Nervender Kleinkram


Manchmal denke ich, ich habe viel gelernt und weiß eine ganze Menge und dann plötzlich werfen mich die kleinsten Dinge ganz einfach aus der Bahn.

In diesem Fall geht es um „Schlag“.
Damit ist natürlich kein Hieb und Knuff gemeint.
Und auch wenn ich es manchmal befürchte – mich hat der „Schlag“ zum Glück nun auch noch nicht getroffen….

Es geht vielmehr um eine Unterscheidung bei Rindern.

Mir ist natürlich klar, dass es sich wie im etymologischen Wörterbuch beschriebenen:

… durch gleiche oder ähnliche charakteristische Eigenschaften und Merkmale verbundene Gruppe…

handeln muss.
Dennoch verstehe ich es nicht.

So genau will ich es auch wissen
So genau will ich es auch wissen
Sind die Donnersberger und die Glanrinder nun eine Rasse oder nicht. Mittlerweile auf jeden Fall ja.
Aber ab wann.
Und warum waren sie vorher von „zwei verschiedenen Schlägen“?.
Die einen lebten unten im Tal beim Fluß Glan – die anderen oben auf dem Donnersberg.
Also ziehe ich mal wieder (weil ich den ja zum Glück ganz gut verteilt habe) meinen Tierarzt-Joker.
Frage einfach dumm nach.
Und erhalte knapp 10 Minuten später folgende (mir verständliche) fachliche Erklärung:

Gruppen von Tieren innerhalb einer Rasse, die in einem territorial begrenzten Gebiet vorkommt und sich durch meist natürlich veränderte Merkmale von den anderen Angehörigen der Rasse unterscheidet
Quelle: Lexikon der Veterinärmedizin E. Wisener / R. Ribbeck

Super!
Und ich bekomme das Buch als Leihgabe. Doppelt super.
Dann muss ich nicht ständig Freunde nerven und spare Geld.

Mein Mann wird des mir hoffentlich danken.
Der hat schon aufgegeben wegen der Kosten zu jammern…. endlich ist Ruhe.

Ich wollt ich wär ein Huhn

Ramelsloher Hühner

… aber ehrlich gesagt nur hier!!
Nicht, dass ihr denkt, ich bin heute in Ramelsloh – weit gefehlt. Mein Weg führt mich auch von Hamburg aus noch weiter in den Norden – denn hier finde ich bei Anja und Thomas Jensen Ramelsloher Hühner – die weißen.
Nach Auffassung der beiden Hühnerliebhaber damit „die richtigen“.
Sie halten ihre Schar in einer kleinen Wohnsiedlung hinterm Haus. Da flattert es weiß durch die Bäume des Gartens und auf dem grünen Rasen macht sich so ein blaubeiniger Federknäul natürlich gut.
Anja Jensen meint ich solle erstmal kommen, wenn die Küken geschlüpft sind. Da hätte ich dann überhaupt keine Chance mehr, mein Herz zu behalten.
Das glaube ich ihr sofort.Ramelsloher HühnerEigentlich sind die Ramelsloher Hühner aus früherer Zeit gerade für ihre Stubenküken berühmt.
Die Hühner stellen nämlich (anders als andere Hühnerrassen) im Winter das Legen nicht generell ein, sondern machen munter weiter und die Bauern haben dann die Küken in der warmen Stube über die kalte Zeit aufgezogen, damit die Hamburger zu Ostern ganz feines Hühnerfleisch kaufen konnten.
Da gab es statt Lamm halt Stubenküken.

So was gibt es heute in Deutschland nicht mehr und die beiden, die ich besucht habe würden NIE ein Baby abgeben.

Schließlich haben heutige Brathähnchen sowieso ganz zartes Fleisch – werden ja auch nur etwas mehr als einen Monat alt.
Ich glaube, es fällt ihnen schon bei den großen schwer, sie herzugeben.Ramelsloher Hühner

Die sind aber auch kuschelig.
Den feinen Unterschied zwischen zutraulich und aufdringlich kennen sie nicht. Kommen sofort an und wollen auf den Schoß.
Natürlich nicht bei mir und immer schön nach Rangordnung. Wer in der Schar was zu sagen hat, sitzt oben.

