Wie kleine Sirenen locken sie vom Weg abzuweichen, die Gruppe in die Ferne ziehen zu lassen und sich ausschließlich auf sie zu konzentrieren.

Heimische Libellen

Der perfekte „place to be“ für Libellen: windgeschützt, sonnenverwöhnt und von Feuchtgebieten umgeben. Die längste Zeit ihres Lebens verbringen Libellen im Larvenstadium, das von einigen Monaten bis zu Jahren dauern kann. Je nach Art. Allen gleich ist der Wasserbedarf für die Fortpflanzung, weswegen sich Libellen gern in Moorgebieten ansiedeln. Auch an kleinen Bächen findet man einige Arten, aber die meisten benötigen stehende Gewässer. Daher reagieren Libellen empfindlich auf Trockenlegungen, Begradigungen und Uferveränderungen. 

"Frühe Adonislibelle" (Pyrrhosoma nymphula)
„Frühe Adonislibelle“ (Pyrrhosoma nymphula)

Diese kleine rote Libelle wird  „Frühe Adonislibelle“ oder auch „Frühe Adonisjungfer“ genannt. Eindeutiger ist da immer der lateinische Name. Sie gehört zu den Kleinlibellen und ihr deutscher Name verrät ihr zeitiges Erscheinen ab April bis August, sowie die rot-schwarze Färbung. Adonisröschen blühen häufig knallrot. Trotz dieser auffälligen Färbung und ihrer Vielzahl wird diese Libelle häufig übersehen, da sie sich in der Vegetation verborgen hält. Auch mir fiel sie erst auf dem Rückweg ins Auge, da andere Libellenarten auf dem Weg deutlich präsenter sind 😉

"Vierfleck" (Libellula quadrimaculata)
„Vierfleck“ (Libellula quadrimaculata)

Von den Vierfleck-Libellen wird man regelrecht umbraust. Sie ist mit 4 bis 4,5 Zentimetern deutlich größer als andere Libellen, die zur selben Zeit fliegen und man entkommt ihr derzeit auf diesem Weg einfach nicht. Die charakteristischen vier Flecken an den Flügelvorderseiten verraten sie. Doch je genauer man hinschaut und vergleicht, desto mehr Unterschiede der einzelnen Exemplare fallen auf. 

„Vierfleck“ (Libellula quadrimaculata) – aber unterschiedlich sehen sie schon aus

Libellen sind echte Flugakrobaten. Sie können Geschwindigkeiten zwischen Null (wenn sie in der Luft stehen) bis zu 50 Kilometer pro Stunde erreichen. Sie können ihre Flügelpaare unabhängig voneinander einsetzen und verfügen über eine kräftige Flugmuskulatur. Abrupte Änderungen der Flugrichtung, Loopings und Rückwärtsflug gehören zum alltäglichen Flugverlauf. Dabei sind sie häufig in Bodennähe und eher bedächtig unterwegs (was meine Kater wahnsinnig macht und mich zu gewagten Rettungsaktionen für die kleinen Flieger verleitet). 

"Becher-Azurjungfer" (Enallagma cyathigerum)
„Becher-Azurjungfer“ (Enallagma cyathigerum)

Und es kommt natürlich auch immer darauf an, wie und wo die Libellen sitzen. Auf grünem Untergrund sieht man sie halt besser.

Bei der Recherche bin ich dann über die Unterscheidung „Becherjungfer“ und „Azurjungfer“ gestolpert. Was mich definitiv überfordert, zumal ich ja dankenswerterweise beim Ranger meines Vertrauens (einem Biologen) nachgefragt hatte 😉 Und auch mein laienhaftes Verständnis sah bei diesen blauen Gesellen den Azurjungferbeweis. Garantien übernehme ich aber nicht. 

„Becher-Azurjungfer“ (Enallagma cyathigerum)

Phasen der Renaturierung

Wer es trotz dieser Ablenkung bis zur Aussichtsplattform schafft, hat dort einen Rundblick auf die unterschiedlichen Zeitabschnitte der Moor-Renaturierung. Die Plattform selbst befindet sich im östlichen Teil des Naturschutzgebietes Dalum-Wietmarscher Moor.

