Hofgärtner Sckell – ein grüner Daumen als Familienerbe

1823 übernahm Carl August Christian Sckell die Verantwortung für die knapp 4 Hektar große Gartenanlagen der Dornburger Schlösser. Und blieb 50 Jahre auf diesem Posten.

Die drei Bauwerke fügten sich bereits damals zu einem Ensemble als dynastischer Erinnerungsort und Sommerresidenz der Weimarer Großherzöge zusammen. Sckell verknüpfte die Gebäude mit drei Gartenräumen: einem neuen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild für das Renaissanceschloss, einem opulenten Rosen- und Blumengarten auf barocken Grundflächen um das Rokokoschlösschen und einem Obst – und Grasegarten beim Alten Schloss.

Dornburger Schlösser – durch Gärten verbunden

Rund hundert Meter über der Saale liegen auf steilen Muschelkalkfelsen die Gärten und Schlösser Dornburgs. Auf fünf verschiedenen Ebenen des Hangs hat Sckell sie über Terrassen, Laubengänge und Wege miteinander verbunden und sich die Topografie zunutze gemacht.

Spätestens seit Errichtung des Rokokoschlosses gab es Pläne, Weinbergterrassen anzulegen. Aktuell sind etwa zweitausendfünfhundert Rebstöcke in den Gärten und am Hang darunter 2 Hektar Weinberg angebaut, darunter historische Rebsorten wie „Honigler“ und „Seidentraube“.

Obst-, Grase- und Kräutergarten des Alten Schlosses

Kräutergarten Alten Schloss
Kleiner Gartenhof am Westflügel des Alten Schlosses

Schlossgärten dienten seit jeher auch der Versorgung. Mit „normalen“ Kräutern und Nutzpflanzen, aber schließlich immer lieber mit Delikatessen wie Pfirsichen, Aprikosen und – falls klimatisch umsetzbar (z.B. als Kübekultur in einer Orangerie) – Zitronen- und Orangenbäumen.

Blick vom Ehrenhof zum Alten Schloss
Blick vom mittleren Garten zum Alten Schloss

Garten des Rokokoschlosses

Strenge Linien und Strukturen prägen die barocken Gartenparterre vor und auf beiden Seiten des Rokokoschlösschens. Die geplanten Lustgärten wurden bis auf die geometrischen Grundstrukturen aber nicht verwirklicht.

Südlicher Garten – mit Baumsaal und Rosenlaubengang

Barockgarten
Rosenlaubengang

Südlich wechseln sich Spalier-, Kletter- und Beetrosen ab. Etwa zweitausend Stöcke, ein wilder Mix aus modernen und historischen Rosen unterstreichen den verspielten Charme das kleine Lustschlösschens. Rosen kamen zu Zeiten Sckells in Mode und waren Statussymbole – ihr Zucht ein Hobby von Fürsten und Fürstinnen, die die eigentliche Arbeit gern in fähige Hände gaben. Wie die des Hofgärtners Sckell 🙂

Baumsaal
Baumsaal mit Blick auf die Saale

Nördlicher Garten – mit Buchsbaum und Skulpturen

Dieser Gartenteil wurde erst 1966 durch den Dresdner Gartenarchitekten Hermann Schüttauf mit Buchsbaum und gestalterischen Elementen in die jetzige, barockisierende Form gebracht.

Englischer Landschaftsgarten des Renaissanceschlosses

Englischer LandschaftsgartenSeit etwa 1800 gab es einen neuen Trend in der Parkgestaltung, die der junge Sckell hier gleich umsetzte: den Englischen Landschaftspark. Statt gerader Achsen, gibt es geschwungene Wege und natürliche Sichtachsen. Gehölzgruppen und Bäume geben den Blick auf die Saale und runde Schmuckbeete frei oder versperren Perspektiven. Und selbst der Rasen darf mancherorts ein wenig wachsen. Der Maßstab für die Gestaltung ist nicht mehr die Kunst sondern die Natur selbst.

