Ein sandiges Quitsch-Vergnügen – Spargel

Mai ist Spargelzeit.
Spargel-Hochzeit 😉
Vielleicht heiraten deswegen auch so viele Menschen in diesem Monat?!

Und damit ist der Mai natürlich genau dem Produkt verschrieben, dass alle Slow Food Kriterien perfekt in sich vereint.

Denn Spargel kauft man – und zum Glück wirklich viele Menschen – saisonal und regional.
Dabei kann man nicht viel falsch machen…. aber natürlich vieles vielleicht doch etwas richtiger 😉

Und so zog ein Grüppchen unseres Conviviums aus dem Fünfseenland auf Anregung von Hartwig los, um in Schrobenhausen – dem bayerischen Spargel-Mekka – mehr über diese außergewöhnliche Pflanze zu erfahren.

Und natürlich den Geschmack direkt vor Ort zu genießen.

Unser erstes Ziel:
das Spargelmuseum in Schrobenhausen.

Hier hatten wir das Glück, zwei engagierte und charmante Damen kennen zu lernen, die uns gleich fachkundig demonstrierten wie Spargel kultiviert wird und uns auch sonst wissensreich durch die Ausstellung geleiteten.

Vor dem Museum gibt es einige Bifangs – also glatt gestrichene Erdhügel, unter denen der weiße Spargel heranwächst.
Und so standen wir in der Sonne und lernten:

Im ersten Jahr, wenn die ein- bis zweijährige Wurzel im sandigen Boden gepflanzt wird, darf die Pflanze einfach nur wachsen.

Im zweiten wird dann nur einige, wenige Tage gestochen. Sozusagen damit sich der Spargel mal gleich daran gewöhnt, dass er nicht einfach so in Ruhe wachsen darf.

Ab dem dritten oder vierten Jahr wird dann während der ganzen Saison geerntet.

Das heißt, dass je nach Witterung von irgendwann Ende April bis Mitte Juni (den 24. – also Johanni) täglich die Triebe per Hand gestochen werden.
Danach darf der Spargel auswachsen und bildet – je nach Geschlecht – Blüten (Jungs) oder Früchte (Mädels).

Sieht übrigens sehr hübsch aus…. einige von uns haben gleich an ihren heimischen Garten gedacht.

Nach etwa acht Jahren ist dann aber schon wieder Schluß – die Pflanze wird ausgegraben und es werden bis zu acht Jahre lang andere Gemüsearten z.B. Kartoffeln auf dem Feld angebaut, damit sich der Boden erholen kann.

In diesem Jahr begann die Saison ja schon früh – es ist richtig warm. Doch sehr trocken.
Der Spargel hat zwar meterlange Wurzeln, die bis ans Grundwasser hinabreichen. Aber bei langer Trockenheit gibt es natürlich auch für ihn Durststrecken.

Frischer Spargel ist knackig und quitscht.
Natürlich dezent – ist ja auch ein vornehmes Gemüse.

Also Finger weg von gelblich-braunem Spargel der schon ledrig weich angeboten wird. Da ist jeder Euro zuviel!
Die Information, dass es keinen frischen holzigen Spargel gibt, hat sich (leider) als falsch erwiesen.
Von der Wurzel aus wächst ein holziger Teil nach oben und es kommt auf das Können des Spargelstechers an, die nicht holzige Sprosse abzutrennen.

Oder auch auf die Sorgfalt des Bauern (richtiger natürlicher seiner Frau), dies Stück nach dem Waschen großzügig ab zu schneiden…

Doch in manchem Jahr bleibt der Spargel in unseren Breiten lieber im Boden.
Zu kalt. Oder auch zu nass. Oder beides.

Die deutschen Spargelbauern setzen daher seit vielen Jahren auf die Hilfe von Folien, mit denen sie die Erdhügel abdecken.

