Buxtehude, die Märchenstadt an der Este, wurde als erste deutsche Hafenstadt um ein zentrales Hafenbecken gebaut. Im Moor beim Kloster Buxtehude. Wegen des Geländes mit einer grachtenartigen Flethanlage nach niederländischem Vorbild – und zwar schon 1285. Sogar die weißen Metallgeländer am Fleth scheinen direkt aus Holland zu stammen 😉
Dies war damals übrigens die modernste Hafengründung in Deutschland!
Hansestadt Buxtehude
Seit 2014 darf Buxtehude den Titel Hansestadt wieder tragen – er war ihr zwischenzeitlich abhandengekommen 😉
Dabei ist die kleine Stadt im Alten Land seit dem Mittelalter ein wichtiger Schifffahrtsknotenpunkt gewesen. 1363 erstmals als Mitglied der Hanse erwähnt, rangierte sie damals auf einer Stufe mit Kiel und Uelzen.
Bis 1962 liefen hölzerne Ewer, die für die Niederelbe typischen Plattbodenschiffe, hier über Este und Nordfleth ein und aus. Buxtehude und Stade waren Sammelplätze für das Getreide der Elbmarschen, das vor allem in die Niederlande verschifft wurde und von dem sich Buxtehude eindeutig inspirieren lies.
Allerlei Tiere
Ganz gleich, um welche Ecke frau in Buxtehude biegt – irgendein Tier ist schon da. Mit Vorliebe ein Igel oder Hase, aber auch Bullen, Hunde, Enten, Schweine und Einhörner sind aus unterschiedlichen Gründen über die ganze Stadt verteilt.
Hase und Igel
Hier sollen sie also um die Wette gelaufen sein – der schnelle Hase und der schlaue Igel. Also gelaufen ist ja nur der Hase, der Igel und seine Frau versteckten sich jeweils am Anfang und Endpunkt und trieben den Hasen mit ihrem „Ick bün al dor! – Ich bin schon da!“ immer weiter…
Sowohl die Brüder Grimm, als auch Ludwig Bechtstein veröffentlichten die Fabel in ihren Sammlungen. Doch ursprünglich ist es eine alte plattdeutsche Erzählung, die Wilhelm Schröder 1840 in seinem Hannoverschen Volksblatt erstmals veröffentlichte: „Ein plattdeutsches Volksmärchen. Dat Wettlopen twischen den Hasen un den Swinegel up de lütje Heide bi Buxtehude“.
Ob das Rennen wirklich hier in Buxtehude stattfand, lässt sich nicht mehr abschließend klären. Ursprünglich soll in der Nähe von Bremerhaven gelaufen worden sein – in Bexhövede. Wie die Brüder Grimm auf Osnabrück als Rennplatz kamen, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Aber sind wir mal ehrlich – der Geschichte tut es keinen Abbruch und bei all den Tieren, die die Buxtehudener bei sich aufgenommen haben, passen Hase und Igel super dazu.
Sie waren schon da ;-))))
Der Buxtehuder Bulle
Kennt ihr Ferdinand den Stier? Wieder ein Märchen, diesmal aber aus Spanien. Es handelt von einem absolut harmoniesüchtigen jungen Stier, der durch einen Bienenstich in Raserei gerät und als vermeintliche Kämpfernatur in der Arena landet. Wo sich der eingeschworenen Pazifist als absolute Fehlbesetzung outet und wieder heim auf die Wiese kommt.
Ferdinand gilt als Symbolfigur für den Buxtehuder Bullen. Dahinter verbirgt sich einer der ältesten und wichtigsten deutschen Literaturpreise, der das beste Jugendbuch des Jahres auszeichnet.
Die Jury besteht aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen und wird jedes Jahr per Los neu zusammen gesetzt. Dadurch werden sicher untypische Entscheidungen gefällt – ein Umstand, der mich wirklich freut. Denn ein Jugendbuch soll Jugendlichen gefallen 😉
Die Idee zum Literaturpreis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, stammt vom Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann. Er wurde 1971 dafür belächelt, aber der Erfolg gibt ihm recht.
