Mehr als vierhundert Burgen und Schlösser, zweitausend botanische Sammlungen, Kurparks, Landschaftsgärten und moderne Stadtparks laden zum abwechslungsreichen, inspirierenden Parkhopping in Thüringen. Mit mehr als Blumen, Beeten und Bäumen!
Ich habe (unter anderem!) einen Bauhausvogel und Zwergpiraten, den kleinsten Baum der Welt, die erste Friedensnobelpreis-Trägerin, einen Koi Yamabuki, eine Wasserkugel mit Blumen und den Pilz des ewigen Lebens gefunden.
Parkhopping in Thüringen
Rund um die Landeshauptstadt Erfurt, in der 2021 die BUGA stationiert ist, liegen 25 sogenannte Außenstandorte der Bundesgartenschau. Da fällt die Auswahl schwer, denn obwohl frau denken mag: na ja – Blumen sind Blumen, Parks sind Parks, bietet doch jede Anlage so ganz eigene Faszinationen.
Knickgiebel und Teppichbeete, Rosen und Kois, Bitterorangen und Wasserkunst. Aber es locken auch Goethe und Freimaurer, Heckentheater und Färberwaid, Biedermeiercharme und moderne Ausstellungserlebnisse.
Dornburger Schlösser und Gärten – der Balkon Thüringens
„Ich weiß nicht, ob Dornburg Dir bekannt ist; es ist ein Städtchen auf der Höhe im Saaltale unter Jena; ich bewohne das alte neuaufgeputzte Schlößchen am südlichsten Ende. Die Aussicht ist herrlich und fröhlich, und unter meinem Fenster seh ich einen wohlgediehenen Weinberg.“
Johann Wolfgang von Goethe 1828
Nein – Goethe wohnte noch ein Schlösschen weiter südlich (im Renaissanceschloss) und sein Blick ging nicht auf dieses mittlere, sicherlich meist fotografierte, bunte Rokokoschlösschen, sondern in das Tal der Saale. Das Gesamtensemble der drei Dornburger Schlösser wurde durch den Hofgärtner Carl August Christian Sckell geprägt. Er hat die Schlösser über fünf Ebenen miteinander wunderbar verbunden.
Ein Rabe auf der Mauer lockt dezent in den 1748/49 als Pferdestall, Küche und Kavaliersgebäude erbauten Marstall unmittelbar gegenüber dem Rokokoschloss in Dornburg.
Dies ist die Letzte erhaltene und kontinuierlich weiter genutzte Werkstatt aus der Bauhaus-Zeit. Der Vogel auf der Mauer stammt von Heiner-Hans Körting, dem Vater des jetzigen Töpfermeisters Ulrich Körting. Dieser arbeitet noch hier und seine lebendige Töpferei kann inzwischen besichtigt werden. Von den von Heiner-Hans und Lisa Körting entworfenen Tierskulpturen ist vor allem die Drehkopf-Eule bekannt und beliebt.
Weimar – Park an der Ilm
Also was nun so römisch, am römischen Haus ist, erschließt sich mir nicht. Aber die Idee, den Sonnenaufgang im Park an der Ilm hier neben dem Brunnen zu erleben – denn sommerliche Sonnenuntergänge und laue Nächte scheinen auf lange Zeit fest in zahlreichen jungen Händen zu liegen – lockt schon sehr ...Wie dieser Zwerg allerdings seinen Weg in die Gemälde-Galerie des Untergeschosses gefunden hat, bleibt ein Rätsel. Die anwesende Gästeführerin ist sprachlos. Dabei zwinkert der Kerl doch ganz friedlich herab. Zunächst dachten wir, es sei ein Zwergpirat mit Augenklappe, aber dank Fotozoom ist nun deutlich zu erkennen, dass mit ihm alles fein ist 😉
Rennsteiggarten
„Das Wetter in Oberhof: im Winter kein Schnee und im Sommer nass“.
Zum Winterwetter kann ich nichts sagen … der Garten ist eine beeindruckende Anlage auf dem Hauptkamm des Mittleren Thüringer Waldes in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wanderweg Rennsteig. Mit rund 7 Hektar gilt der Rennsteiggarten als größte Gartenanlage für Gebirgsbotanik. Im Jahresdurchschnitt soll die Temperatur hier bei 4.2 °C liegen.
Ein Baum zeichnet sich gegenüber Büschen und Sträuchern als Baum aus, weil er unterschiedliche Hölzer und mehrfach verzweigte Seitentriebe bildet: Wurzelholz, Stammholz, Astholz, Zweigholz. Er ist mehrjährig und wächst jedes Jahr durch das Austreiben von Knospen. Seine Bestandteile verholzen dabei und nehmen kontinuierlich an Umfang zu.
Die Kraut-Weide wächst als sommergrüner und teppichartiger Baum auf dem Boden und erreicht Wuchshöhen von 2 bis maximal 10 Zentimetern. Der Stamm kriecht dabei unterirdisch, nur Zweige und Blätter sind über dem Boden sichtbar.
