Wer beim Aufschneiden einer Tomate kleine Sprossen statt Kernen findet, ist auf Viviparie gestoßen, von Lateinisch viviparus = „lebend gebärend“. Eigentlich ist das bei Tomaten nicht geplant, ein Enzym hemmt die Kerne am Keimen, solange sie noch innerhalb der Tomate sind.
Doch wenn man Tomaten lange liegen lässt, kommt das schon mal vor 😉 Ist nicht wirklich schlimm. Als Anzuchttomaten sind sie so perfekt!
Viviparie
Viviparie dient dem Überleben. Wenn die Umwelt mit viel Wasser (Mangroven) oder extrem kurzer schneefreier Zeit (Lebendgebärender Knötterich, Alpengräser) aufwartet, versuchen die Elternpflanzen dem Nachwuchs einen Wachstumsvorteil zu verschaffen. Da findet das Keimen und Wachsen auf der Mutterpflanze statt und es fallen voll überlebensfähige Pflänzchen herab, die sich nur noch verwurzeln müssen.
Echte oder unechte Viviparie?!
Diese Unterscheidung wird häufig vernachlässigt, es wird einfach von Viviparie gesprochen. Dabei gibt es kleine, feine Details: bei der „echten“ findet ein geschlechtliche, eine generative Fortpflanzung statt. Das bedeutet, dass die Jungpflanze neues Erbgut besitzt.
Die „unechte“ Viviparie ist hingegen eine ungeschlechtliche Fortpflanzung, also eine vegetative Vermehrung. So auch beim Knöllchen-Knöterich.
Lebendgebärender oder Knöllchen-Knöterich (Bistorta vivipara)
Er gehört zu den Wiesenknöterichen und wird in Österreich auch als Otterwurz bezeichnet. Direkt unter den weißen bis rosafarbenen Blüten sind Brutknospen oder -knollen, sogenannte „blütenstandsbürtige Bulbillen“. Diese sind mit Stärke gefüllt und aus ihnen treiben im Sommer kleine Blätter aus. Im Herbst fallen dann fertige Pflänzchen ab oder werden im Kropf eines Schneehuhns ein Stück des Weges gebracht. Schneehühner lieben Knöllchen-Knötterich 🙂 im Gegensatz zu Rindern, Schafen und Ziegen. Die lassen ihn stehen.
Doch da der Knöllchen-Knöterich als Hexenmittel galt und die alten Namen „Bring ma s wieder, Wiederkumm und Verloren-Kehrwieder“ trägt, wird er, wenn die Milch versiegt dem Vieh von Hirten untergejubelt.
Der Rennsteiggarten
Warum ich über den größten deutschen Garten für Gebirgsbotanik schreibe?! Na, weil ich dort über Viviparie gestolpert bin 😉
„Kalt“ und „nass“ sind sicherlich zwei Attribute, die dem Rennsteiggarten in Oberhof häufig verliehen werden. Schließlich deuten die Durchschnittstemperatur mit etwas über 4 Grad und bis zu 1400 l/m² Regen pro Jahr nicht auf mediterrane Verhältnisse hin. On top kommen noch rund 150 Tagen Schnee.
Doch genau diese Wetterbedingungen bieten mehr als viertausend Pflanzen aus fast allen Hochgebirgsgegenden der Welt perfekte Lebensräume. Und ganz zeitgemäß kann frau im Internet, auf Instagram und Facebook schauen, wer gerade blüht. Mich hat der Garten wirklich begeistert und ich war bestimmt nicht zum letzten Mal dort …
Na – wollt ihr noch mehr über Parks und Schlösser in Thüringen erfahren?! Hier geht es weiter:
- Parkhopping in Thüringen – ein Seitenblick lohnt
- Hofgärnter Sckell – ein grüner Daumen als Familienerbe
Mit freundlicher Unterstützung von Thüringen Tourismus GmbH, Erfurt. Mein besonderer Dank geht an Mandy Neumann von Thüringer Tourismus GmbH, die uns Querbeet durch Thüringen geleitet hat.
Und an meine lebensrettende Kollegin Heidrun, die mir eine Jacke lieh. Danke!
*Disclaimer
Dieser Artikel enthält Links zu touristischen Angeboten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür nicht bezahlt und nicht beauftragt worden und mein Beitrag entspricht meiner persönlichen Erfahrung.
Toller Artikel mit super Fotos – wie immer!