Dorfgarten in Diemarden – von Sarah Christiansen

In meinem Lieblingsnetzwerk Texttreff tummeln sich über 900 wortgewandte Frauen und bewichteln sich am Jahresende/-anfang gegenseitig. Sarah ist im Coronajahr dem gemeinschaftlichen säen, jäten, gießen und ernten im Dorfgarten verfallen und hat – wie die meisten – die ungeheure Wuchsfreude der Zucchini unterschätzt 😉 Lieben Dank für diesen netten Einblick.

„Dorfgarten in Diemarden

Vor den Toren der Stadt Göttingen, am Rande des malerischen Gartetals, liegt Diemarden.

Diemarden
Das Gartetal ist an den Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel bei naturhungrigen Städtern, die dann mit dem Fahrrad durch das Tal düsen und sich die frische Luft um die Nase wehen lassen. Genau hier wurde im Frühjahr 2020 das Diemardener Dorfgartenprojekt ins Leben gerufen. Initiator war die Familie Füllgrabe, die den örtlichen Biobauernhof  betreibt. Es sollte die Dorfgemeinschaft stärken und war deshalb als Gemeinschaftsprojekt aus- bzw. angelegt. Ich war unter den Glücklichen, die ihren grünen Daumen unter Beweis stellen durften.

Die Rahmenbedingungen

Das Bio-Gemeinschaftsgarten-Projekt entstand auf einer ehemaligen Ackerfläche, die idyllisch zwischen Wiesen und Feldern gelegen ist. Dabei gab es zum einen Gemeinschaftsflächen, auf denen etwa Kartoffeln angebaut wurden, und die alle Gärtner zusammen betreuten. Zum anderen wurden eigene (durchaus umfangreiche) Parzellen angeboten, die sich ein oder mehrere Haushalte teilten. Wir haben beispielsweise eine Parzelle mit sechs Leuten begärtnert und sind damit gut hingekommen, sowohl was die Arbeit als auch was die Aufteilung des Gemüses betraf.

Gartenprojekt

Die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Gartenbetreuung waren optimal: So wurde etwa regelmäßig Wasser bereitgestellt, das wir Gärtner nur noch verteilen mussten, damit die Pflänzchen auch im Hochsommer nicht die Köpfe hängen ließen.

In einem Pferdeanhänger fanden sich zudem zahlreiche Arbeitsutensilien, wie Hacken oder Sägerät. Das war insofern sehr praktisch, als man das Gartengerät nicht hin- und hertransportieren musste, sondern immer alles zur Hand hatte. Die Pflänzchen und Samen für das Gemüse und die Kräuter wurden ebenfalls gestellt – natürlich alles Bio. In regelmäßigen Abständen flatterten zudem Dorfgarten-Neuigkeiten und tolle Rezeptideen für aktuell erntereifes Gemüse per Mail ins Haus.

Gemeinsam gärtnern mit Abstand

Auch das Dorfgartenprojekt blieb nicht von Corona bzw. den Coronaverordnungen verschont. Wie viel Gemeinschaft möglich war, richtete sich immer nach der jeweiligen Coronalage. Besonders im Frühjahr war das fiese Virus bekanntermaßen sehr aktiv und die Auflagen entsprechend streng. Dadurch fielen einige geplante Gemeinschaftsaktionen aus.

Im Sommer waren die Bedingungen besser und man konnte auch (auf Abstand) wieder mit mehreren Menschen gleichzeitig gärtnern. Ein Vorteil war dabei, dass alles immer unter freiem Himmel und draußen stattfand.

Ohne Fleiß kein Gemüse

Motiviert haben wir uns in das Projekt Dorfgarten gestürzt, gepflanzt, gejätet und gegossen – und wurden dafür mit einer reichen Ernte belohnt: Tomaten, Radieschen, Salat, Paprika, diverse Kräuter und zahlreiche andere Köstlichkeiten schleppten wir abends glücklich nach Hause. Es war sogar so viel, dass wir das Gemüse teilweise nicht mehr selbst verbrauchen konnten – insbesondere die Zucchiniflut zeigte uns irgendwann unsere Grenzen auf. Nachdem auch Freunde und Kollegen versorgt waren, wurden die Zucchinimonster deshalb eimerweise zum örtlichen FoodSharing geschleppt.

Blühstreifen

Fazit

Der Dorfgarten hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe gärtnerisch viel dazugelernt, etwa, dass man Brokkoli mit dem richtigen Schnitt mehrfach ernten kann, und einige neue Rezepte ausprobiert, um der Gemüseflut Herr zu werden. Besonders schön fand ich auch den Blühstreifen für Insekten, den es in jeder Parzelle gab und der u. a. auch Wildbienen anzog. Gartenarbeit und generell draußen zu sein macht mich glücklich und beides ist ein idealer Ausgleich zu meinem Schreibtischjob. Es war schön zu beobachten, wie auch Menschen, die anfangs nicht so überzeugt waren, plötzlich begeistert Flächen umgruben und mit großer Sorge und Umsicht die Tomaten gossen.

2021 bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei!“

Sarah Christiansen
Sarah Christiansen, Foto: Agnes Waidosch

Sarah Christiansen lektoriert und textet zusammen mit ihrer Kollegin Agnes Waidosch in Göttingen.

2 Antworten auf „Dorfgarten in Diemarden – von Sarah Christiansen“

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