Ramelsloher Hühner

Wenn man sich das anschaut, wird einem ganz warm ums Herz und man fasst den festen Vorsatz nie wieder ein Ei oder Huhn aus „normaler“ Haltung anzurühren… klappt bei uns schon ganz gut 😉
Mein Mann ist wahrscheinlich derzeit doch froh, dass wir nicht ganz so viel Platz haben.
Was ich jetzt alles gern im Garten, Stall und auf der Wiese hätte… unfassbar.

Über Schnucken schnacken

Der schöne Hermann und seine Mädels
Der schöne Hermann und seine Mädels
Also auch noch Schnucken.

Die Sonne ist fast weg, als ich endlich in Till ankomme.
Begrüßt von zwei jungen Border Collie-Hündinnen, die einen direkt auf die Pelle (den Schoß) rücken und nur Schmusen wollen… so hatte ich das nicht erwartet.

Nadja (die ich ja bislang nur vom Telefon kenne) ist eine kleine, resolute Frau – da scheinen wir ein wenig in Augenhöhe – und ihr Geburtstagsmann ist immer noch auf dem Feld.
Zehn Sekunden später wir auch, denn ich brauche ja wenigstens noch ein wenig Licht zum Fotografieren.

Hat sich gelohnt 😉

Was für ein Ritt!

Das ist die Sertürner Renette - wenigstens die
Das ist die Sertürner Renette – wenigstens die

Heute ging es nach Lemgo – das ist in der Nähe von Hameln und wer es noch genauer wissen will… Google findet es.
Der Tag war ein Traum und als ich durch die Heide fuhr wurde mir ganz wehmütig. Zu gerne hätte ich die Autobahn verlassen und wäre ein wenig hier geblieben… aber Lemgo ruft.

Hier gibt es eine extrem aktive Ortsgruppe des BUND (Bund Naturschutz), die eine große Obstsortendatenbank ins Internet gestellt hat.

Willi Hennebrüder ist der Mann der Worte – er hat mich auf viele Apfelsorten aufmerksam gemacht und mir wirklich bei der Entscheidung geholfen, welche Äpfel ins Buch sollen: Sertürner Renette, Lausitzer Nelkenapfel, Jakob Fischer.

Immer noch in meinem Hinterkopf sind Finkenwerder Herbstprinz (davon hat Eckart Brandt so toll erzählt) und der Korbiniansapfel.
Da ich ja aber auch noch ein paar Birnen, Kirschen und andere Obstsorten habe, merkt ihr schon – der Platz wird knapp.

Nicht wirklich knapp ist die Fläche, auf der der BUND eine Streuobstwiese pflegt.
Wir haben über 2 Stunden gebraucht, um alles anzuschauen und Willi Hennebrüder wußte zu fast jedem Baum was zu erzählen… und zum Gelände selbst, denn die etwa 280 Bäume stehen im alten Lustgarten der Edelherren zu Lippe nördlich des Schlosses Brake.

Eine Herde aus Ostfriesischen Milchschafen und Bentheimer Landschafen leben sozusagen im Erdgeschoß. Alte Rassen, aber nicht im Buch vorgesehen. Auch so was gibt´s natürlich.

Leider musste ich feststellen, dass von den geplanten Äpfeln nur die Sertürner Renette auf einem Ast hier wächst. Also hatte ich die sensationelle Möglichkeit drei Äpfel aus 360 Grad zu fotografieren.
Schon frustrierend.

Gegen 14 Uhr war ich fertig.
Und nun?

Mein Navi rechnete mir vor, dass mein Weg zurück nach Hamburg dieselbe Zeit beanspruchte, wie der zu den Schnucken im Weser-Ems-Gebiet.
Da wurde mir sogar gleich noch ein Bett angeboten, weil der Mann von Nadja Heftrich-Beckers (meiner Schnuckenfrau) heute eh Geburtstag hätte und sie sich freuen würden, wenn ich dazu käme.