Gotha
Ohne den Leinakanal wäre Gotha nicht die Stadt der „Wasserkunst“. Von Mai bis Oktober fließt das Wasser über diverse Kaskaden zum Roten Rathaus. Seit 1895. In diesem Jahr soll die Sanierung des Hauptmarktes abgeschlossen werden …
Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner stellte ihr Leben in den Dienst der Friedens- und Frauenbewegung. Dafür erhielt sie als erste Frau 1905 den Friedensnobelpreis. Nun schaut die Pazifistin, die in Gotha auf eigenen Wunsch bestattet wurde, aus einem Zimmer des Hotel Luise, direkt auf die Wasserspiele.
Über den Film, der 2014 über sie erschien und der sich auf ihre Zeit als Sekretärin Nobels bezieht, ärgert man sich in Gotha. Bertha von Suttner hat mehr geleistet – ihr in zwölf Sprachen übersetzter und in 37 Auflagen erschienener Bestseller „Die Waffen nieder“ ist schließlich (leider) immer noch aktuell.
Bad Liebenstein – Schlosspark Altenstein
Der Blick fällt sogleich auf das prächtige Dach aus glasierten italienischen Ziegeln, die auf Wunsch des Herzogs das Gebäude im Buchenlaub verschwinden lassen sollten. Er wünschte es sich „wie eine Fata Morgana“.
Oder auf die berühmten Teppichbeete, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode waren. Der Zauber dieser Arrangements besteht darin, nicht mit Blüten, sondern mit Grün-Rot-Braun-Tönen des Blattwerks und unterschiedlichen Oberflächen und Strukturen Ornamente zu gestalten.
Doch weder die Teufelsbrücke noch das Morgentor Plateau, der Blumenkorbfelsen oder die Rotunde haben mich so verzaubern können wie dieses kleine Wasserspiel. Wie eine Glaskuppel schließt das fließende Wasser ein Blumengesteck ein. Durchsichtig, lebendig und dezent, bezaubert es gerade durch seine Schlichtheit.
Bad Langensalza – Japanischer Garten
In der Rosenstadt Bad Langensalza ist das Parkhopping gut zu Fuß zu machen. Also ein echtes Park-Springen 😉 Denn elf Parks und Themengärten in einer einzigen Stadt, das schafft frau. Zu verdanken ist diese blühende Stadt Bürgermeister Bernhard Schönau, der sich durch Rückschläge nicht entmutigen lies und seine Visionen in 24 Jahren Amtszeit nach und nach umsetzte.
Der japanische Garten – Garten der Glückseligkeit – steht im Zeichen der Achtsamkeit. Böse Geister schüttelt frau einfach auf der Zickzackbrücke ab 😉
Was wäre ein japanischer Garten ohne Koi? Diese entspannten Fische in unterschiedlichen, strahlenden Farben sind in ihrer Heimat ein echtes Statussymbol. Die Karpfen werden bis zu 80 Jahre alt und sind für ihre große Zutraulichkeit bekannt. In Bad Langensalza habe ich mehrere Gruppen von Kois gesehen – aber dieser Einzelgänger, ein Koi Yamabuki hat es mir besonders angetan.
Erfurt – Zitadelle auf dem Petersberg
Dreh und Angelpunkt des Gartenjahrs 2021 ist natürlich Erfurt – die Landeshauptstadt liegt für ein Parkhopping in Thüringen besonders günstig 😉
Und wartet selbst mit coolen Ideen auf. Pilze, alte Nutztierpflanzen, Naturschutz, Magerwiesen und die gelungene Ausstellung zu „Paradiesgärten – Gartenparadiese“ in der Peterskirche über Erfurt sind wirklich sehenswert.
In einer der Festungstunnel werden Pilze kultiviert. Größtenteils Speisepilze – verschiedene Seitlinge, Buchenpilze, Champignons. Aber auch DER Gesundheits- oder Vitalpilz hat ein Plätzchen ergattert: Reishi.
Dieser Pilz lebt weltweit auf Laubbäumen, bevorzugt auf Eichen. Er ist bitter und hart und seine gesundheitlichen Vorzüge sind nicht in allen Bereichen ausreichend belegt. Cool aussehen tut er aber auf jeden Fall!
Na – wollt ihr noch mehr über Parks und Schlösser in Thüringen erfahren?! Hier geht es weiter:
- Hofgärtner Sckell – ein grüner Daumen als Familienerbe
- Viviparie – dem Wetter ein Schnippchen schlagen
Mit freundlicher Unterstützung von Thüringen Tourismus GmbH, Erfurt. Mein besonderer Dank geht an Mandy Neumann von Thüringer Tourismus GmbH, die uns Querbeet durch Thüringen geleitet hat.
Den kleinen Feegarten (der ganz am Anfang dieses Beitrags zu sehen ist) habe ich im Schlosspark Belveder in der Nähe der Orangerie gefunden.
*Disclaimer
Dieser Artikel enthält Links zu touristischen Angeboten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür nicht bezahlt und nicht beauftragt worden und mein Beitrag entspricht meiner persönlichen Erfahrung.
3 Antworten auf „Parkhopping in Thüringen – ein Seitenblick lohnt“