Sand, Wind, Vögel und Meer – wunderbar leer, wunderbar rau, wunderbar anders – das ist Amrum. Also auf jeden Fall für mich. Ich hatte nicht erwartet, dass mich die Insel derartig berührt. Eine Nordseeinsel halt. Nicht so bekannt, berühmt und berüchtigt wie ihre Nachbarinnen Sylt und För im Nordfriesischen Wattenmeer. Irgendwie ein wenig aus der Zeit gefallen.
Keine hippen Clubs mit überfülltem Parkplatz, keine Soja-Latte mit veganen Bagles – dafür viel Natur, schmucke Häuschen (unbezahlbar und vor allem nicht zu haben) und ein karges „Moin“ jederzeit. Nicht nur auf den Holzstegen, die die Insel allerorten kreuzen und queren und ein Vorankommen in den Dünen erst ermöglichen.
Wittdün, Süddorf und Stennode, Nebel und Norddorf
Die vier Seiten Amrums könnten nicht unterschiedlicher sein: der Süden als Nabel zur Welt, der Westen mit den riesigen Kniepsanddünen und dem Wahrzeichen der Insel – dem Leuchtturm, der Norden mit Vogelschutz und Blick auf Sylt und der Osten mit dem rauen Wattenmeer und dem Sonnenaufgang über För.
Wittdün ist der erste Ort, den man von der Fähre aus sieht und in dem man anlandet. Am Südende der Insel. Hier steppt der Bär. Also eigentlich nicht wirklich, aber für die ruhigen Verhältnisse von Amrum schon.
Der Name bezieht sich auf die bis zu 30 Meter hohen Weißdünen, in denen der Strandhafer den weißen Lockersand, der über den Kniepsand angeweht wird, sammelt und festigt.
Der älteste Ort der Insel ist Nebel (da kommt mir natürlich gleich wieder der Blaubär in den Sinn, aber keine Angst, von hier wird man nicht verschleppt – hoffe ich). „Öömrang Hüs“, ist ein über 250 Jahre altes, weitgehend original erhaltenes Kapitänshaus, das auch besichtigt werden kann.
Da Nebel auf der Ostseite der Insel liegt, trifft man hier in der Früh auf so manch einsamen, frierenden Ornithologen. Und unendlich viele Vögel.
Aber keine Sorge – die Vögel haben ein Einsehen und sind auch tagsüber über dem Watt (und dem Rest der Insel) aktiv.
Norddorf liegt (na klar) an der Nordspitze. Also nicht ganz, denn die ist ein ausgewiesenes Vogelschutzgebiet (rund 150 Hektar), das man zwar um- aber nicht durchwandern kann. Aber der Ort ist so nah an der Nordspitze, der Odde „Spitze“ dran, wie möglich. Ist jetzt aber nicht der schönste Ort… also für mich.
Kniepsand
Der Kniepsand ist mit rund 10 Quadratkilometern wohl eine der größten Sandbänke Europas und grenzt direkt an die Dünen und Heideflächen. Er verläuft von Norden nach Süden entlang des Westufers der Insel. Und gehört eigentlich gar nicht zu dieser. Vor etwa 100 Jahren war diese Sandbank noch von Amrum getrennt – inzwischen kuschelt sie sich an.
In Amrum geht man zu Fuß – oder fährt mit dem Fahrrad. Alles andere macht keinen Sinn. Es gibt eine wirkliche Straße, die Norden und Süden verbindet. Es fahren Busse, sogar außerhalb der Saison. Aber nur Freitags bis 22 Uhr. Eigentlich klappen sie hier ab acht, halb neun alles hoch. Feierabend.
Leuchtturm, Leuchttürme
DER Leuchtturm der Insel ist auch ihr Wahrzeichen. 42 Meter hoch, ist er der höchste Leuchtturm der Nordseeküste. Er liegt nordwestlich von Wittdünen.
Noch etwas weiter nördlich, Richtung Norddorf findet sich seit 1905 das „Leit- und Quermarkenfeuer Norddorf“ – sieht ein bissl aus, wie ein Reststück eines Leuchtturms. Aber durch den Standort auf einer Sanddüne, ist es hoch genug, um gesehen zu werden.
Das Landesinnere ist Heidefläche. Heidekraut und Glockenheide, Flechten und Farne, unterschiedlichste Gräser, Wacholder, Kiefern und Birken. Dazu Bohlenwege, Sand und Vögel. Diese Insel mal blühen zu sehen, wäre ein Grund wieder her zu kommen 😉 Wobei mir die Einheimischen erzählen – und dann sehe ich es auch – dass für Amrum eher die Wildrosenhecken typische sind…
Strand
Oh ja, Strandkörbe machen hier auf jeden Fall Sinn. Denn Wind und Sonne treiben so manchen Erholungsuchenden wahrscheinlich in den Wahnsinn. Außerdem ist so ein schmucker Korb so was wie ein Daheim, das nicht nur mit dem allgegenwärtigen Handtuch in Besitz genommen, sondern direkt zur Basisstation ausgebaut wird 😉
Schwemmgut
Hat frau früher Muscheln am Strand gesammelt, so ziehe ich inzwischen mit einer Tüte los und sammle Müll. Na klar, auch die ein oder andere Muschel – aber den Strand vom Unrat zu befreien, macht ein gutes Gefühl. Ist wahrscheinlich ein bisschen wie bei Sissyphos… aber ich finde es deutlich sinnvoller 🙂
Amrum oder Sylt oder doch lieber För?
Auf der Heimfahrt – natürlich mit der Bahn, was zum Ammersee eine echte Herausforderung ist – treffe ich eine andere Amrum-Novizin. Sie macht sonst Urlaub auf Sylt. Und was mir so unendlich gut gefallen hat – diese Weite, diese Leere, der Wind – macht ihr Angst. Kein Mensch in der Nähe, nichts zum Shoppen und Bummeln und ewig der Wind. Auf Sylt, so erzählt sie, sieht man das Meer immer, egal in welche Richtung man schaut. Hier muss man sich erst durch kilometerlange Sanddünen kämpfen, um es zu erreichen. Egal ob Ebbe oder Flut.
Tja, da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich wir zum Glück sind 😉
Ein wunderschöner Text, liebe Anne – alles, was wichtig ist, und das so überaus nett verpackt :-). Man spürt deine Liebe zu dieser Insel.
Ich liebe Amrum – aber tatsächlich auch Sylt. Bei beiden gibt es leider inzwischen ein Preisproblem, zumal die Urlauberin auf Amrum nicht ganz so aus dem Vollen der Angebote schöpfen kann. Auch für die Nebensaison (z.B. erste Mai-Hälfte) ist auf Amrum bereits Anfang des Jahres kaum mehr etwas zu finden, in dem man wohnen mag. Hast du auch Tipps zur Unterkunft?
Liebe Heike,
Danke 😉
Wir haben jetzt für die Faschingswoche ein Häuschen über Airbnb gemietet – in Süddorf. Und dabei ein bissl mehr gezahlt, weil man nicht weiß wie das Wetter ist (Sturm und Regen schrecken uns nicht, aber dennoch sind wir dann auch gern im kuscheligen Drinnen). Im April war ich allein in Nebel in einem „echten“ Amrumhaus. Das war nett, aber für den Winter wäre es mir zu zweit zu eng…
Viel Erfolg bei der Suche
Liebe Grüße
Anne