Morcheln – wahre Meister der Tarnung

Morcheln sind die erste echte Frühlingsherausforderung im Wald. Alles, was ich schon immer über das Pilzsammeln erzählt, geschrieben, ja sogar gedacht habe, stimmt bei Morcheln doppelt (und bei Trauer- oder Totentrompeten im Herbst). Kein anderer Pilz versteckt sich so geschickt.

Das gute dabei: wenn ihr die erste erspäht habt, geben die anderen auf und lüften ihren Tarnumhang augenblicklich.

Kleiner Tipp: es ist eine Speisemorchel, die ihr sucht

Die wichtigsten Regeln beim Pilze suchen:

  • Es braucht Ruhe und Zeit.
  • Am Wald- und Wegesrand besonders aufmerksam schauen.
  • Botanische Hilfe in Anspruch nehmen (nicht alle Pilze haben „Zeigepflanzen“, aber viele!)
  • Man muss sich vorsichtig bewegen – gerade die Versteckerkönige landen sonst schnell unter der eigenen Schuhsohle.
  • Mehrfach um die eigene Achse drehen.
  • Noch mal von der anderen Seite kommen.

(Diese Reihenfolge ist willkürlich – aber Ruhe und Zeit sind wirklich das Ah + Oh)

Morcheln im Wald
Wie viele Morcheln seht ihr?

Auflösung – zu sehen sind 9 Spitzmorcheln. Aber es waren insgesamt 14, die ich hier gefunden habe. Alle im sichtbaren (fotografierten) Bereich, doch gut getarnt.

Morchel ist nicht gleich Morchel

Oder vielleicht doch. Den geschmacklichen Unterschied, den die Fachliteratur wahrnimmt, kann ich nicht erschmecken. Doch wer weiß, vielleicht fehlt mir da die Feinheit – schließlich ist die Freude, endlich mal wieder frische Morcheln gefunden zu haben, schon etwas übertrieben und die Sinne eventuell nicht geschärft 😉

Von links: Spitzmorchel, Speisemorchel, Käppchenmorchel – Morcheln sind immer hohl

Spitzmorchel (Morchella elata)

Morcheln

Der Hut macht den Unterschied – er ist bei der Spitzmorchel – genau: spitz. Mit klarer Wabenstruktur. Er variiert in allen möglichen helleren bis dunklen Brauntönen. Der Stiel ist hell und frische Morcheln sind sehr brüchig. Daran könnt ihr sie von älteren unterscheiden. Auch verfärben sich die Ränder der Hutwabe mit dem Alter dunkler und werden weich. Die lasst dann einfach stehen. Auf alter Rinde und Rindenmulch finden sich Spitzmorcheln oft in großen Mengen. Allerdings meist nur ein Jahr lang. Daher achtet auf neu aufgemulchte Gärten, Industriegebiete, Parkplätze 😉

Hier am Bleßberg wütet der Borkenkäfer und die Bäume fallen wie die Fliegen. Zu meinem Leidwesen. Überall wird Holz geschlagen und die Rinde wird achtlos an die Wegränder verschoben. Die Spitzmorcheln finden es gerade perfekt.

Speisemorchel (Morchella esculenta)

Speisemorchel
Speisemorchel

Speisemorcheln habe ich bislang eher in Mischwäldern mit viel Licht und Laubbäumen und in Auenwäldern gefunden. Perfekt getarnt zwischen dem jungen austreibenden Grün und alten Blättern des Vorjahres. Der Hut ist eher rundlich oder breit kegelförmig, mit unregelmäßigen, wabenartigen Vertiefungen die nicht so geradlinig wie bei der Spitzmorchel sind. Auch ist er mehrheitlich heller. Der Stiel ist im Vergleich zum Kopf etwas breiter. 

Geschmacklich kann ich wenig Unterschied feststellen. Finde aber, dass Speisemorcheln eher zu Madenbefall neigen. Daher schneide ich die Köpfe zum Verarbeiten oder Trocknen in der Regel auf.

Käppchenmorchel (Morchella gigas)

Käppchenmorchel
Käppchenmorchel

Viel weißer Stiel und wenig dunkler Hut. Der dafür aber überstehend – der Pilzfachmann nennt das „halbfrei“. Die Käppchenmorchel scheint sich hier in Südthüringen an der Itz wohl zu fühlen und heißt hier liebevoll: Verbel. Denn sie ähnelt der Böhmischen Verpel, mit der sie auch entfernt verwandt ist. Bei der jungen Verpel ist der Stiel „wattig ausgefüllt“, also nicht von Anfang an hohl. Bei der Morchel ist er hohl.

Ich habe sie erstmals gefunden und da der Stiel durchs Trocknen zäh wird und ich ihn in der Regel zu Pulver vermahle, eignet sich die Käppchenmorchel super für den frischen Verzehr.

Vorsicht bei Morcheln

Es ist für mich weniger die Verwechslungsgefahr mit der Lorchel (die ich noch nie gefunden habe, die aber laut der Pilzsachverständigen ganz klare Unterschiede aufweist: der Kopf ist nicht so klar definiert, und waabig, sondern eher wabblig weich und die Stiele sind weiß.)

Die Morcheln selbst sind nicht ohne – also ohne Gefahr. Alle Pilze sind schwer verdaulich und sollten daher weder in großen Mengen, noch hastig verzehrt werden. Die Morchel darf aber auch nicht roh gegessen werden – was ja z.B. bei Steinpilzen ein echter kulinarischer Gewinn ist.  

Speisemorcheln
Speisemorcheln und ein paar Käppchenmorcheln

Daher bitte unbedingt gut anbraten, durchgaren oder 6 Monate getrocknet aufbewahren. Dann steht dem Morchelgenuss nichts im Weg. 

Getrocknete Morcheln
Getrocknete Morcheln – bei Kleinen lasse ich die Köpfe heil, das sieht hübscher aus

 

2 Antworten auf „Morcheln – wahre Meister der Tarnung“

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