Der Sonne hinterher

Da wollte ich auch sitzen und schauen...
Da wollte ich auch sitzen und schauen...

Alpe Sonnhalde – wie das klingt 🙂

Da denkt man gleich an viel frische Luft, einen weiten Blick, die richtige Gelegenheit den Kühen beim Milchmachen zuzuschauen, Wiesen und Gräser, den Duft des Sommers, die Wärme der Sonne und natürlich die Ruhe und leckeres Essen…ein Traum!

Und so haben wir seit der grauen Winterzeit geplant einen gemeinsamen Ausflug mit dem Nachbar-Convivium Allgäu dorthin zu machen. Tja, soweit die Idee unserer Slow Food Gruppe für den 4. Juli … und dann werde ich krank!

Dabei habe ich mich natürlich schon richtig gefreut und zusammen mit Manfred Dusch, dem Convivienleiter aus dem Allgäu, alles geplant.

Aber da gab es nichts – Käse und Brot essen, Milch und andere Leckere Sachen trinken und mich mit netten Menschen unterhalten…all das muss warten, denn ich kann erst im September hoch zum Jakl Köhler.

Und damit alle einen Eindruck erhalten, was wir da verpaßt haben: ein toller Erlebnisbericht von Andreas und Susanne, denen ich auch ganz herzlich für den mitgebrachten Käse danke!

Unsere Anreise begann mit einer navigatorischen Herausforderung, die unsere Zeitreserve in eine viertelstündige Verspätung umwandelte. Aber so ist es nun mal, wenn man mit drei Navigatoren fährt: einem elektronischen, den man nicht einschaltet (man kennt sich ja aus), einen erfahrenen Kartenleser, der die Brille im Kofferraum aufbewahrt und einen Kartenleser, der verzweifelt die fehlende Ausschilderung mit der Karte abzugleichen versucht. Nach einem wunderbaren Weg von Steibis zur Sennalpe Sonnhalde (nicht ganz so eben wie es Manfred Dusch prophezeite) und bei herrlichstem Wetter (noch eine Prophezeiung, die nicht in Erfüllung ging) erreichten wir die Alpe von Jakl Köhler. Zwei Gäste kündigten ihren bevorstehenden Rückweg an, nicht ahnend, dass gleich 12 Schatten suchende Alpe-Besucher sich begeistert auf die letzten Schattenplätze stürzen würden.

Das erste Ziel war damit geschafft, aber dann machte sich die Sorge breit, ob denn noch genügend von dem Ziegenkäse und dem wunderbaren Kuchen verfügbar wäre, die Manfred Dusch als große Spezialitäten der Alpe anpries. Er machte uns gleich mit dem Brauch vertraut, dass man sich auf der Alpe mit Vornamen anspricht.

Jakl Köhler erlöste uns von unseren Sorgen, aber da schon die nächsten Sonnhalde-Freunde auftauchten, reservierten wir schnell die letzten Kuchenstücke für uns. Mit Brotzeit-Brettl, gebackenem Ziegenkäs mit Kräuter-Röstkartoffeln (im Original: Bachana Goißkäs mit Röstkartoffla), Almkäs und Ziegenkäs am Stück, Bauernbrot, Buttermilch, Frischer Kuhmilch, Saft und Most schwelgten wir in den Köstlichkeiten von Jakl Köhler. Das war Slow Food in reinster Form. Und auch der Kuchen erfüllte die hohen Erwartungen, die Manfred Dusch in uns weckte.

Dann gesellte sich Jakl Köhler zu uns, der erst noch mit dem Tierarzt nach seinen Kühen, Ziegen und Schweinen sehen musste. Er berichtete von seinem Wechsel aus der Chemie-Industrie zurück in seine Heimat und seinem Entschluss, sich dem Erhalt einer gesunden Lebenswelt und Landwirtschaft zu widmen. Nach vielen Jahren als Hirt und Senn auf der Sonnhalde gründete er 1993 den „Verein zur Erhaltung der Allgäuer Kulturlandschaft e.V.“, der die zum Verkauf stehende Sonnhalde erwarb und so vor der Nutzungsänderung zum Spekulationsobjekt bewahrte. Es war ein harter Weg, Behörden und Bauern von einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft zu überzeugen, aber die Erfolge gaben ihm Recht. Heute werden die Abwasser aller Betriebe im Außenbereich geklärt – „Wir erreichen Trinkwasser-Qualität!“ berichtet Jakl stolz – Vieh- und Waldwirtschaft sind zum Schutz der Baumwurzeln räumlich getrennt und von Gentechnik will keiner was wissen. Die Haupt-Einnahmequellen sind die Besucher der Sonnhalde, die wie wir die natürlichen Köstlichkeiten der Demeter-zertifizierten Alpe genießen und der selbst produzierte und vermarktete Käse – gibt’s beim Käfer. Wer den weißhaarigen und weißbärtigen Jakl für einen Ökospinner hält, braucht sich nur auf seiner Homepage www.alpe-sonnhalde.de umschauen, um schnell zu erfahren, wie zeitgemäß seine Vorstellungen davon sind, gesunde Lebensart spürbar zu machen.

Zum Abschluss kamen noch zwei Stammkunden mit Gitarre und Zupfbrett, die uns den Abschied schwer machten. Die schon tiefer stehende Sonne bescherte uns einen schattigen Rückweg.

Wir kommen wieder, vielleicht schon diesen Herbst zu einem schönen Wanderwochenende mit „Bachana Goißkäs mit Röstkartoffla“ beim Jakl.

Ein Erlebnisbericht von Andreas und Susanne Schmige, Slow Food Convivium Fünfseenland

Die Fotos stammen ebenfalls von Susanne und Andreas – bis auf die Schweinchen, die haben uns Hanni und Ernst Haas geschickt – Danke!
Und einige Aufnahmen sind jetzt auch noch von Regina und Rolf dazu gekommen….

7 Antworten auf „Der Sonne hinterher“

  1. ich kann dem Bericht von Andreas und Susanne voll und ganz zustimmen. Es war so schön, dass wir gar nicht merkten wie die Zeit verflog. Meine Familie und ich werden beim nächsten Mal mit Sicherheit wieder mit dabei sein. Und Manfreds kleine Schwindelei mit der „fast ebenen“ Wegstrecke sei auch verziehen. Der Jakl auf seiner Sonnhalde ist jede Mühe wert.
    Viele Grüße Andrea

  2. Hallo, beim Anblick der glücklichen Schweine schlägt mein Herz höher. So was gibt es also wirklich, oder ist es Fotomontage? Die Idee mit der Fotogalerie finde ich klasse! Da will ich nächstes Mal doch auch mitfahren. Gruß Nadia

  3. Noch ein Nachtrag zur Sonnalpe…
    die Schweinchen trinken auch die ganze Käsemolke, sonst wäre die als Sondermüll zu entsorgen…
    Bei der örtlichen Käserei in Steibis nehmen die Bergbauern nach der Milchanlieferung die Molke vom Vortag wieder mit. Sehr praktisch und sinnvoll…
    Außerdem hat der Jockl über 60 Obstbaumsorten gepflanzt und als ich ihn nach dem Speierling fragte, da glitt ein Sonnenstrahl über sein Gesicht….den hat er im Frühjahr 2009 gepflanzt!
    Sonnalpe….ich komme wieder, vielleicht für länger….

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