Entenlärm in Buxtehude
Und weiter geht es mit den Geschichten. Diesmal auf dem Wasser, das in der Hafenstadt Buxtehude durch das kleine Flüsschen Este und die Flethanlage gefühlt allerorts zu finden ist. Über den daher auch überall zuhörenden Lärm der Enten, sollen sich Besucher geärgert und beschwert haben. Kurzerhand wurden die Enten eingefangen und dafür schweigsame, schöne Schwäne aufs Wasser gesetzt. Aber das Geschnatter fehlte, der Bäcker, der Postbote und allerlei andere Werktätige verschliefen prompt.
So holte man die Enten wieder zurück nach Buxtehude und hat hoffentlich wenigstens hier erkannt, dass es nicht nur eine Sichtweise gibt, sondern Gut und Schlecht einander ergänzen.
Einhörner – je bunter, desto besser
281 Jahre lang gab es die Rats- und Einhorn-Apotheke in Buxtehude und diese wanderte in dieser Zeit vom Westfleth in die Lange Straße. 2015 schloss sie, aber die Einhörner hat das zum Glück nicht vertriebt. Sie schauen jetzt im Café PomPom den Gästen auf die Teller. Und so manche süße oder herzhafte Kreation trägt ihren Namen.
Wahrscheinlich ist es noch mal netter, wenn frau am Fleth oder im schnuckligen Garten sitzen kann… also wenn das Wetter mitspielt.
Buxtehude liegt da – wo Hunde mit dem Schwanz bellen
Diesmal geht es gar nicht um Tiere, sondern um Glocken. Und ob die Geschichte wahr ist, lässt sich wie so oft nicht abschließend klären.
„In Buxtehude, einer Stadt mit niederländischen Siedlern, wurden die Glocken schon mit dem Seil geläutet, als sie woanders noch mit dem Hammer angeschlagen wurden. Glocke hieß auf Niederländisch – Hunte, läuten – bellen. Und das Seil sah schon bald wie ein Schwanz aus. Der Sinn der Worte ging verloren, ihr Klang blieb. Und deshalb bellen heute in Buxtehude die Hunde mit dem Schwanz.“
Schweine
Auch wenn es die Schlachterei Klaus Bitter in Buxtehude nicht mehr gibt, ihre bronzenen Schweine sind noch vor Ort. Also an der Fachwerkmauer im Durchgang Westfleth „versteckt“. Was leider nicht perfekt gelang, denn der Eber wurde gestohlen und trotz eines hohen Finderlohns nicht zurück gebracht. Ein neuer hat seinen Platz eingenommen.
Die Familie Bitter war eine wohlhabende, angesehene Familie in Buxtehude. Über viele Generationen. Und das Schweine ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Alten Land sind, ist auch in anderen Städten zu sehen… in Stade sitzt allerdings der Metzger auf dem Dach 😉 In Buxtehude ein Schwein.
Weitere Geschichten aus dem Alten Land:
- Die Sache mit der Soße – Jens Rittmeyer
- Apfelvielfalt im Alten Land
- Finkenwerder Herbstprinz – auch flüssig eine Wucht
- Der unsichtbare Dritte – im Alten Land
Mit freundlicher Unterstützung von TourismusMarketing Niedersachsen GmbH*, die mich zu einer Pressereise ins Alte Land eingeladen hat.
Mein besonderer Dank geht an Renate Rebmann und Kathrin Deichmann, die die Kollegen und mich coronakonform durch Niedersachsen geleitete haben.
Zwei Sichtweisen auf Buxtehude – einmal mit viel Regen auf den Spuren der Hexenprozesse und einmal mit etwas weniger Regen und Blick auf die Hanse – verdanke ich den Führungen von Marlies Hauschildt* und Karina Schneider*.
Im Café PomPom* durften wir unter steter, wohlwollender Beobachtung der Einhörner allerlei verkosten. Danke auch dafür.
*Werbung
Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür zwar weder bezahlt noch beauftragt worden, doch da ich Produkte nenne, kennzeichne ich diese als Werbung.
Unterwegs nach Buxtehude. Werden auf Deinen Spuren die Stadt entdecken. Danke für den super Beitrag.
Regula
Sehr schön – viel Spaß dabei!