Warum frau vom Ammersee nach Südthüringen umzieht, fragen sich viele. Und uns natürlich auch mal ganz direkt, ob wir noch bei Trost seien. Aber der Thüringer Wald, an dessen Südhang wir nun leben, kann es allemal mit Bayern aufnehmen – vor allem landschaftlich. Und im persönlichen Umgang auch häufig menschlich 😉
Thüringer Wald
Der Rennsteiggarten hat es mich schon ahnen lassen: es lässt sich gut hier leben. Auch wenn man nicht ursprünglich von hier kommt. Und – wie wir beiden norddeutschen Gewächse – keine Angst vor Wasser hat.
Von der Werra bei Eisenach im Nordwesten bis zum Oberlauf der Saale bei Saalfeld/Saale im Südosten, erstreckt sich der Thüringer Wald. Gut zu bewältigen auf knapp 170 Kilometer über den Rennsteig, der auf dem Kamm des Thüringer Waldes und Teilen des Frankenwaldes verläuft. Von Hörschel bis Blankenstein.
Wir leben im Thüringer Schiefergebirge an der südlichen Grenze zu Bayern am Fuß des Bleßbergs (der inzwischen leider noch mehr seines Fichtenbestandes eingebüßt hat, dieses Foto ist ein Jahr alt).
Die nahe Stadt Eisfeld gilt als die „Eingangspforte“ zum Thüringer Wald. Wobei es auch von uns noch einige Höhenmeter bis hinauf sind und wir liegen bei etwa 670 (der Ort hat eine ganz eigene Steigung). Von Eisfeld sind das noch deutlich mehr 😉 Ich gestehe: weit rein nach Thüringen haben wir es nicht geschafft, aber gerade die Weite des ehemaligen Grenzgebietes hat uns gelockt. Und der Blick in Richtung „Frankenland“ ist wunderbar.
Pilze
Es fühlt sich sehr nach Himmel an, wenn die Pilze kommen. Also eigentlich immer. Schließlich muss frau nur wissen, wonach sie Ausschau halten sollte.
Einfach nur mit meinem Korb aus der Haustür raus und schon bin ich bei ihnen. Jeder, der Pilze, Kräuter und die Natur liebt, kann meine Begeisterung dafür sicher nachvollziehen.
Zu Morcheln, Austernseitlingen und Maipilzen muss ich nicht mal den Berg hoch. Obwohl es weiter oben auch viel gibt – Steinpilze, Pfifferlinge, Stockschwämmchen, Reizker, Parasol, Rotkappen, Semmelstoppel, Täublinge, Krause Glucken … wirklich alles, was das Herz begehrt.
Oder es gab sie. Denn der Borkenkäfer ist wirklich nicht mein Freund. Viele Pilzstellen verschwinden, bevor ich auch nur die Chance hatte, sie zu finden. Noch kann der Berg es wieder ausgleichen. Ich hoffe, noch lange.
Unser Haus duftet das ganze Jahr: nach Holunderblüten, Kräutern und Pilzen, die trocknen. Nach Sirup und Marmeladen, die einkochen. Überall finden sich Spirituosen und Essige, die gemächlich vor sich hin reifen. Freunde profitieren direkt davon: wir haben immer irgendetwas Kulinarisches im Gepäck. Oder wir stecken es ihnen als Andenken an den Thüringer Wald ein.
Garten
Der eigentliche Grund, für den Kauf des Hauses im Thüringer Wald, war und ist aber unser Garten. Wild und schön, mit viel Potenzial. Und auch schon vor dem Einzug unserer Hühnerschar eigentlich Tier mäßig gut versorgt.
Es sind rund 3500 Quadratmeter mit unverbaubarem und ungestörtem Ausblick. Eine Streuobstwiese mit altem Baumbestand (viele Kirschen – ich glaube, wir decken fast alle Kirschenwochen ab!), einige Apfelbäume, eine Birne, eine Haselnuss (die liebevoll vom Nachbarn herüberwächst), eine Zwetschge (die leider schwächelt), mehrere Wildpflaumen (die viel Kern, aber auch Geschmack haben), ein megatoller, riesiger Walnussbaum, sowie eine Birke, mehrere Eschen, Fichten, Ahorn – was sich halt im Laufe der Zeit so ansiedelt.)
Wir haben diese Baumfülle um zwei Quitten (Mustea verzeih, es sind tatsächlich eine Apfel- und eine Birnenquitte – mehr war nicht zu erfahren), eine Kornelkirsche, zwei weitere Apfelbäume (Gravensteiner, Danziger Klarapfel), ein Pfirsichbäumchen und einen Ableger unserer Feige (die stand im Hof der Ferienwohnung bei Krempels) aus Diessen erweitert.
Tendenz: nicht aufhörend. Und natürlich auch weiter der Blick auf alte Sorten. Also Wünsche haben wir noch.
So haben sich die vorhandenen Johannisbeerbüsche um einen schwarzen erweitert, der Pfeifenstrauch (falscher Jasmin) ist gut angewachsen, die Zierquitte beim ersten Versuch nicht. Auch die wunderbaren wilden Rosen haben den Umzug nicht verkraftet. Genau wie der alte Lavendel.
Der Garten war wichtig und wird es immer mehr. Beetbereiche, Wasserflächen und Anzucht wachsen. Ich werde berichten.
Dorfgemeinschaft
Die Gelegenheiten, in denen ich mich in einer Kirche habe blicken lassen, kann ich zählen. Und komme dann darauf, dass ich hier zur Kirchgängerin mutiere. Zwei, dreimal im Jahr, finde ich mich dort wieder. Keine Angst, es ist nicht der plötzliche Glaube, der mich zieht – es ist die Dorfgemeinschaft. Denn bei 65 Einwohnern zählt jeder. Und es macht Spaß, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.
Also putzen und schmücken wir Kirche und Itzquelle, backen Kuchen, machen Holz und Feuer, fegen den Weg und die Treppe (manchmal), beköstigen die Kirmesgesellschaft und helfen möglichst, wenn Hilfe benötigt wird.
Es ist ein Leben, dass sich lohnt und wir genießen es (meist)! Im Haus ist noch wirklich viel zu tun, aber dafür wird es so ganz UNSER HAUS. Auch dank der Hilfe von Freunden, Familie und natürlich vor allem unseres Sohns und seiner Truppe.