Oh mein Gott. Ich will doch gar nicht stören – nur die Gelegenheit (und das schöne Wetter) nutzen, um die Schnuckenfotos zu machen und Nadja kennen zu lernen…

Also ich nach Till bei Wittmund…

Und in mein Bett in Hamburg kam ich erst in den Morgenstunden.

Es war einmal – ein Gänsehirt

Nein - auch keine alte Rasse - aber es ging ja auch um den Hirten ;-)
Nein – auch keine alte Rasse – aber es ging ja auch um den Hirten 😉
Einige der Rassen kann man einfach nicht in einer bestimmten Region fixieren… andere tragen die Region bereits im Namen – wie zum Beispiel die Diepholzer Gans.

Jetzt müsst ihr aber nicht glauben, dass das die Sache irgendwie einfacher macht. Auch in der Region Diepholz ist nur bedingt etwas über sie in Erfahrung zu bringen. So was frustriert ungemein.

Ein Lichtblick kommt da aus Obermeiser.
Wie – ihr wisst nicht wo das liegt?

Keine Angst – natürlich musste auch ich erst die Landkarte (bzw. heutzutage natürlich Google) bemühen:
Nordhessen im Landkreis Kassel.

Und wisst ihr wenigstens was es in Obermeiser gibt?
Einen Gänsehirten.
Super, oder?!

Darauf gebracht hat mich ein toller Artikel des Arbeitskreises Dorfgeschichte Obermeister, den ihr hier findet.

Natürlich hatte ich sofort das Bild eines Gänsehirten mit Diepholzer Gänsen vor Augen.
Ich wäre sogar bereit, noch mal die Pferde/Gänse zu wechseln und mich mit einer anderen alten Rasse anzufreunden. Schließlich steht noch nicht viel über sie in meinem Manuskript.

Warum sollten Menschen in Obermeiser auch nicht darauf geachtet haben, eine alte Gänserasse zu nehmen…
Ja – warum?

Wahrscheinlich weil sie nicht wie ich nur noch an alte Rassen denken.
Auf jeden Fall sind die Menschen in Obermeiser total hilfsbereit und schnell:

Nach Rücksprache mit unserem Lieferanten können wir Ihnen mitteilen, das unsere Gänse aus einer dänisch-deutschen Landgänse-Kreuzung stammen.
Unsere Enten sind eine Kreuzung zwischen Flug- und Hausente, die sogenannte Mularde.

Sooooooo schade. Das hätte wirklich gut gepasst.

Jetzt geht also meine Suche rund um die Diepholzer Gans weiter.
Und ihr dürft mir natürlich vertrauen – auch da werde ich schließlich noch die richtige, wundervolle Geschichte dahinter finden… auch ohne Gänsehirten!

Schwarzwald-Schönheit

Geländegängig muss man hier schon sein
Geländegängig muss man hier schon sein
Seit ich vor einigen Jahren mal eine Weile im Schwarzwald war, hat mich der wilde Zauber dieser Landschaft gefangen.
Und als ich mich entschied Hinterwälder Rinder in meinem Buch mit aufzunehmen, wußte ich sogleich, dass ich die unbedingt selbst besuchen wollte 😉
Warum wohl!?

Hinterwälder sind die kleinste heimische Rinderrasse. Die Herde die ich besuche gehört Hubert Schätzle, der in dieser Gegend mit 80 Rindern bereits zu den Großbauern zählt. Wenn ich da an die Ställe in Norddeutschland denke – da spricht man ja auch von „Rinderproduktion“ – was ich einerseits einen grauenhaften Ausdruck und andererseits leider eine Untertreibung finde….

Die Kühe von Bauer Schätzle leben draußen, am Hang 😉
Er ist Milchbauer mit mobiler Melkmaschine und fährt daher zweimal täglich raus zu seinen Tieren.
Die kleinen Viecher schauen schon so schlau!

Wahnsinn.