Der Himmel ist blau – die Schweiz auch

„Flach“ ist der einzige Begriff der Obelix nach seiner Reise durch die Schweiz, als Beschreibung in den Sinn kommt. Das kann ich nicht bestätigen, schließlich habe ich die Bergan- und abstiege auch nicht verschlafen. Mir hat sich das Land von seiner steilen und vor allem blauen Seite gezeigt…

Fischerglück

Ein gestauter See bringt mich erstmals auf die Spur. Der Lungerersee wird gemeinhin als smaragdgrün beschrieben… also ich finde, türkis ist auf der Farbskala das Mindeste der Gefühle. Rund um den See und auch darauf, finde ich zahlreiche Angler. Das „Fischerparadies in Lungern“ lockt seit 2011 mit rund 30 Tonnen eingesetzten Regenbogenforellen Hobbyfischer, nicht nur aus der Schweiz. 

Die Farbe käme von der Kälte, so erklären sie mir. Doch mit 23 Grad zählt der Lungerersee nun wirklich nicht zu den Eiskalten 😉 Wahrscheinlich bin ich einer Schweizer Variante des norddeutschen Fischerlateins aufgesessen…

Gemälde an der Grimsel

Es scheint, dass das Ursprungsgemälde oben und an den Seiten weiterging. Warum nun die Mitte noch gut zu erkennen ist – keine Ahnung?!

Kunst oder Graffiti? Das war mir nicht gleich klar.

51 mal 54 Meter groß, soll es das größte Gemälde von Menschen sein. 2007 von Pierre Mettraux und seinem Team auf der Staumauer des Räterichsbodensees fertig gestellt, schaut Mélisande, die traurige Heldin einer altflämischen Sage ins Tal. Die Liebesgeschichte von Mélisande und Pelléas ist durch die gleichnamige Oper von Claude Debussy unvergesslich. Die fließenden Gesichter symbolisieren die Verbundenheit mit dem Wasser und davon lauert hinter der Staumauer rund 25 Millionen Kubikmeter. 

Da das Gemälde mit ökologisch abbaubaren Farben gemalt wurde, werden diese durch die Witterung immer mehr verblassen. Pierre Mettraux ging davon aus, dass das Gemälde maximal 10 Jahr hält. 12 Jahre später, ist dies Gemälde (oder ein Teil davon – wer weiß?). Für mich ein weiteres Indiz für die blaue Schweiz.

Gletscher und Eis

Eis ist nicht weiß, sondern blau. Licht setzt sich aus allen Farben zusammen, aber das Eis filtert (wie Wasser) rote, gelbe und grüne Lichtspektren aus. Je dicker das Eis, desto stärker wirkt dieser Filtereffekt und übrig bleibt reine blaue Farbe 🙂

Rittersporn – die blaue Pracht

Er zeigt, was Blau alles kann – Himmelblau, Stahlblau, Enzianblau, Kornblumenblau, Nachtblau, Veilchenblau oder auch Eisblau. Oder wunderbare Übergangstönen wie Zartlila, Violett und Rosenquarz bis hin zu reinem Weiß.

Der Himmel ist blau

… und die Berge gleich mit.

Hildegard, Berta und der Hirsch

Die Fresken von Paul Bodmer im Frauenmünster Zürich zeigen seit den 1920er Jahren in wunderbaren Pastelltönen die Gründungslegende des Münsters im dortigen Kreuzgang. Obwohl alle Farben eingesetzt werden, sind die Blau-Grün-Töne am eindringlichsten.

Zwei gottesfürchtige Schwestern, Töchter König Ludwigs des Deutschen, werden von einem Hirsch mit leuchtendem Geweih zum Beten in die Kapelle von Regula und Felix geleitet. Der Hirsch verweilt aber am anderen Ufer und wartet dort, um sie zurückzubegleiten. Hildegard und Berta erkennen darin ein Zeichen und errichten mit Unterstützung des Vaters dort ein Gotteshaus.

Regula von Alt-werden-kann-ich-später beschäftigt weniger die Farbgebung. Sie hat einen speziellen Zürcher Frauen-Stadtrundgang unternommen und sich von Latzhosen inspirieren lassen. Lasst euch überraschen. 

Trachten – natürlich gern blau

Stoff blau zu färben war gar nicht so einfach: Färberwaid machte es in Europa möglich. Ganze Landstriche wurden durch die aufwendige Blaufärberei geprägt. Der Seeweg nach Indien bracht schließlich echtes Indigo und das Aus für die heimischen Färber… wer Lust auf die ganze Geschichte der blauen Farbe hat: „Vom Wert der Farbe“. Super spannend!

Eringer Rinder

Der ultimative Beweis für meine These!

Eringer Rinder habe ich auf der Belalp getroffen, bewundert und fotografiert. Im World Nature Forum in Naters bei Brig finde ich unter dem Motto „Kuh ist auch Kunst“ diese wunderbaren blauen Rinder. Ganz so blau erschienen sie mir in Natura gar nicht. Aber das wissen die Oberwalliser Künstler sicherlich besser als ich… schließlich war ich nur zu Besuch und sie haben sie immer vor Augen.

Und machmal versteckt sich das Blau der Schweiz auch. Ist aber nicht weniger schön!

6 Antworten auf „Der Himmel ist blau – die Schweiz auch“

  1. Zürich und Wallis mit Dir haben mega Spass gemacht.
    „Blau sein“ bedeutet in unserem Dialekt „betrunken sein“ 🙂 „Die Schweiz ist blau“ bedeutet somit „die Schweiz ist betrunken“. Interessante Hypothese!
    Wunderschöne Fotos und ein ganz spezieller Blick auf mein Heimatland, mit dem eigentlich eher Rot und Weiss (Pass) assoziiert wird. Blau/weiss sind aber die Kantonswappen von Luzern, Zug und Zürich – was nicht heisst, dass die Hälfte der Bevölkerung ein Alkoholproblem hat.
    Am besten kommst Du bald wieder und wir vertiefen die Sache mit dem Blau-sein empirisch.

  2. Ach ja – auch in Deutschland ist „blau sein“, betrunken sein. Aber zum Beispiel „blau machen“ ist nicht zur Arbeit gehen… sondern sich eine schöne Zeit machen 😉

  3. „Blau machen“ komm von den Färbern. Sie legten die Stoffe am Sonntag in ein Indigo-Färbebad. Montags wurde die gefärbte Wolle aus dem Bad genommen und an der Luft getrocknet. Während die Wolle an der Luft trocknete und blau wurde, hatten die Färbergesellen nichts zu tun, machten blau.

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