So erhalten sie mobile Minitreibhäuser:

wenn es kalt ist sieht man die schwarze Seite auf den Feldern (sie fängt die ersten Sonnenstrahlen ein, hält kalte Nachtluft fern und den Boden feucht), bei Sonne wird gedreht und es erscheint die weiße – die reflektiert überschüßige Wärme und schützt vorm Austrocknen.

Außerdem hat die Folie den Vorteil, dass vorwitzig herausschauende Spitzen vor der Sonne geschützt sind und weiß bleiben. So müssen die Erntehelfer nur einmal am Tag über die Felder gehen. Das spart Kosten.

Denn die Deutschen sind Weltmeister im Verzehr des weißen Spargels.
Und wie man uns kennt, darf dieses Weiß dann nichts trüben.
Blütenweiß. Schneeweiß.

Die Franzosen hingegen warten lieber, bis sich die Köpfe leicht violett-grünlich verfärbt haben.
Das geschieht durch die Chlorophyllbildung – also sobald die Spitze raus kommt und auf Sonnenlicht trifft.
Geschmacklich macht es keinen Unterschied.

Doch die Folie soll einen machen, einen Unterschied – also besser gesagt, der Verzicht auf die Folie. Der soll den Geschmack verbessern.
So wie Freilandgemüse die Konkurrenz aus dem Gewächshaus auch sonst nicht fürchten muss.
Weil´s einfach besser schmeckt.

Das haben wir dann beim Bader-Wirt in Langenmosen direkt getestet.

Dort sind wir zu Mittag gewesen.
Und haben gemeinschaftlich die ganze Spargelkarte einmal rauf und runter probiert.

Mit Butter, als Salat, mit Hollondaise und natürlich Kartoffeln.
Extra mit Spargel vom Bauern Rehm, der ohne Folie arbeitet.

Aber diesen Spargel gibt es dort auch nur auf vorherige Anmeldung – die Wirte achten halt auch aufs Geld und der Spargel ist (da arbeitsintensiver und weniger ertragreich) im Einkauf 1 bis 2 Euro pro Kilo teurer.

Wir waren sowohl vom Geschmack, als auch von der Zubereitung und den Begleitern (vor allem die Kartoffeln, die vom letzten Jahr sind, haben Fans gefunden) sehr angetan.
Und von den Preisen!
Trotz des teureren Spargels ;-))
Empfehlenswert.

Frisch gestärkt ging es dann zum Bauern Rehm nach Linden.

Der Empfang durch Christine und Josef Rehm war überaus herzlich – vielleicht auch, weil wir dicke dunkle Wolken mit uns brachten.
Und um uns nicht vom Regen erwischen zu lassen, gingen wir sogleich aufs Feld.

Anderthalb Hektar. Ohne Folie und mit mechanischer Unkrautbekämpfung.
Das machen deutschlandweit nur noch 2 Prozent der Erzeuger.
Viele sind das nicht.

Und wir wollten natürlich in Augenschein nehmen, was uns vorher so gut geschmeckt hat.

Doch das Wetter war schneller und ein kurzer, heftige Sturm mit viel Sand trieb uns zurück auf den Hof.

Da konnten wir auch noch genug bestaunen, denn hier lagern die verschiedenen (ausschließlich deutschen) Spargel-Sorten, sowie Kartoffeln und auch Eier von Hühnern, denen man das glückliche Leben direkt ansehen kann.

Josef Rehm und seine ganze Familie sind fest davon überzeugt, dass sich ihre Qualität durchsetzt.
Sie haben den gemeinschaftlichen Geschmackstest gemacht – denn vor einigen Jahren hatten auch sie eine Weile Folien im Einsatz – und verzichten seither vollständig darauf. Trotz Mehrarbeit und weniger Ertrag.

Da sie ihre Produkte ausschließlich selbst vermarkten, rechnet sich die ganz Sache dennoch.

Mittwochs sind sie in Landsberg auf dem Markt – also für uns ganz gut zu erreichen.
Und ihr dürft euch natürlich auf neue Spargelrezepte freuen….

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