Dies ist ein 1.580 ha großes EU-Vogelschutzgebiet und bietet nicht nur Kiebitzen und dem großen Brachvogel, sondern auch zahlreichen anderen Wiesen- und Watvögeln gute Bruträume. So gibt es Hinweise auf Rotschenkel und Goldregenpfeifer. 

Das Dalum-Wietmarscher Moor ist der südöstliche Teil des Bourtanger Moores, das mit 1.200 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas war. Ein Drittel lag auf niederländischer, zwei Drittel auf deutscher Seite.

Von 1967 bis 2016 wurde hier industriell Torf abgebaut, seit 2006 werden die fertig abgebauten Flächen nach und nach durch die staatliche Moorverwaltung renaturiert. Der Torfabbau und die Entwässerung der Moore war Teil des Emslandplans, der der niedersächsischen Region eine wirtschaftliche Zukunft geben sollte – und gab. 

Zur Renaturierung gehört die Wiedervernässung der Flächen, die allerdings nur funktionieren kann, wenn die Ortssteinschicht nicht durchbrochen wurde. Das Regenwasser muss oben bleiben und darf sich nicht mit dem Grundwasser vermischen. Aber auf die Zerstörung dieser Schicht hatten es die Menschen zur Trockenlegung natürlich abgesehen, denn solange sie intakt war, war auch das Moor intakt und landwirtschaftlich nicht nutzbar. 

Stetiger Wandel

Flache Wasserflächen sind für Hochmoore untypisch, jedoch hier stark vertreten. Nur ältere Abschnitte weisen bereits Wollgräser und Torfmoose auf. Die Renaturierung muss durch regelmäßige Schafbeweidung und Entkusseln (Entfernen von Gehölzen, vor allem Birken) begleitet werden. Die Verbuschung mit Pfeifengras und Heideflächen wäre sonst nicht zu stoppen. 

Polder aus Torfdämmen trennen einzelne Flächen voneinander und schützen so die verschiedenen Bereiche in ihrer Entwicklung

Menschliche Eingriffe in die Natur, aber auch die Veränderung von Landschaften durch das Klima, bedingen immer Folgeveränderungen. 

Die durch die Vernässung entstandene Gewässerlandschaft, die es hier vorher nicht gab, bietet Vogelarten wie zum Beispiel der Krickente derzeit einen wertvollen Ersatzlebensraum. Die Weiterentwicklung zu trockenerer, dichterer Bodenvegetation lässt diese in einigen Jahren weiterziehen.

Auch die als wertvoll erachteten Bestände von Kiebitz und Brachvogel gehen durch die zunehmende Trockenheit zurück. Bodenbrüter wie die Feldlerche profitieren davon. 

Das Hochmoorgrünland rund um dieses Gebiet wird extensiv bewirtschaftet. Seltenes Mähen, Rücksicht auf Brutzeiten, Verzicht auf Dünger  – Maßnahmen, die einfach umzusetzen sind und dennoch einen spürbaren Effekt für Artenvielfalt haben. 

Der Weg zurück – mit zahlreichen kleinen Libellen-Flugschau-Pausen

Mit freundlicher Unterstützung von TourismusMarketing Niedersachsen GmbH*die mich zu einer Pressereise zur Wollgrasblüte im Emsland eingeladen hat.

Mein besonderer Dank geht an Renate Rebmann, der es immer wieder gelingt, die besonderen Seiten Niedersachsens erlebbar zu machen. 

Entlang des Weges informieren Schaukisten über Libellen, die man hier sehen kann

Ich danke Uwe Carli*, Geschäftsführer der Emsland Tourismus und des Naturparks Bourtanger Moor-Veenland*, der mit viel Liebe zum Emsland und seiner Entwicklung, Menschen und Natur in Einklang zu bringen sucht. Und Naturpark Ranger Andreas Rakers* vom NABU Emsland, so wie Mascha Hülsewig, vom Landkreis Grafschaft Bentheim*, die mir freundlicherweise bei Libellen- und Umweltfragen halfen. 

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Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich werde dafür nicht bezahlt und niemand nimmt Einfluss auf meine Texte und Tipps. Doch zur höchstmöglichen Transparenz lege ich diese Verbindung hiermit offen.

 

 

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