Ein Wiedersehen in der Rhön

Da stehen sie nun und schauen, die schwarzköpfigen Rhönschafe, die geschorenen. Vielleicht sind sie ja seit dem letzten Buch meine heimlichen Lieblinge… doch diesmal bin ich auf Einladung der Thüringen Tourismus in Thüringens Rhön und nicht in Hessen oder Bayern. Denn siehe da: die Rhön war (ist) dreigeteilt. Und das „Land der offenen Fernen“ war in der Zeit des kalten Krieges und der DDR ein Landstrich der Grenze und Bedrohung. 

Blick von Point Alpha in die offene Ferne

Anschaulich wird dies an der Gedenkstätte Point Alpha. Es gibt schlechte, gute und hervorragende Gedenkstätten und Führungen. Wir hatten das große Glück, dass die Gedenkstätte wirklich hervorragend aufgebaut ist und wir mit David einen außergewöhnlich eloquenten Mann an unserer Seite hatten. Das David und seine Kollegen diese Führungen ehrenamtlich durchführen, tut der Qualität wahrlich keinen Abbruch – sollte aber vielleicht mal dem ein oder anderen Verantwortlichen zu Denken geben…

Rhönschafe

Doch zurück zu „meinen Schafen“: sie sind die schwarzköpfigen Maskottchen der Rhön und weisen als einzige mitteleuropäische Schafrasse unterschiedliche Farben an Kopf und Beinen auf. Während Körper und Beine wollweiß sind, ist der Kopf immer kurzhaarig und schwarz. Seit dem 16. Jahrhundert soll diese Rasse bereits in der Rhön leben und zählt damit zu den ältesten deutschen Nutztieren. Aus Mangel an Weideflächen im Tal legten die Rhönschafe schon immer große Entfernungen zurück, um alltäglich von den Siedlungen hinauf auf die Hochflächen der Rhön zu wandern.

Der französische Kaiser Napoleon soll sich bei einem Feldzug in den Geschmack der kleinen Schafe verliebt haben. Durch ihn entwickelte sich im 19. Jahrhundert das sogenannte „Pariser Geschäft“, ein florierender Handel zwischen Frankreich und der Rhön. Als “mouton de la reine“, also als „königliches Schaf“, eroberte das Rhönschaf die Herzen und Küchen der Feinschmeckernation. Über Würzburg und Straßburg wurden bis zu 80.000 Tiere jährlich fast 1000 Kilometer bis nach Paris getrieben.

 Die Rhönschafe wurde ursprünglich in kleinen Herden von zwei bis zwanzig Mutterschafen zur Selbstversorgung mit Wolle und Fleisch gehalten und nicht weiter züchterisch gefördert. Daher sind sie im Verhältnis zu anderen Schafrassen eher klein geblieben und der Anteil an edleren Fleischstücken wie Keule und Rücken ist geringer als bei anderen Schafen.

Aufessen, um es zu bewahren!

Das ist die Philosophie von Slow Food, der ich mich nur anschließen kann. Denn nur wenn die Menschen die Qualität eines Produktes schätzen und Rhönschafe bewusst essen wollen, können wir die Schafe in der Rhön langfristig retten.

Auch heute ist das Fleisch der Rhönschafe durch das langsame Wachstum relativ kurzfaserig und entsprechend zart, die reine Weidehaltung erhöht das Aroma und ein geringer Fettanteil verringert den unbeliebten „Schafgeschmack.“

„Stapelschafe“, von Johanna Barth, Holzbildhauer-Meiserschülerin, Bischofsheim

 Leider ist es gar nicht so leicht, echte Rhönschafe zu kaufen. Schließlich ist die Schäferei kein wirklich lukratives Geschäft. Bei meinem letzten Besuch gab es bei etwa 25.000 Schafen in der Rhön nur etwa 4.500 Rhönschafe. In Thüringen etwa 2.000, 1.500 in Bayern und rund 1.000 in Hessen – Tendenz fallend. Ihre derzeitige Bedeutung für die Rhön liegt vor allem in der Landschaftspflege.

Ich kenne inzwischen eine Einkaufs-Möglichkeit in Franken, 97656 Oberelsbach-Ginolfs, eine in Hessen, 36381 Schüchtern (hier gibt es auch eine Onlinebestell-Option) und jetzt auch eine in Thüringen:

Rhönland, 36466 Dermbach.

Und von dort habe ich dann auch gleich noch eine alte thüringische Spezialität mitgebracht:

Zamete

Kartoffeln schälen und mit Salz kochen, etwas Mehl an die gegarten, abgegossenen Kartoffeln stäuben und zusammen noch mal etwas nachdämpfen lassen. Dann stampfen, damit es einen festen Teig gibt, den man mit Salz abschmeckt. Wahlweise Grieben oder geräucherten Speck in einer Pfanne rösten, eine ordentliche Portion gewürfelte Zwiebeln mit anbraten. Dann wird die Kartoffelmasse mit den Fingern in die Pfanne gezupft und man passt auf, dass es nicht anbrät oder hart wird. Traditionell gibt es dazu rohes Sauerkraut und Buttermilch.

Und wahrscheinlich eher kein Rhönschaf – das war für besondere Anlässe vorgesehen und es wäre toll, wenn das auch künftig wieder so werden würde.

Weitere Geschichten aus der Rhön:

Mit freundlicher Unterstützung von Thüringen Tourismus GmbH*, Erfurt, die mich zu einer Pressereise in die Rhön eingeladen haben.

Mein besondere Dank geht an Kerstin Neumann von Thüringer Tourismus GmbH und Anja Schuchert von der Rhön GmbH*.

*Werbung

Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür zwar weder bezahlt noch beauftragt worden, doch da ich Produkte/Produzenten nenne, muss ich dies als Werbung kennzeichnen. Und wisst ihr was – diesmal ist es wirklich welche 😉

4 Antworten auf „Ein Wiedersehen in der Rhön“

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