Der Landschaftsgarten erstreckt sich – anders als die übrigen Gärten der Anlage – vor allem hinter dem Schloss im oberen Hang in Richtung Stadt und Berghaus.

Sckell und Goethe

Goethe war nicht ganz unschuldig an Carl August Christians Karriere im Gartenbau. Er hatte dem jungen Mann empfohlen statt des angestrebten Theologiestudiums der gärtnerischen Familientradition treu zu bleiben. Ein Stipendium des Großherzogs gab wohl schließlich den Ausschlag für das Studium in Göttingen.

Goethes Zimmer Dornburg
Goethes Zimmer und Arbeitsplatz in Dornburg

Nach dem Tod des Landesvaters, Gönners und für Goethe – auch Freundes – Großherzog Carl August kam Goethe nach Dornburg, um in Ruhe und Einsamkeit zu trauern. Im ersten Stock des Renaissanceschlosses verbrachte der Dichter im Sommer 1828 zwei Monate. Betreut von Hofgärtner und Schlossverwalter Carl August Christian Sckell und seiner Frau Charlotte, die mit den Zwillingen Marie und Auguste im Erdgeschoss lebten. Sckell versuchte den Gast mit Speisen aus umliegenden Wirtschaften zu versorgen – was kläglich scheiterte: „bei dieser Kost könne er nicht bestehen“, so Goethe. Also setzte Sckell auf Selbstversorgung. Er vertraut auf die Kochkünste seiner Frau und versöhnt damit nicht nur Herrn von Goethe: „Fahren Sie so fort, guter Freund. Auf diese Art werden Sie mich aber so bald nicht los werden.“ Dieser sendet vielmehr Einladungen an Freunde und Verwandte und ludt diese ebenfalls ins Schloss, so das dort „täglich sechs bis zehn Personen zum Mittagstisch“ weilten 😉

Mehr Einzelheiten finden sich in den Aufzeichnungen Sckells „Goethe in Dornburg“.

Familie Sckell – eine Dynastie von Hofgärtnern

Friedrich Ludwig von Sckell gilt als der bedeutendste Gartenkünstler dieser Familie. Er war der Begründer des klassischen Landschaftsgartens in Deutschland, so wie ein visionärer Stadtplaner. Familie Sckell hat vor allem in den Parks und Gärten Bayerns und Thüringens deutliche Spuren hinterlassen. Carl August Christian wuchs im Gärtnerhaus von Schloss Belvedere in Weimar auf, wo sein Vater Johann Conrad als Hofinspekteur tätig war und den Jungen ins Handwerk einführte.

Hofgärtner Sckell (Christian Hill, Kurator der Dornburger Schlösser), erläutert die Elemente des Barockgartens

Dornburger Schlösser

Max-Krehan-Straße 2
07774 Dornburg-Camburg

Die Gärten sind ganzjährig ab 9 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet.
Der Eintritt ist frei.

Dornburger Schlösser

Na – wollt ihr noch mehr über Parks und Schlösser in Thüringen erfahren?! Hier geht es weiter:

  • Mit freundlicher Unterstützung von Thüringen Tourismus GmbH, Erfurt. Mein besonderer Dank geht an Mandy Neumann von Thüringer Tourismus GmbH, die uns Querbeet durch Thüringen geleitet hat.
  • Christian Hill, der Kurator der Dornburger Schlösser, schlüpfte wissens- und wortreich in die Rolle des Hofgärtners Sckell und gewährte unerwartete Einblicke in dessen Arbeit und die Zusammenhänge. Lieben Dank auch für die flotte, kompetente Klärung einiger Fragen!

    *Disclaimer

    Dieser Artikel enthält Links zu touristischen Angeboten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür nicht bezahlt und nicht beauftragt worden und mein Beitrag entspricht meiner persönlichen Erfahrung.

3 Antworten auf „Hofgärtner Sckell – ein grüner Daumen als Familienerbe“

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